Witten. . Seit einem Jahr gibt es die Füllbar. Der Laden mit den losen Waren kommt bei Kunden an – auch, weil er sich nach deren Wünschen richtet.

Europa kämpft gegen Plastikmüll – so ist es in den Medien in diesen Tagen wieder zu lesen und zu hören. Auch Witten leistet einen Beitrag: Nicht nur kosten Plastiktüten in vielen Geschäften seit einiger Zeit ein paar Cent – ein Laden setzt gleich ganz auf unverpackte Ware. Vor einem Jahr ging die Füllbar in einem Hinterhof des Wiesenviertels an den Start. Nun verbucht sie steigende Umsätze.

„Wir haben uns eine große Stammkundschaft aufgebaut“, sagt Lisa Keller (24). Deshalb auch habe sich die Produktauswahl inzwischen vervierfacht. „Wir haben Wunschzettel an der Kasse liegen. Die werten wir regelmäßig aus.“ Und so gehören nun mehr Non-Food-Artikel zum Sortiment wie etwa Reinigungsmittel, Toilettenpapier oder Teelichter aus Wittener Bienenwachs. Statt nur Handseife mit Lavendelduft gibt’s jetzt auch welche mit Citrus-Note.

Ein Fläschchen Citrusseife lässt sich Daniel regelmäßig abfüllen.
Ein Fläschchen Citrusseife lässt sich Daniel regelmäßig abfüllen. © Annette Kreikenbohm

Die hat sich Daniel gerade in ein kleines Fläschchen abfüllen lassen. Der 31-Jährige lebt seit einem Monat in einer Wittener WG und hat über Freunde von der Füllbar erfahren. Das Konzept passt in sein berufliches Arbeitsfeld, in dem es um Psychologie und Umweltschutz geht. Trotzdem bleibt es bisher bei der Seife. „Ich muss mir da erst einen richtigen Plan machen, um mich daran zu gewöhnen, weniger verpackte Sachen einzukaufen.“ Doch säckeweise Gelben Müll rausschleppen, das will er auch nicht mehr. „Wir tragen doch als Konsumenten Verantwortung.“

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Von Christian Kerl, Jürgen Polzinund Kai Wiedermann

Vorbildlich handelt da schon Anette Reinhardt (48). Sie kommt regelmäßig aus Bochum-Langendreer nach Witten, um Unverpacktes einzukaufen. „Ich bin total glücklich, dass es den Laden hier gibt.“ Vor einem Jahr habe sie einen Film über Plastikmüll gesehen und sich dann in das Thema eingelesen. „Inzwischen fällt bei uns zwei Drittel weniger Abfall an. Unsere Mülltonne wird nicht mehr voll.“

Nudeln, Mehl und Körner gehören immer zum Einkauf

Anette Reinhardt füllt Spiralnudeln in einen Stoffbeutel. Mehl und Körner gehören immer zum Einkauf. Die Kinder mögen das Schoko-Müsli. Und zum ersten Mal wird sie Waschmittel mitnehmen. „Das wollte ich selbermachen. Hat aber nicht so gut geklappt.“ Und wie kommt sie gleich nach Hause? „Erwischt“, gesteht sie. Denn das Auto parkt vor der Tür. „Anders könnte ich das alles aber auch gar nicht schleppen.“

Lisa Keller gehört zum Kernteam von zehn Leuten, die den Laden schmeißen. Haben sie den Job im ersten Halbjahr noch ehrenamtlich erledigt, werden die Mitarbeiter jetzt ausbezahlt. „Denn auch das ist wirtschaftlich nachhaltig.“ Und professionell. Ebenso wie das neue Kassensystem, das sie gerade dabei sind einzurichten.

>> INFORMATION

  • Die Füllbar befindet sich im Hinterhof an der Steinstraße 15. Der Unverpackt-Laden ist telefonisch nicht erreichbar, aber auf Facebook aktiv. Es gibt auch eine Homepage: www.fuellbar-witten.de.
  • Öffnungszeiten: Mo bis Fr 14 bis 18 Uhr, Sa 10 bis 14 Uhr. Seit zwei Monaten kann man auch mit Karte zahlen.

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