Witten. Der Wochenmarkt auf dem Wittener Rathausplatz schwächelt – da sind sich Händler und Stadtmarketing einig. Doch wie will man ihn wieder beleben?
Samstags mag es vielleicht noch gehen, doch immer öfter bietet der Wochenmarkt auf dem Rathausplatz ein trauriges Bild. Es herrscht gähnende Leere, was die Zahl der Stände angeht. Das ist momentan zwar auch der Ferienzeit geschuldet. Doch die großen Lücken ziehen sich längst durchs Jahr. Und Marktsprecher Volker Möller ist nicht nur frustriert, sondern auch sauer.
Der Fischhändler aus Wengern steht seit über 20 Jahren in Witten und kennt noch bessere Zeiten, auch als der Markt bis 2000 noch auf dem Platz an der Gedächtniskirche stattfand. „Das war richtig voll hier“, sagt der 64-Jährige. „Da gab’s noch zwei Gemüsestände, zusätzlich einen für Bio, zwei Metzger, sogar noch einen Pferdemetzger, drei Kartoffelhändler. Wir hatten Käse, Oliven...“ Sein früherer Kollege, Kartoffelhändler Bodo Ohm (83), der gerade auf ein Schwätzchen vorbeikommt, kann sich noch gut erinnern. „Der Markt war größer und schöner.“
Mehr Unterstützung des Wittener Stadtmarketings gefordert
Marktsprecher Möller wünscht sich mehr Initiative vom Stadtmarketing, das die fünf Wochenmärkte in der City und in den Stadtteilen betreibt. „Seit Jahren ist die Zahl der Stände rückläufig“, sagt er. „Meines Erachtens findet keine vernünftige Aquise statt, also dass man sich bemüht, neue Kolleginnen und Kollegen hierhinzukriegen.“
Märkte auch in den Stadtteilen
Der Wochenmarkt auf dem Rathausplatz findet immer dienstags, donnerstags und samstags statt, jeweils von 8 bis 14 Uhr. Samstags ist in der Regel am meisten los. Derzeit fehlen aber einige Händler wegen der Sommerferien, unter anderem der zweite Fischhändler (Backfisch) und der Bäcker. In der Adventszeit werden die Stände wegen des Weihnachtsmarktes in der Bahnhofstraße aufgebaut.
Der Wochenmarkt „Auf dem Schnee 1“ geht immer mittwochs von 9 bis 14 Uhr über die Bühne. In Annen kann man freitags auf dem Marktplatz an der Stockumer Straße einkaufen, von 8 bis 13 Uhr. Herbede ist ebenfalls freitags dran. Dann stehen die Händler von 8 bis 13 Uhr auf dem Platz an der Schmiede.
Was die fehlende Attraktivität angeht, ist sich Stadtmarketing-Geschäftsführerin Silvia Nolte mit dem Mann von der Forellenzucht im Elbschetal einig. „Der Wochenmarkt in der City ist tatsächlich gerade nicht das, was wir sehen wollen“, sagt sie. Nolte weist aber die Kritik zurück, ihr Haus kümmere sich zu wenig. „Wir vernachlässigen den Markt nicht.“ Ihr und ihrem Team sei sehr daran gelegen, das Angebot attraktiver zu gestalten. Das habe man sich noch für dieses Jahr vorgenommen.
Regelmäßig versuche sie, neue Händler zu gewinnen. „Das ist aber schwierig. Denn die meisten haben ja ihre Stammmärkte“, so Nolte. Doch man lasse zum Beispiel auch Tageshändler zu, die den Standort einfach mal testen möchten.
Fischhändler Volker Möller fehlt im Tagesgeschäft auch ein fester, präsenter Ansprechpartner, der im Notfall mal schnell zur Hilfe eilt, „wenn morgens um sieben der FI-Schalter im Keller rausknallt und wir keinen Strom haben“. Der frühere Marktmeister Matthias Pöck sei zwar noch ansprechbar, kümmere sich inzwischen aber ja auch um andere Veranstaltungen des Stadtmarketings.
Den Marktmeister von früher gibt es nicht mehr
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Tatsächlich gebe es den klassischen Marktmeister nicht mehr, bestätigt Geschäftsführerin Silvia Nolte. Dennoch sei stets ein Mitarbeiter vor Ort und Karsten Zierdt als zuständiger Ansprechpartner immer zum Austausch bereit. Das wiederum bestätigt auch Volker Möller als Vertreter der Händler.
Der sich wie viele Kundinnen und Kunden wünscht, dass der Markt mehr Gastronomie bietet, mehr Treffpunkt wird, gerade samstags. Manchmal kann man dort zwar Backfisch essen, oft gibt es aber weder Sitzbänke noch weitere Essstände wie früher etwa die „Gulaschkanone“ von Rosi.
Auf einem Wochenmarkt müsse man in der Tat nicht nur einkaufen, sondern ebenfalls essen, trinken und verweilen können, findet auch Silvia Nolte. In dieser Richtung seien ebenfalls weitere Anstrengungen geplant. Die Stadtmarketing-Chefin will in Zukunft auch wieder auf mehr frische Produkte setzen.
Derzeit bieten von acht Ständen, wie sie etwa am Dienstag auf dem Rathausplatz zu sehen waren (Donnerstag waren es nur fünf), drei allein Kleidung und Taschen an – kein gutes Verhältnis, findet auch die Stadtmarketing-Chefin. „Wie ein Basar“ sehe der der Markt dann aus, sagt Fischhändler Möller.
Nolte würde den Markt gerne vor allem mit regionalen Waren erweitern. Doch diese Anbieter hätten nur nachmittags Zeit. Da erwarte sie dann wiederum auch eine gewisse Flexibilität der etablierten Händler. Nur gemeinsam sei es zu schaffen, den Wochenmarkt wieder nach vorne zu bringen. Dass es funktionieren kann, beweise der Markt in Herbede. „Dort läuft es gut.“