Witten. Das hippe Wiesenviertel in Witten hat ein weiteres Projekt aus der Taufe gehoben, das man sonst bisher nur in manchem Großstadtkiez findet.
Wo früher ein Auto geparkt hat, können nun Fußgängerinnen und Fußgänger verweilen. Es soll ein kleines Symbol für die Mobilitätswende sein und ist in Witten eine absolute Neuheit. Der Wiesenviertel-Verein hat nach längerer Planung jetzt ein „Parklet“ bepflanzt und eröffnet.
Der einstige Stellplatz vor dem Projektraum „lokal.“ hat sich in eine Holzfläche mit Sitzgelegenheiten, Tischen, Hochbeeten und einem kleinen Sandkasten verwandelt. Das „Parklet“ gegenüber Raum-Café und Knuts ist ein weiterer Schritt dahin, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen.
Nachbarn im Wittener Wiesenviertel hatten immer wieder nachgefragt
„Jeder, der möchte, kann sich hier hinsetzen“, sagt Irja Hönekopp, Vorsitzende des Wiesenviertelvereins. Die Planungen liefen seit Sommer 2021. „Nachbarinnen und Nachbarn haben immer wieder nachgefragt, ob man so ein Projekt nicht im Wiesenviertel umsetzen könnte, und wir fanden das eine gute Idee“, so die 50-Jährige.
Quartierfonds fördert Projekt
Ein Parklet ist ein Stadtmöbel auf ehemaligen Parkplatzflächen, das den Menschen mittels Aufbauten mehr öffentlichen Raum zur Verfügung stellt (Wikipedia). Das Parklet im Wiesenviertel wird durch den „Quartierfonds – Dein Projektgeld“ unterstützt, einem Fonds für gemeinnützige Projekte im Rahmen der Innenstadtentwicklung.
Etwas mehr als 11 000 Euro hat der neue Aufenthaltsort am Ende gekostet, finanziert durch Spenden und den „Quartierfonds – Dein Projektgeld“ vom Innenstadtbüro. Doch das decke noch nicht alle Kosten, so der Wiesenviertelverein. Wer das Projekt unterstützen möchte, findet mehr Infos unter www.wiesenviertel.de/unterstuetzen/. Als Nächstes sollen die Hochbeete am Brunnen an der Wiesen-/Ecke Casinostraße verschönert werden. Am Samstag, 6. August, findet nach zweijähriger Pause wieder das Wiesenviertelfest statt.
Die im Wiesenviertel ansässige „Werkstatt für alles“ hat den gemütlichen Platz aus Lärchenholz gebaut. Das Holz ist naturbelassen, es muss nur noch ein wenig nachgeölt werden. Rückenlehne und die Ränder der Hochbeete sind in hellem Grün gestrichen – die Farben des Wiesenviertelvereins. „Wir hätten auf jeden Fall Lust, noch mehr Parklets in Wittener Fußgängerzonen zu bauen“, sagt Schreiner Tobias Schunck.
Weiteres Parklet zum Beispiel an der Bebelstraße in Witten-Annen denkbar
Der 43-Jährige könnte sich solch einen Aufenthaltsort zum Beispiel auch in Annen an der Bebelstraße vorstellen. Vereinsvorsitzende Irja Hönekopp hat noch mehr Ideen. Der Stellplatz neben dem neu gebauten „Parklet“ könne beispielsweise irgendwann ein Fahrradparkplatz werden. Die Tendenz des Projekts wird deutlich: Weniger Autos, mehr Fahrräder, mehr Sitzgelegenheiten, mehr Grün und somit mehr Aufenthaltsqualität.
Die Genehmigung für das „Parklet“ läuft zunächst bis September 2023. Die Vereinsmitglieder hoffen auf Verlängerung. „Wir schauen jetzt erst mal, wie das Ganze angenommen wird und wie die Instandhaltung funktioniert“, sagt Irja Hönekopp. Auch wegen Lärm und Müll hätte der ein oder andere Bedenken geäußert. „Aber wir sind da eigentlich sehr zuversichtlich, dass sich alle verantwortungsbewusst verhalten und darauf achten, dass das Parklet schön bleibt“, sagt die Wittenerin.
Bewohner verschönern Hochbeete im Wittener Wiesenviertel
Das Bepflanzen der Hochbeete klappt schon mal einwandfrei. Unterstützt von den Mitgliedern der Hochbeet-Initiative „Witten wurzelt“, pflanzen Anwohnerinnen und Anwohner in Windeseile Blumen und Kräuter in die frische Erde. Michael Kapmeyer und seine Freundin Miriam Kneip haben einiges an Grünzeug aus dem eigenen Garten mitgebracht. Pfefferminze, Erdbeeren, Waldveilchen werden gekonnt verbuddelt.
Nach ihrer Pflanzaktion ruhen sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Kreativquartiers auf ihrer neuen Sitzgelegenheit aus, es gibt Bio-Limonade, Kekse und Kaffee – insgesamt können bis zu 35 Leute gleichzeitig auf den Bänken sitzen. Der Wiesenviertelverein möchte das Parklet in Zukunft bei schönem Wetter auch für seine Besprechungen nutzen, die sonst im Vereinsraum „lokal.“ stattfinden. Raus an die frische Luft – passend zum Klimaprojekt.