Essen. Initiativen bauen ein Parklet in der nördlichen Essener City. Dort können Besucher verweilen, ohne etwas zu konsumieren. Es gibt weitere Ideen.

  • Neues Parklet soll Bürger zum Verweilen in der City einladen.
  • Initiativen wollen die Essener Innenstadt aufwerten.
  • Radfahrer und Fußgänger sollen mehr Raum erhalten.

Die Aufenthaltsqualität in der Essener Innenstadt verbessern, Fußgängern und Radfahrern mehr Raum geben, Plätze zum Verweilen schaffen – das sind Ziele, die die Grüne-Hauptstadt-Agentur gemeinsam mit Kooperationspartnern verfolgt. Jetzt wurde an der Rottstraße eine Sitzecke aus Holz gebaut und mit Blumen bepflanzt. Dafür fallen allerdings Parkplätze weg. Weitere Projekte sind geplant.

Das sogenannte Parklet an der Rottstraße/am Kopstadtplatz soll bis voraussichtlich Oktober genutzt werden. „Ziel ist es, dem Autoverkehr weniger Raum zu geben und dafür zu sorgen, dass die Leute wieder mehr zu Fuß oder mit Rad in der Innenstadt unterwegs sind“, verweist Björn Ahaus, Projektmanager der Grüne-Hauptstadt-Agentur, auf die angestrebte Mobilitätswende. Die Rottstraße soll Teil einer Route für Fußgänger und Radfahrer werden, die von der Uni über das Wohngebiet Grüne Mitte durch die City bis zum Hauptbahnhof führt. „Das Parklet ergänzt die Angebote der umliegenden Gastronomie mit ihren Außenbereichen und hat den Vorteil, dass man dort ausruhen kann, ohne Geld ausgeben zu müssen“, so Ahaus.

Zweites Parklet in Essen soll für mehr Aufenthaltsqualität sorgen

In anderen Städten seien solche Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum längst etabliert. So halfen Mitglieder der Gruppe „Die Städtischen“ aus München, die sich für die Aufwertung vernachlässigter Räume und das Schaffen sozialer Begegnungsstätten einsetzt, beim Bau des Parklets. In Essen hatte es in den Vorjahren bereits Aktionen wie den Parking Day in Holsterhausen und in Frohnhausen gegeben, bei dem Parkplätze zeitweise umgenutzt wurden.

Jasper (6) und sein Vater Janosch halfen beim Aufbau des neuen Parklets an der Rottstraße in Essen.
Jasper (6) und sein Vater Janosch halfen beim Aufbau des neuen Parklets an der Rottstraße in Essen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die Stadt den Bürgern zurückgeben, das will auch Dirk Bußler vom Konsumreform-Shop. Sein Secondhandladen mit Café-Bereich liegt unmittelbar am neuen Parklet. Der Betreiber wird sich ehrenamtlich um die Box kümmern und sie sauberhalten. Die neue Sitzgelegenheit ist zum Kopstadtplatz hin ausgerichtet – „eigentlich ein schöner Platz, der aber nicht entsprechend genutzt wird“, findet Ahaus.

Wenn es nach Dirk Bußler geht, könnte sich das bald ändern. Er würde gern Sitzbereiche mit Gastro-Mobiliar auf dem Kopstadtplatz einrichten, eventuell unter der bereits vorhandenen Pergola. Abends müsse man möglicherweise über eine Absperrung des Bereichs nachdenken, um unerwünschtes Publikum fernzuhalten.

Bürger sollen ohne Konsumzwang verweilen können

„Die Verwaltung reagiert auf die Schließung von immer mehr Läden in der City mit dem Ruf, dort weitere Gastronomie anzusiedeln. Aber nicht jeder kann es sich leisten, ständig etwas zu konsumieren“, plädiert Bußler für kostenlose Verweilmöglichkeiten. Dort könnten auch die Mitarbeitenden umliegender Läden und Büros ihre Mittagspause verbringen und mitgebrachte Speisen und Getränke verzehren.

Parklet ist Teil der Kultur-Route

Das Parklet ist Teil der Route von „Folkwang und die Stadt“ des Museums Folkwang anlässlich seines 100-jährigen Bestehens. Dabei können verschiedene künstlerische und soziale Projekte, darunter das Parklet, auf einer Tour durch die nördliche Innenstadt erkundet werden.

Im Vorfeld war das Projekt, das von der Universität Duisburg-Essen wissenschaftlich begleitet wird, nicht unumstritten. Während sich die für die Innenstadt zuständige Bezirksvertretung I bereits im letzten Jahr für eine solche Sitzgelegenheit ausgesprochen hatte, äußerte die Verwaltung Bedenken, vor allem angesichts der Tatsache, dass die Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Essen City Nord in den nächsten Tagen in Höhe des Vielrespektzentrums an der Rottstraße ein zweites Parklet installieren will.

Dadurch würden dann insgesamt vier bewirtschaftete Parkplätze wegfallen, was nicht nur den Parkdruck im Umfeld vergrößere, sondern auch der Stadt halbjährlich Mindereinnahmen von 6000 Euro beschere. Dirk Bußler hält das Parkplatz-Argument für nicht stichhaltig: „Im Umfeld gibt es drei Parkhäuser, die bei weitem nicht ausgelastet sind.“

Bezirkspolitiker freuen sich über die Umsetzung des Projekts

Zustimmung findet das Projekt bei der Politik: „Wir meinen, solche Parklets passen gut in die Zeit und haben uns fast einstimmig dafür ausgesprochen. Jetzt freuen wir uns, dass das Projekt am Wunschstandort umgesetzt wird“, sagt Bezirksbürgermeister Peter Valerius. Das Parklet an der Rottstraße ist das zweite seiner Art in Essen. Das Fachgeschäft für Stadtwandel hatte das erste 2020 an der Gemarkenstraße installiert. Bei den Bürgern war die Sitzmöglichkeit größtenteils gut angekommen, auch vom NRW-Heimatministerium hatte es Lob gegeben. Kritik äußerten dagegen örtliche Händler, die den Wegfall von Parkplätzen für potenzielle Kunden beklagten.