Witten. . Die Stadtreinigung war am Wochenende nicht in der City unterwegs. Grund: personelle Engpässe. Müll auf den Straßen, Abfallbehälter liefen über.
Der Samstag war ein Feier-Tag. Im Wiesenviertel stieg die große Party – mit rund 180 Künstlern und – am Montag – von den Veranstaltern geschätzten 10.000 Besuchern. Ein fröhliches, buntes, kreatives Fest mit ganz viel Musik. Katerstimmung machte sich bei so manchem Wittener breit, der am Sonntag das schöne Wetter in der City genießen wollte. Von der Bahnhofstraße bis zum Rathausplatz und zum Kornmarkt hoch: überquellende Abfallbehälter, Müll auf der Straße, Essensreste, leere Dosen, auch Flaschen. Wer mit Besuch von außerhalb in der Stadt unterwegs war, mag sich bei diesem Anblick ein wenig geschämt haben.
Nachfrage beim städtischen Betriebsamt am Montag: Wieso hat sich die Stadtreinigung nicht um den Abfall gekümmert, der wohl auch in großen Mengen beim Wiesenviertelfest anfiel? „Wir haben personelle Engpässe“, so Betriebsamtsvize Thomas Bodang. Normalerweise seien samstags und auch sonntags immer drei bis vier seiner Mitarbeiter in der Innenstadt unterwegs, um für Sauberkeit zu sorgen. „In der Woche starten wir damit um sechs Uhr früh.“
Für Bierflaschen gibt es zu wenig Pfand
Im gesamten Stadtgebiet gebe es fast 1100 Papierkörbe. Eine ausreichende Zahl, wie Bodang betont. Bei großen Festen könnten Veranstalter im Vorfeld Kontakt mit seinem Amt aufnehmen, um zu besprechen, wie man mit dem anfallenden Müll umgehen könnte.
Dass Glasflaschen heute, wenn sie in Feierlaune geleert würden, manchmal als Scherben auf der Straße oder dem Bürgersteig landeten, hänge vielleicht auch damit zusammen, dass es für sie nur wenig Pfand gebe. Für die Mehrweg-Bierflasche aus Glas zum Beispiel nur acht Cent, für Plastikflaschen dagegen bekomme man 25 Cent. Bodang: „In anderen Städten habe ich bei Großveranstaltungen beobachtet, dass die deshalb gesammelt werden, die Bierflaschen aber einfach irgendwo abgestellt werden, wenn sie leer sind.“
AHE stellte 14 Mülltonnen fürs Wiesenviertelfest
Was auch Bürger in der Innenstadt immer wieder beobachten können, wobei Bierflaschen oft nicht nur gerne unter Abfallbehältern platziert werden, sondern auch am Bordsteinrand zur Fahrbahn hin. Schlechte Scherze. Nachfrage beim studentischen Organisationsteam des Wiesenviertelfestes. Hat man sich dort im Vorfeld keine Gedanken zum Thema Müll gemacht? Randi Günnemann vom Orga-Team: „Doch. Wir haben vom Entsorgungsunternehmen AHE 14 240-Liter-Abfalltonnen bekommen.“ In die hätte der Müll während des Wiesenviertelfestes vor Ort wandern können.
„Die AHE hat die Tonnen kostenlos zur Verfügung gestellt und auch kostenlos abgeholt“, so Studentin Günnemann. Sie gibt zu, dass man das Abfallproblem angesichts der hohen Besucherzahl beim Fest vielleicht ein wenig unterschätzt habe. „Wir sind ein studentisches Team, haben eine Veranstaltung dieser Größe zum ersten Mal organisiert.“ Beim nächsten Mal werde man bedenken, wie sich so ein Fest auf die Innenstadt auswirke.
>>> UMFRAGE: STÖRTE SIE DER MÜLL AM SONNTAG?
Sedam Aksam taten ihre Gäste leid, die auf die vollen Abfallbehälter blickten. Foto: Bublies Seda Aksam, die an der Bahnhofstraße im Café Extrablatt arbeitet:
„Als ich Sonntag das Lokal aufschloss, lag davor viel Müll. Die Abfalleimer quollen über. Das war nicht schön, auch nicht für unsere Gäste, die dort ja sitzen. Ich war kurz davor, den Müll selbst wegzuräumen. Auf der Steinschnecke am Lokal standen auch Weinflaschen. Das ist gefährlich. Da spielen Kinder. Wir haben die Flaschen entsorgt. Am Montagmorgen, kurz nach sieben Uhr, war dann die Stadtreinigung da. Ich finde, man müsste sich vor großen Veranstaltungen in der Stadt Gedanken dazu machen, wie das mit der Reinigung laufen soll. Am Samstag ist ja die Tafelmusik!“
Benno Butz, 35, der beim Marktkieker an der Bahnhofstraße beschäftigt ist:
„Wir waren am Sonntagnachmittag zum Eisessen in der Innenstadt. Als ich am Kornmarkt, auf dem Rathausplatz und der Bahnhofstraße den ganzen Müll sah, habe ich gedacht: Was ist denn hier passiert? Oder besser: Was ist denn hier nicht passiert? Denn normalerweise sorgt doch die Stadt dafür, dass die Mülleimer nicht überquellen und der Müll auf der Straße landet. Leichtere Sachen flogen am Sonntag auch durch die Gegend. Ich finde: Wenn die Mülleimer voll sind, kann man Sachen auch zu Hause entsorgen. Ansonsten finde ich die obere Bahnhofstraße sauber.“
Iris Peters, 52, die bei Eis de Lorenzo an der Bahnhofstraße angestellt ist:
„Schon am Samstagmittag waren die Mülleimer rund um unsere Eisdiele voll. Im Bereich der Haltestelle lag Müll, auch kaputte Glasflaschen. Leichterer Müll wehte durch die Gegend. Das hatte schon was von Neapel. Kunden haben uns gefragt, ob sie etwas in unseren Mülleimer werfen könnten, weil ja alles so voll war. Sonst fährt Sonntagmorgen zwischen 9 und 11 Uhr immer ein Wagen von der Stadtreinigung bei uns her. Am vergangenen Sonntag war das nicht so. Die Tauben haben am Wochenende gefeiert. Die haben die Essensreste vom Gehweg gefressen.“
Karl-Dieter Hoepper, 66, der an der Johannisstraße Fußpflege und Schuhe anbietet:
„Wir müssen nicht nur nach einem Fest, sondern täglich vor unseren Räumen in der Johannisstraße fegen. Da liegen Kippen, Nussschalen, Schnapsflaschen, Papier und auch Essensreste herum. Wenn wir das nicht täglich wegmachen würden, würde das sehr unappetitlich aussehen. Mich stört so etwas. Aber es ist schwierig, etwas dagegen zu unternehmen, weil das ja fast immer abends oder nachts passiert. Ich finde, das Thema Sauberkeit hat auch ein wenig mit dem Ruhrgebiet zu tun. In anderen Gegenden Deutschlands sieht es ja anders aus.“