Witten. Die Geschäfte hatten noch gar nicht offen, da drängten sich die Kunden schon vor den Türen: So lief der verkaufsoffene Sonntag in Witten.
So, Weihnachten kann kommen. Wenn der sonntägliche Trubel in der Innenstadt ein Gradmesser dafür ist, dann müssten jetzt alle Geschenke gekauft sein. Lange Schlangen an den Kassen und richtig viel los in der Fußgängerzone: Über diesen verkaufsoffenen Sonntag können die Händler nicht klagen. Selbst das WM-Finale am Nachmittag konnte die Kauflust der Wittener nicht stoppen.
Die Kunden konnten es offenbar kaum erwarten. „Schon um halb eins war die Stadtgalerie voll, dabei haben wir erst um 1 Uhr geöffnet“, sagt Ulrich Schober, der im Erdgeschoss seine Süßigkeiten verkauft. Er hat jetzt Hochsaison. Pralinen unterm Baum und auf dem Festteller gehen schließlich immer – und bei ihm gibt’s die Weihnachtsware jetzt schon zum halben Preis.
Paar aus Essen kommt zum Shopping nach Witten
Auch Dorothee Hegmann und Achim Busch sind schon früh zum Sonntags-Shopping in Witten angereist – und zwar aus Essen. „Ich habe im Netz geschaut, wo heute offen ist“, sagt Busch. Ein Backgammon-Spiel fehlt ihnen noch, im Kaufhaus Gassmann werden sie rasch fündig. „Ich bin wirklich positiv überrascht“, lobt die Essenerin, die dann auch noch zwei Lichterketten mitnimmt. „Prima, gleich zwei Probleme gelöst – ein tolles Geschäft.“
Chefin Christine Gassmann-Berger freut sich über das Lob. Sie ist „angenehm überrascht“ vom Kundenandrang, denn zwischen Strumpfhosen, Puzzles und Gläsern ist zwischendurch fast kein Durchkommen mehr. Was gekauft wird? „Hochwertige Haushaltswaren, Spielzeug und warme Wäsche“, zählt die Gassmann-Chefin auf. Krise hin, Krise her: Die Kunden schauten zwar stärker auf den Preis. An den Weihnachtsgeschenken werde aber letztlich doch nicht gespart.
Und es darf auch ruhig etwas Edles sein. Die Mitarbeiterinnen von Juwelier Gerling haben nicht nur am Sonntag gut zu tun. Silberketten, Ringe, Uhren: „Das Weihnachtsgeschäft ist inzwischen gut angelaufen“, sagt Susanne Menne in einer kurzen Verschnaufpause – aber da kommt schon die nächste Familie ins Geschäft.
Bücher bleiben beliebte Geschenke unterm Baum
Zu den Klassikern unterm Tannenbaum gehören Bücher. Daran hat sich auch in diesem Jahr nichts geändert, versichert Sabine Wirths-Hohagen von der Buchhandlung Lehmkul, die angesichts der Krise gespannt und „mit angehaltenem Atem“ gewartet hatte, wie sich das Weihnachtsgeschäft wohl entwickeln würde. „Aber das Buch ist immer noch ein beliebtes Geschenk.“ Und welches ganz besonders? „Das neue von Michelle Obama“, so die Buchhändlerin und zeigt aufs Regal – doch der Bestseller „Das Licht in uns“ ist gerade schon wieder über die Theke gegangen. Von Dörthe Hansens „Zur See“ sind noch Exemplare da. „Aber das Buch hab ich auch zigmal verkauft.“
Was treibt die Menschen am Sonntag in die Stadt? Hätten Sie nicht auch am Samstag gehen können? „Nein, auf keinen Fall“, sagt ein älteres Ehepaar schmunzelnd und zeigt auf seine vollgepackten Tüten. „Wir sind Rentner, wir haben in der Woche keine Zeit.“ Sandrina hingegen wollte mit ihren Kindern Ella und Liam eigentlich nur zum Weihnachtsmarkt, Sebastian und seine Frau möchten sich die Zeit vertreiben, Thomas war eigentlich zu einem Geburtstagsfrühstück eingeladen. „Aber jetzt kaufe ich mir noch ein Paar lange Unterhosen – die nächste Kälte kommt bestimmt.“
Auch am Samstag war in der City viel los
Viele gute Gründe für einen Sonntagsausflug in die City also – aber auch am Samstag gab es offenbar nicht weniger. „Es war richtig viel los“, zieht Angelika Bilow-Hafer von der Standortgemeinschaft zufrieden Bilanz. Die Kunden seien entspannt und bestens gelaunt gewesen. „Die Stimmung war richtig gut“, so die Chefin der Genussgalerie.
Trend geht nach oben
Nach den Lockerungen der Corona-Maßnahmen nutzen offenbar wieder mehr Menschen die Möglichkeit, in den Läden vor Ort einzukaufen. Bei insgesamt steigenden Umsätzen wird der Anteil des Onlinehandels am gesamten Einzelhandel in Deutschland in diesem Jahr erstmals merklich sinken, wie eine Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergibt.
Im Weihnachtsgeschäft geht der Trend nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) nach oben. Am Ende werde im Vergleich zum Vorjahr aber wohl trotzdem ein preisbereinigtes Minus von vier Prozent stehen, sagte Verbandssprecher Stefan Hertel. Auf der Wunschliste stehen nach seinen Worten in diesem Jahr Geschenkgutscheine erneut ganz oben. Danach folgten Spielwaren, Bücher, Schreibwaren, Kosmetik, Bekleidung und Schuhe.
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Und während dort noch Geschenk-Körbe gepackt werden, wartet gegenüber im Ein-Euro-Shop schon der Glücksklee mit Schornsteinfeger auf die Käufer. Keine Frage: Das Weihnachtsgeschäft ist jetzt so gut wie gelaufen.