Witten. Schulsanierungen kosten viel Geld. In Witten sind die Mängel so groß, dass das einst geplante 90-Millionen-Paket bei Weitem nicht ausreicht.

An Wittener Schulen wird regelmäßig saniert. Doch nun ist klar: Selbst das im Jahr 2018 noch unter Bürgermeisterin Sonja Leidemann veranschlagte Budget von 92,5 Millionen Euro reicht nicht aus.

Damit weitere notwendige Baumaßnahmen umgesetzt werden können, müsse in diesem Sommer über die Fortschreibung mit einer entsprechend höheren Summe entschieden werden, erklärte Stadtbaurat Stefan Rommelfanger jetzt im Schulausschuss.

Eine genaue Zahl wurde zwar nicht genannt. Doch das Budget müsste wohl um gut 50 Prozent aufgestockt werden, so die Schätzung – nicht zuletzt wegen der deutlich gestiegenen Preise am Bau. Etwa 40 der einst festgelegten über 90 Millionen Euro sind bereits fest verplant oder schon ausgegeben.

Sie kommen elf Projekten zugute. Dazu zählt auch der Bau des Bildungsquartiers Annen mit der neuen Baedekerschule. Nach der Machbarkeitsstudie waren die Kosten 2018 noch auf 17,8 Millionen Euro geschätzt worden. Nach Abschluss der Entwurfsplanung ist inzwischen von rund 27 Millionen Euro die Rede.

Neuer Trakt der Hardensteinschule in Witten kostete rund drei Millionen Euro

Außenansicht des neuen naturwissenschaftlichen Trakts an der Hardenstein-Gesamtschule in Witten. Er wurde vor wenigen Monaten eingeweiht.
Außenansicht des neuen naturwissenschaftlichen Trakts an der Hardenstein-Gesamtschule in Witten. Er wurde vor wenigen Monaten eingeweiht. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Die erste Großbaustelle wurde mit der Kernsanierung des naturwissenschaftlichen Traktes an der Hardenstein-Gesamtschule inzwischen abgearbeitet. 2017 war der Trakt gesperrt worden, weil im Unterricht Platten von der Decke fielen. Etwa drei Millionen Euro hat die Sanierung gekostet und fast zwei Jahre gedauert – länger als geplant, da immer wieder Probleme mit der alten Substanz aufgetaucht waren. Der Gebäudeteil wurde Anfang Oktober 2021 eingeweiht.

Zehn Millionen Euro für Um- und Anbau am AMG veranschlagt

Aktuell wird das Albert-Martmöller-Gymnasium (AMG) komplett umgebaut. Es erhält einen Anbau, der Fachräume, Selbstlernzentren und sogar einen Dach-Schulgarten beherbergen wird. Nach den Herbstferien 2022 soll der neue Trakt in Betrieb gehen, während die anderen Gebäude weiter umgebaut werden. Knapp zehn Millionen Euro wird das alles kosten.

Am Ruhr-Gymnasium in Witten wurden im Herbst 2019 die Fassaden und das Dach nach energetischen Gesichtspunkten erneuert sowie die sanitären Anlagen modernisiert.
Am Ruhr-Gymnasium in Witten wurden im Herbst 2019 die Fassaden und das Dach nach energetischen Gesichtspunkten erneuert sowie die sanitären Anlagen modernisiert. © Unbekannt | Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Weitere Gelder für Sanierungen sind unter anderem etwa in die Hüllbergschule und ins Ruhr-Gymnasium geflossen. Auch unvorhergesehene Instandsetzungen, wie zuletzt die Dachsanierung an der Gerichtsschule, müssten in Zukunft als sogenannte „Risikopositionen“ eingeplant werden, so der Stadtbaurat.

Dritte Gesamtschule: Neubau für 40 Millionen finanzierbar?

Doch nicht nur stehen – nach Abwägung nachhaltiger und wirtschaftlicher Gesichtspunkte – immer wieder teure Renovierungen in allen Schulen an. Witten hat ja auch die neue dritte Gesamtschule vor der Brust, die am Standort der Otto-Schott-Schule geplant ist und im Sommer im Gebäude der ehemaligen Overbergschule zunächst provisorisch startet. Noch ist unklar, ob um,- an- oder neu gebaut wird. „Ist ein Neubau für 40 Millionen finanzierbar?“, fragte Rommelfanger kritisch. Denn dann müssten andere Schulen zwangsläufig kürzer treten.

Die Otto-Schott-Schule startet im nächsten Schuljahr als Gesamtschule am provisorischen Standort der ehemaligen Overbergschule. Ob das alte Gebäude umgebaut oder abgerissen wird, ist noch unklar.
Die Otto-Schott-Schule startet im nächsten Schuljahr als Gesamtschule am provisorischen Standort der ehemaligen Overbergschule. Ob das alte Gebäude umgebaut oder abgerissen wird, ist noch unklar. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Das brachte zwei Schulleiter auf den Plan. Zwar lobten beide die bisherigen Baumaßnahmen. „Aber es besteht dringend weiterer Handlungsbedarf“, mahnte AMG-Chef Johannes Rienäcker angesichts der Rückkehr zu neun Jahren Gymnasium. „Der Platz wird knapp.“

Auch Hardenstein-Direktor Holger Jahnke ist beunruhigt. Er wünsche sich mehr Kommunikation von Seiten der Stadt. So interessiere ihn brennend, was aus dem Gutachten geworden sei, das über Renovierung oder Neubau des Hauptgebäudes entscheidet. „Ich habe schon Anfragen von Eltern.“

Hardenstein-Direktor: Wann kommt die Dreifach-Turnhalle?

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Raumproblem an Hardensteinschule

Der Nebenstandort der Hardenstein-Gesamtschule am Vormholzer Ring soll aufgegeben werden – auch zugunsten der Vormholzer Grundschule, die aus allen Nähten platzt. Eine Schule mit Dependance sei nicht mehr zeitgemäß, hatte Schuldezernent Frank Schweppe im vergangenen Jahr gesagt.Bisher wurden die fünften und sechsten Jahrgänge der Hardensteinschule dort unterrichtet. Nun sollen sie an den Hauptstandort „An der Wabeck“ wechseln. Gerade prüft die Stadt, wie das räumlich gelöst werden könnte – etwa mit einem Container.

uch würde er gern wissen, wann endlich mit dem Bau der Dreifach-Turnhalle an der Hardensteinschule begonnen werde. Jahnke: „Wir haben enorme Probleme, den Sportunterricht aufrechtzuerhalten“ – trotz der übergangsweise errichteten Traglufthalle. Im Übrigen gebe es aktuell wieder ein Problem mit der Heizung an der Schule. „Seit vielen Jahren machen wir Dinge mit, die uns im Alltag belasten.“

Er wird sich wohl gedulden müssen. Zwar versprach der Stadtbaurat, das Gutachten demnächst allen zur Verfügung zu stellen. Auch bestätigte er die fehlenden Kapazitäten. Doch bevor etwas entschieden werden könne, müsse mit dem Kämmerer über das Budget gesprochen und mit den politischen Ausschüssen diskutiert werden, um Prioritäten zu setzen. „Das müssen wir aushalten.“