Witten. Sitzbänke und Pflanzgefäße sollen den tristen Rathausplatz in Witten verschönern. Das Geld für eine Umgestaltung liegt bereit. Das ist geplant.

Der Rathausplatz soll grüner werden. Entsprechende Ratsbeschlüsse liegen seit 2020 vor. Nun keimt Hoffnung, dass tatsächlich bald die ersten Pflanzen Wittens zentrale Asphaltfläche verschönern werden. Die Stadtverwaltung hat einen Förderungsbescheid des Landes erhalten. 200.000 Euro liegen für eine Umgestaltung mit mobilen Pflanzgefäßen und Sitzmöglichkeiten bereit.

Dass Witten Landesgelder aus dem „Sofortprogramm Innenstadt“ bekommt, steht in einer Liste, die das Landesbauministerium am 20. Januar veröffentlicht hat. 305.000 Euro an Fördermitteln gibt es. 105.000 Euro sind für eine Anmietung von leerstehenden Ladenlokalen gedacht (siehe Infobox), 200.000 Euro (plus einen kleinen städtischen Eigenanteil) für die Begrünung des Rathausplatzes.

Wenig Aufenthaltsqualität: Der Rathausplatz in Witten ist vielleicht auch deshalb wenig frequentiert.
Wenig Aufenthaltsqualität: Der Rathausplatz in Witten ist vielleicht auch deshalb wenig frequentiert. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Das Baudezernat hatte sich im November um diese Mittel beworben. Dazu wurde ein Entwurf des Bochumer Büros WBP Landschaftsarchitekten eingereicht. Dessen Geschäftsführerin Christine Wolf hat bereits den Berliner Platz gestaltet.

Kernproblem ist die Tiefgarage auf dem Rathausplatz in Witten

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Stadtbaurat Stefan Rommelfanger betont, dass diese Skizze nur für die Bewerbung gedacht war. „Wir wollten den Antrag unbedingt noch 2021 abschicken. Jetzt soll eine Bürgerbeteiligung zusammen mit dem Innenstadtbüro erfolgen.“ Auch die angrenzenden Immobilieneigentümer und Gewerbetreibenden, insbesondere die ansässigen Gastronomiebetriebe sollen in die Pläne einbezogen werden (etwa Burger Brothers, Casa Cuba, Trattoria Pavarotti oder der Ratskeller).

Hilfe gegen leere Ladenlokale

Neben dem Förderbescheid für die Rathausplatzgestaltung gab es vom Land grünes Licht für ein weiteres Projekt, das die Innenstadt beleben soll: Leere Ladenlokale sollen auf kreative Weise mit Leben gefüllt werden. Dazu hatte die Wirtschaftsförderung Witten um Bewerbung gebeten, von Eigentümern leerstehender Ladenlokale und von Menschen mit innovativen Geschäftsideen.Geplant ist: Die Stadt Witten mietet Ladenlokale im zentralen Innenstadtbereich bis maximal 70 Prozent der Altmiete (Kaltmiete) an. Die neuen Mieter zahlen für einen begrenzten Zeitraum nur 20 Prozent der regulären Altmiete, den Rest trägt die Stadt. 105.000 Euro hat das Land für diese Idee nun zur Verfügung gestellt.

Denn: Die Platzgestaltung ist alles andere als leicht. Kernproblem ist die Tiefgarage. Unter der Asphaltdecke des Rathausplatzes befindet sich Beton, pflanzen kann man dort nichts. Lediglich im Bereich der Bushaltestelle, wo jetzt schon Platanen stehen, gibt es Erdreich. Das heißt: Es müssen Pflanzgefäße aufgestellt werden und was darin wächst, bedarf wiederum einer andauernden Pflege. „Wir hoffen auf ein Sponsorenmodell, ähnlich den Baumpatenschaften, und hoffen, dass sich auch die Anlieger beteiligen werden“, so Rommelfanger. Zunächst soll ein Statiker ermitteln, wie schwer die Pflanzgefäße über der Garage überhaupt sein dürfen.

„Bedeutender Platz im Stadtgefüge“

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Neben Grün sollen Sitzgelegenheiten die Atmosphäre auf dem Platz verbessern. Auch sie müssen mobil und demontierbar sein. „Für Witten ist der Rathausplatz ein bedeutender Platz im Stadtgefüge“, sagt der Stadtbaurat und erinnert an den Weihnachtsmarkt, aber auch an Veranstaltungen im demokratischen Rahmen, etwa die Demos gegen die Corona-Politik. Für den Wochenmarkt erhofft er sich durch die Begrünung einen Impuls – dass dieser ausgeweitet werden könne.

Kritik an langer Bearbeitungszeit

Der Förderbescheid kommt gerade zur rechten Zeit. Denn unter Lokalpolitikern hatte sich Unmut ausgebreitet, dass sich auf dem grauen tristen Platz trotz zahlreicher politischen Initiativen nichts tut. In einem Schreiben an die Redaktion erinnert die SPD-Fraktion daran, dass sie zum Thema Rathaus-Grün bereits 2020 im Rat einen Antrag gestellt hat, der mehrheitlich verabschiedet wurde.

Ende Mai 2021 folgte eine SPD-Anfrage zu Blumenkübeln und im September ein CDU-Antrag für gesponserte Blumenampeln. Die SPD moniert, dass ihre Blumenkübel-Anfrage erst nach über sieben Monaten von Bürgermeister Lars König mit dürren Worten beantwortet worden sei. Im Dezember 2021 hat sich der Rat hinter den SPD-Wunsch nach schnell machbarem „Pop-up“-Grün für die Innenstadt gestellt.

Und warum kommt das Projekt nicht in Fahrt? „Wir können nicht einfach loslegen, sondern müssen als Kommune erst über Umwege Geld akquirieren“, erklärt Stefan Rommelfanger. Dabei lobt er das Land: Im November hat Witten den Antrag gestellt, im Januar gab es den Förderbescheid. Auch Bürgermeister Lars König möchte die Kritik nicht auf sich sitzen lassen.

Zunächst habe er sich um eine Förderung der Emschergenossenschaft bemüht, die aber gescheitert sei, so König. „Das Problem ist altbekannt, wir haben keine überflüssigen Haushaltsmittel.“ Und: „Mir geht es nicht darum, drei Blumengirlanden an einer Laterne aufzuhängen. Ich wünsche mir eine Gestaltung, die Qualität ausdrückt.“