Witten. Die Beobachter des Weihnachtsmarktes in Witten haben es schon geahnt. Es bleibt nicht beim einmaligen Verzicht auf die Eisbahn in diesem Jahr.

Die bei Kindern und Jugendlichen so beliebte Eisbahn kehrt „definitiv“ nicht mehr auf den Wittener Weihnachtsmarkt zurück. Das erklärte Bürgermeister Lars König gegenüber der WAZ.

In diesem Jahr ist erstmals seit der Premiere 2008 auf das Schlittschuhvergnügen vorm Rathaus verzichtet worden – nicht zuletzt wegen der hohen Energiepreise. Letztere sind laut König der Hauptgrund, warum der Rutschspaß nun wohl für immer dahinschmilzt. Der hohe Energieaufwand sei auch mit dem Klimawandel nicht mehr vereinbar. „Wir überlegen, wie wir Kindern ein vergleichbar attraktives Angebot machen können“, sagt der Bürgermeister.

Die Rotarier hatten die Eisbahn, die anfangs sogar über das Ende des Weihnachtsmarktes, den 23. Dezember hinausging, angeschoben. Später übernahm das Stadtmarketing. Über weitere Sponsoren und Bandenwerbung sowie Eintrittsgelder wurde sie jahrelang ermöglicht. Die Werkstadt managte hinterher den Tagesbetrieb, vom Schlittschuhverleih bis zum Eisstockschießen.

Stadtmarketing-Geschäftsführerin Silvia Nolte verlässt Witten nach gut vier Jahren zum 1. April 2023.
Stadtmarketing-Geschäftsführerin Silvia Nolte verlässt Witten nach gut vier Jahren zum 1. April 2023. © WAZ | Jürgen Augstein

Der Bürgermeister verkündete das Aus zusammen mit Stadtmarketing-Geschäftsführerin Silvia Nolte. Die 56-Jährige wird Witten zum 1. April nach dann gut vier Jahren verlassen, „aus persönlichen Gründen“, wie sie versichert. Auch König beteuert: „Es war der ausdrückliche Wunsch von Frau Dr. Nolte, ihren Vertrag aufzulösen.“ Es habe weder Druck seitens des Beirats noch des Gesellschafterkreises gegeben.

Es gibt zumindest vereinzelt immer wieder Kritik, etwa aus Reihen des Handels, dass zu wenig für die Innenstadt, den Weihnachtsmarkt und den Wochenmarkt getan werde. Das i-Tüpfelchen war der von der Feuerwehr erzwungene Umzug der Glühweinpyramide zum Rathausplatz. Das habe nicht nur den Budenzauber auf dem Berliner Platz, sondern die gesamte untere City geschwächt.

Bürgermeister König konnte die „anfängliche Skepsis“ verstehen, betont nach der aus Sicherheitsgründen notwendig gewordene Verlagerung aber auch das Positive. „Das Format hier oben kommt mit seiner dichteren Atmosphäre sehr gut an.“ Nicht viele Städte von der Größe Wittens hätten einen Weihnachtsmarkt über einen so langen Zeitraum.

„Veranstaltungsformate weiterentwickeln“: Bürgermeister Lars König (hier bei der Eröffnung des Frühlingsfestes in Annen mit Silvia Nolte) sieht das Stadtmarketing auf einem guten Weg.
„Veranstaltungsformate weiterentwickeln“: Bürgermeister Lars König (hier bei der Eröffnung des Frühlingsfestes in Annen mit Silvia Nolte) sieht das Stadtmarketing auf einem guten Weg. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Um den Berliner Platz besser zu bespielen, sei der Vorlauf diesmal aber zu kurz gewesen. Doch auch darüber werde man sich für das nächste Jahr Gedanken machen. Im Übrigen lasse es die Straßenbahn gar nicht zu, den Weihnachtsmarkt unendlich auszudehnen. Auch was den Rathausplatz angeht, sagt König: „Wenn man mal ehrlich ist, passen hier ja gar nicht viel mehr Stände hin.“

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Der Bürgermeister stärkt der scheidenden Stadtmarketing-Chefin den Rücken. Er sieht die GmbH auf einem „guten Weg“. Natürlich müssten die Veranstaltungsformate weiterentwickelt werden, ebenso ein Strategiekonzept. Nolte selbst zieht eine positive Bilanz ihrer Arbeit. „Ich denke, dass ich aus dem, was ich machen konnte, etwas gemacht habe.“ Es seien neue Veranstaltungsformate wie der „leuchtende“ Stadtpark, das Streetfood-Festival im Lutherpark oder „Erlebnisprogramm Innenstadt“ entwickelt worden, ebenso ein Tourismuskonzept für das mittlere Ruhrtal „bis hin zur IGA“ oder ein neuer Internetauftritt.

„Viele Wochenmärkte haben Probleme“

Dass der Wochenmarkt schwächelt, sehen König und Nolte nicht als hausgemachtes Wittener Problem. „Viele Märkte haben die gleichen Schwierigkeiten“, sagt die Langendreerin. Mehr Stände mit frischen, regionalen Produkten seien zwar wünschenswert, so König. „Doch dafür brauchen wir auch die Menschen mit genug Kaufkraft.“ Künftig soll eine Agentur den Wochenmarkt unter ihre Fittiche nehmen.