Bochum. Ein Abriss der denkmalgeschützten Stadthalle Wattenscheid steht nicht zur Debatte. Es geht nun um die künftige Nutzung nach einer Sanierung.

Weiterhin Stillstand: Vielen platzt deshalb der Kragen auch beim Thema Stadthallen-Sanierung in Wattenscheid. Mit Nachdruck setzte sich nun die Bezirksvertretung Wattenscheid für die Stadthalle ein. „Sie muss so erhalten werden mit all ihren Nutzungen wie bisher“, betonte Wolfgang Rohmann, Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion, in der vergangenen Sitzung. „Es finden viele Veranstaltungen dort statt, sie ist für Wattenscheid von hoher Bedeutung als Spielstätte. Wäre sie in Bochum-Mitte, wäre wohl Geld dafür da.“

Sanierung der Stadthalle Wattenscheid: Kostenexplosion auf rund 30 Millionen Euro

Hintergrund ist eine Kostenexplosion bei der schon lange geplanten Sanierung von 11,5 Millionen auf rund 30 Millionen Euro. Kämmerin Eva-Maria Hubbert betonte: „Die Kostensteigerung ist dramatisch.“ Was intern im Rathaus Bochum wohl lange bekannt war, wurde nun in der Bezirksvertretung öffentlich verkündet - auch wenn wenige Wochen zuvor in dieser Bezirksvertretung von der Stadt Bochum noch etwas anderes erklärt worden war.

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Ein Abriss kommt jedenfalls nicht infrage, da die Halle unter Denkmalschutz steht. Doch was kommt dann rein? Dazu gibt es derzeit viele Spekulationen, bis hin zu Seniorenwohnungen. Es ging jedenfalls hoch her in der Debatte in der Bezirksvertretung Wattenscheid. Auch Marc Westerhoff (CDU) betonte, dass „wir großen Wert darauf legen, die Wattenscheider Stadthalle mit den aktuellen Nutzungsmöglichkeiten zu erhalten“. Rolf Heyer (FDP) fragte in Richtung der Verwaltung, „welche Funktion die Stadthalle für die Gesamtstadt Bochum hat. Die Bedeutung der Aula ist unstrittig, die Stadthalle muss dann aber auch mit Programm wie Theater, Musik etc. mit Leben gefüllt werden. Ist das wünschenswert und leistbar bei 30 Millionen Sanierungskosten? Das gilt es zu klären. Man muss Klartext reden.“

Bezirkspolitiker fordern von Stadt Bochum bessere Informationspolitik

Auch Sonja Lohf, Vorsitzende der Grünen-Bezirksfraktion und Ratsmitglied, betonte, „alle fühlen sich hier nicht richtig mitgenommen, wir wollen keine Hinterzimmerpolitik von Leuten, die vieles in kleiner Runde besprechen - wir wünschen uns eine ehrliche, offene Informationspolitik der Stadt Bochum“. Transparenz sei wichtig. Insgesamt wurde von den Wattenscheider Bezirkspolitikern in der Sitzung an die Adresse der Verwaltung gefordert, dass die Politik vor Ort endlich besser und frühzeitig informiert werden müsse. Es habe ja langsam System was hier passiere, so Rolf Heyer zum Thema Information, das reiche vom Südpark-Schwimmbad über die Waldbühne bis zur Freilichtbühne.

Zuletzt füllte die Karnevals-Gala des Festausschusses Wattenscheider Karneval (FWK) am 11.11. die Stadthalle Wattenscheid.
Zuletzt füllte die Karnevals-Gala des Festausschusses Wattenscheider Karneval (FWK) am 11.11. die Stadthalle Wattenscheid. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Gemeinsam solle man bei der Stadthalle Wattenscheid darüber reden und überlegen, was denn nun mit ihr passieren soll und wie eine sinnvolle Nutzung künftig aussehen könne, so der allgemeine Tenor in der ausgiebigen, teils emotionalen Diskussion. CDU-Fraktionsvorsitzender Gerd Kipp betonte: „Wir haben ein großes Potenzial mit dieser Stadthalle in Wattenscheid und müssen jetzt sehen, wie es weitergeht. Ich kann diese Kostensteigerung nicht nachvollziehen.“

Künftige Nutzung der Stadthalle Wattenscheid im Fokus

Hans-Josef Winkler (UWG: Freie Bürger) betonte: „In Bezirkssitzung Wattenscheid am 24. Oktober hieß es noch, dass ab den Sommerferien 2024 die Sanierung losgehen würde. Dass sich die Kosten verdreifacht haben, wusste man wohl, wurde uns damals allerdings nicht mitgeteilt. Auch nicht der Fakt, dass nach der Sanierung die bisherige Nutzung der Halle offenbar in Frage steht.“

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Zudem wolle man wissen, „was denn alternative Szenarien zu vertretbaren Bedingungen für die Nutzung der denkmalgeschützten Stadthalle sind. Für unsere Fraktion ist klar: Die Stadthalle muss das bleiben, wofür sie einst errichtet wurde – als Aula des Märkischen Gymnasiums und als Veranstaltungsort für die Bürger“. Seine Fraktion will in einer Anfrage u.a. wissen: „Welche konkreten Überlegungen wurden durch die Verwaltung und die BOVG angestellt, die Baukosten zu senken und dennoch die Stadthalle in ihrer aktuellen Nutzung beizubehalten?“

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Andreas Kuchajda, Geschäftsführer der Bochumer Veranstaltungs-GmbH, erklärte unter anderem: „Wie geht man mit der Kostensteigerung um, welche Nutzungen sind möglich, was könnte jetzt und auch künftig in Wattenscheid stattfinden? Aber das ist Entscheidung der Politik. Und das Thema Infomanagement ist hierbei nicht unsere Aufgabe.“

Lösung für Stadthalle Wattenscheid gesucht

Bezirksbürgermeister Herzog betonte: „Wir müssen kreativ nach einer Lösung suchen und Ideen überlegen, was für die Stadthalle möglich ist.“ Eva-Maria Hubbert sagte: „Man muss auf die möglichen Nutzungen für die Stadthalle schauen. Was könnte hier rein, auch mit Förderungen, wie ist der langfristige Betrieb finanzierbar. Die Betriebskosten darf man nicht aus den Augen verlieren.“

Jahrelang wurde nichts getan

Seit 2019 gibt es bereits Überlegungen, die Stadthalle Wattenscheid zu sanieren und modernisieren. Notwendig sei das vor allem in den Bereichen Brandschutz, Barrierefreiheit und Veranstaltungstechnik. Nach Aussagen der Verwaltung bzw. Bochumer Veranstaltungs-GmbH (BoVG) in den Vorjahren sollte dies schon längst gestartet sein. Passiert ist aber seitdem nichts.