Witten. . Die „Füllbar“ öffnet im Wiesenviertel. Der Laden hat 60 Lebensmittel lose im Angebot. Damit wollen die Betreiber vor allem eins: Müll vermeiden.

  • „Füllbar“ öffnet am Samstag (20. Mai) in einem Hinterhof der Steinstraße im Wiesenviertel
  • Hier können die Kunden Lebensmittel ohne Verpackung kaufen und damit Müll vermeiden
  • Studentinnen der Uni Witten/Herdecke hatten die Idee zum umweltfreundlichen Konzept

Es duftet nach Holz, aus dem der größte Teil der Einrichtung besteht. Auf dem Boden stapeln sich große Papiersäcke mit Linsen und Haferflocken, die in ihre Behälter gefüllt werden müssen. Einen Tag vor der Eröffnung am Samstag (20. Mai) gibt es noch viel zu tun in der „Füllbar“ – Wittens erstem Laden, in dem Kunden verpackungsfrei einkaufen können.

Kunden bringen eigene Behälter mit

Das neue Geschäft hat seinen Platz in einem Hinterhof des Wiesenviertels. Die Idee dazu entsprang den kreativen Köpfen zweier Studentinnen der Uni Witten/Herdecke. Abfall zu vermeiden – das ist das erklärte Ziel dahinter. Denn das Prinzip funktioniert wie folgt: „Man bringe seine eigenen Behälter mit, wiege sie vor Ort, fülle sich das gewünschte Produkt ab und bezahle“, erklärt Jenny Zylla (25), die Psychologie studiert.

Langkornreis, Haferflocken, Rote Linsen, Dinkelkerne und Nüsse, aber auch Nudeln, Backpulver und Hefe können sich die Leute hier aus großen Gläsern oder metallenen Boxen abfüllen. Insgesamt 60 Basislebensmittel in Bioqualität sind zunächst im Angebot – Trockenprodukte eben, die es sonst in der Regel nicht unverpackt gibt. Außerdem Waschmittel, Allesreiniger und Zahnputztabletten, die Plastiktuben überflüssig machen. Läuft’s gut, wird das Sortiment erweitert. „Und wenn fünf Kunden reinkommen, die getrocknete ungezuckerte Feigen wollen, dann wird’s die bald geben“, sagt Katharina Lucas (23), Studentin der Medizin.

Gerade erst nach Witten gezogen und ganz neu im Team: Milena Maasz (26). Sie studiert Nachhaltige Unternehmensführung. Das passt prima zum Füllbar-Konzept.
Gerade erst nach Witten gezogen und ganz neu im Team: Milena Maasz (26). Sie studiert Nachhaltige Unternehmensführung. Das passt prima zum Füllbar-Konzept. © Thomas Nitsche

Inzwischen gehören sechs Leute zum festen Team und ein Pool an Helfern. Zunächst sind alle ehrenamtlich im Einsatz. Im Grunde hat keiner Erfahrung mit einer Unternehmensgründung. „Learning by doing“ – das ist ihr Motto. Um die Selbstständigkeit zu umgehen, wurde ein Verein ins Leben gerufen, der den Laden führt. „Wir haben viel recherchiert, haben uns solche Läden angeguckt, die es etwa in Berlin und Münster schon gibt, und stehen mit denen in Kontakt“, sagt Jenny.

Vor einem Jahr waren sie auf dem Wiesenviertelfest mit einem Stand vertreten und haben ihre Idee vorgestellt. „Da sind schon total viele Wittener auf uns zugekommen, viele Familien, die begeistert waren“, sagt die Psychologie-Studentin. „Deshalb haben wir die Hoffnung, dass es anschlägt.“ Witten, findet sie, sei dafür ein gutes Pflaster. Die Gemeinschaft im Wiesenviertel sowieso. „Die unterstützt uns.“ Die Kulturinitiative Stellwerk lieferte die Startfinanzierung, viele private Spenden gingen ein. Die Einrichtung hat Vivien Weidner als Bachelor-Arbeitsprojekt selbst entworfen. Alles entstand in Handarbeit und aus nachhaltigem Material. Und schließlich, sagt Jenny, müsse von diesem Laden ja keiner leben.

Früher Mehl im Beutel aufbewahrt

Übrigens: So neu ist die Idee mit dem Abfüllen gar nicht. „Älteren Leuten muss man das Konzept nicht erklären“, sagt Jenny. Die hätten ja früher Mehl und Reis auch in Stoffbeuteln aufbewahrt. Ihre Oma habe ihr neulich sogar welche aus alten Bettlaken genäht. Wer gerade kein passendes Behältnis dabei hat, kriegt auch das in der Füllbar. Zum Beispiel Baumwollbeutel – neue.

>> INFO

  • Die Füllbar feiert am heutigen Samstag (20. Mai) im Hinterhof an der Steinstraße 15 von 12 bis 18 Uhr ihre Eröffnung. Langfristig wollen die Betreiber auch Bildungsarbeit leisten, Vorträge und Workshops anbieten.
  • Auch andere Wittener Einzelhändler bemühen sich um Umweltfreundlichkeit. So bieten die meisten Plastiktüten nur noch gegen Geld an.