Witten. Wie endet Weihnachten nicht in Bergen von Altpapier und einer viel zu hohen Stromrechnung? Diese Tipps gibt ein Wittener aus dem Unverpacktladen.
„I’m dreaming of a white christmas“, ertönt es am Dienstagnachmittag aus den Lautsprechern im Wittener Unverpacktladen „Füllbar“. Doch typisch weihnachtlich sieht es dort im Vergleich zu den Nachbarsgeschäften gar nicht aus – zumindest nicht auf den ersten Blick. „In der Weihnachtszeit sollten Liebe und Harmonie schließlich im Vordergrund stehen“, sagt Mitarbeiter Fin Aaron Geldermann. „Und das können wir auch vermitteln, ohne dabei unser minimalistisches Bild zu verlieren.“
Statt Lichterketten und gekaufter Weihnachtsdeko stehen Gläser mit selbst gesammelten Tannenzapfen und Blättern auf den Tischen. Statt einer grünen geschmückten Tanne dient ein Sockenständer aus Holz als Weihnachtsbaum. Die Socken, die dort dranhängen, sind mit weihnachtlichen Printmustern verziert und bestehen aus Bambusviskose anstatt aus Holzviskose. „Weil Bambus deutlich schneller nachwächst als Holz“, erklärt Geldermann. Mit vielen Kleinigkeiten könne man das „Fest des übertriebenen Konsums“ wieder mehr zum „Fest der Liebe“ machen.
Weihnachtsbäume ja, aber ohne sie zu töten
Für die meisten Menschen ist der Tannenbaum nicht vom Weihnachtsfest wegzudenken. Doch damit fängt es bereits an: „Eine Tanne zu fällen und sie damit nur sterben zu lassen, um sie für ein bis zwei Wochen als Wohnzimmerdekoration zu nutzen, ist von Nachhaltigkeit weit entfernt“, sagt der Wittener. Alternativ könne man zum Beispiel einen Baum aus alten Pappkartons basteln oder aus Totholz bauen.
„Ein schönes Projekt, das man als Familie zusammen machen kann“, so Geldermann, der selbst Vater von zwei kleinen Kindern ist. Wer großen Wert auf einen echten Baum lege, der könne auch einen Tannenbaum im Topf mieten. „Oder man schmückt stattdessen Topfpflanzen, die man ohnehin schon zu Hause stehen hat.
Alte Kugeln von Oma statt Lametta und Schneespray
Aber wie steht es überhaupt um den Baumschmuck? Was kann man guten Gewissens an seine Weihnachtsbaumalternative hängen, ohne der Umwelt damit zu schaden? „Lametta und Schneespray sind da definitiv raus“, sagt Geldermann. Aber es spreche nichts dagegen, den Baum mit Kugeln oder gebastelten Sternen zu schmücken, die man Jahr für Jahr wiederverwendet.
- Weihnachtszeit in Witten – Lesen Sie auch:
- Die schönsten Bilder vom Weihnachtssingen im Bahnhof Witten
- So lief der verkaufsoffene Advents-Sonntag in Witten
- Weihnachtsfeier in Witten: Wo die Reservierung knapp wird
- Weihnachtsbäume in Witten: Wo sie 2022 verkauft werden
Bei der Lichterkette gingen die Meinungen zurecht auseinander. „In meiner Familie verwenden wir Kerzen aus Bienenwachs, aber da muss man natürlich gut aufpassen, dass nichts anbrennt“, so der 27-Jährige. Eine Lichterkette aus LED-Lampen sei hier der beste Kompromiss. „Außerdem muss der Baum ja auch nicht permanent leuchten“, sagt der Wittener.
Geschenkpapier muss nicht zwingend neu gekauft werden
Viel Müll entsteht vor allem beim Verpacken der Geschenke. „Und für jedes Frischfaserpapier muss ein weiterer Baum sterben“, erklärt Geldermann. Die besten Alternativen zum Geschenkpapier seien Dinge, die man sowieso zu Hause hat und nicht mehr braucht, wie Zeitungspapier, Schuhkartons, alte Küchenhandtücher oder Stoffreste.
Wem die weihnachtlichen Printmuster auf seiner Verpackung wichtig sind, der könne statt Frischfaserpapier auch recyceltes Geschenkpapier kaufen, zum Beispiel bei dm oder Rossmann. Eine weitere Möglichkeit sei es, altes Geschenkpapier wiederzuverwenden, das man selbst einmal geschenkt bekommen hat. „Meine Oma hat früher sogar immer altes Geschenkpapier gebügelt und uns dazu ermahnt, es beim Auspacken nicht aufzureißen“, schmunzelt der Wittener.
„Das nachhaltigste Geschenk ist Zeit“
Aber ist die Bescherung an Weihnachten überhaupt mit einem umweltbewussten Lebensstil zu vereinen? „Natürlich darf es an Weihnachten Geschenke geben“, betont der Wittener. Aber man könne vor allem sinnvolle Dinge schenken, die eine Person wirklich gebrauchen kann.
Vor allem bei Kindern müsse man es seiner Meinung nach mit den Geschenken nicht so übertreiben. „Die Geste, dass man an jemanden gedacht hat, sollte im Fokus stehen und nicht der Geldbetrag, auf den man mindestens kommen muss“, sagt Geldermann. Das nachhaltigste Geschenk sei vermutlich einfach Zeit. „Davon haben dann auch beide etwas.“