Düsseldorf. Männer, nehmt euch in Acht: Die Möhnen sind los. An Altweiber startet der Karneval in Düsseldorf, Köln und am Niederrhein in die heiße Phase.
Heute, pünktlich zum Start des Straßenkarnevals, sind die Städte in Frauenhand: Endlich dürfen sie nach zwei pandemiebedingt ausgefallenen Karnevalssessionen wieder „Altweiber“ feiern und die Rathäuser stürmen. Anlass genug, mit der Düsseldorfer Möhne Anke Conti Mica zu reden. Ein leicht augenzwinkerndes Gespräch übers Gendern, Bützen – und den Möhnesee.
Wie darf ich Sie nennen? „Obermöhne“?
Anke Conti Mica: Nur Möhne, bitte. Wobei...
Ja?
…ich gestehen muss, dass ich an Altweiber nach vielen Jahren mal nicht als Möhne gehen werde.
Ach was?
Ich bin als ehemalige Venetia (Düsseldorfer Karnevalsprinzessin, Anm. d. Red.) Ehrenmitglied bei der Prinzengarde Blau-Weiss, die eine Bühne am Carlsplatz übernommen hat. Dort gibt es ein karnevalistisches Bühnenprogramm, das von ein paar ehemaligen Venetien durchgeführt wird. Insofern musste ich mein Möhnenstatus einmal an den Nagel hängen.
Wie wird man denn eigentlich Möhne?
Traditionell war es früher so, dass sich die alten Frauen an Altweiber freigenommen haben, Küche Küche und Kinder Kinder sein ließen und einfach losgezogen sind. Heute muss man sich eigentlich nur mit ein paar Frauen zusammentun, sich entsprechend zurecht machen, und dann kann es losgehen. Man muss also einfach sagen: Ich habe Lust darauf, ich mach das jetzt.
Was braucht eine Möhne?
Die Möhne ist ja ein altes Weib. Wichtig ist ein langer dunkler Rock, was Helles gilt nicht. Oben rum möglichst schick – vielleicht mit einem Rüschenblüschen. Es braucht ein ordentliches Jäckchen gegen die Kälte. Da darf auch der ganze Schmuck rausgeholt werden! Ganz wichtig: graue Haare mit Dutt. Wenn man sie nicht von Hause aus hat, kann man leicht mit einer Perücke aus dem Karnevalsgeschäft nachhelfen.
Es gehört ein Hut auf den Kopf und eine Brille auf die Nase, damit man besser gucken kann. In die Handtasche gehört natürlich eine Schere, damit den Männern der Schlips gestutzt werden kann. Ansonsten sollte sie mit viel Durchsetzungsvermögen den Männern gegenübertreten. Sie sollte mit ganz viel Spaß durch den Tag gehen.
Lassen Sie uns über Gleichberechtigung reden: Sind Möhnen unter Genderaspekten noch angesagt?
Ich bin dafür, dass Frauen Frauen und Männer Männer sein dürfen. Ich weiß nicht, ob man alles gendern muss. Und: Es ist ja auch ein Spaß. Wenn Karnevalskostüme reglementiert werden, finde ich das sehr schade. Selbstverständlich darf man mit einem Kostüm nie jemanden kränken, die Achtung und der Respekt aller muss gewahrt werden. Was aber sollte gegen ein Möhnenkostüm sprechen. Das ist eine alte Liebe, eine alte Tradition, die man durchaus erhalten soll. Man kokettiert ja im Karneval gerne mal mit alten Traditionen und Regeln.
Also dürfte auch ein Mann als Möhne gehen?
Das ist schwierig...
Das wäre Unterwanderung!
Das sehe ich auch so. Ich gehe ja auch nicht als Karnevalsprinz!
Ist es nach fast drei Jahren Pandemie ein besonderes Altweiber?
Ja, so wie wir eine besondere Karnevalssession haben. Ich habe durchweg festgestellt, wie sehr ich den Karneval vermisst habe. Ich habe es bislang sehr genossen, auf viele Veranstaltungen zu gehen – große wie kleine. So wie es mir geht, geht es auch anderen nach zwei ausgefallenen Sessionen. Mal abgesehen von der Pandemie, die wir durchgemacht haben, gibt es ja eine Vielzahl anderer schrecklicher Nachrichten.
Also darf man ohne schlechtes Gewissen feiern, sich des Lebens freuen?
Unbedingt! Das tut doch der Seele gut, wenn man mal Alltag und Sorgen vergessen kann. Es gilt die alte Regel: Lachen macht gesund.
Wird wieder gebützt?
Natürlich! Auch das tut dem Menschen gut: Sich einfach mal in den Arm nehmen, sich gerne haben.
Fahren Möhnen eigentlich gerne zum Möhnesee?
Sehr lustig! Ich weiß, wo er liegt, aber war tatsächlich noch nie da. Es ist ja eine unterschiedliche Herleitung: Der Möhnesee leitet sich vom Fluss Möhne ab. Und die Möhne im Karneval wird aus dem altdeutschen von „Mume“ abgeleitet. Ein Ausdruck aus dem rheinischen. Die Möhne ist ein rheinisches Kostüm. Ich glaube, es ist tatsächlich vorwiegend ein Düsseldorfer Brauch.