Bochum-Wattenscheid. Der August-Bebel-Platz in Bochum soll endlich schöner werden. Doch die Umbaupläne sorgen für Kritik. Auch deshalb die Feier: „Der Bebel bebt“.

Live-Musik, Modenschau, Essen & Getränke, Tombola und Glücksrad - die Geschäftsleute der „Interessengemeinschaft Bebelplatz“ planen am Freitag, 4. August, ein großes Fest auf dem Platz in der City, oft als Eingangstor zur Wattenscheider Innenstadt tituliert. Das Motto lautet: „Der Bebel bebt“.

Motto der Feier in Wattenscheid: „Der Bebel bebt“

Einstimmig gab die Bezirksvertretung Wattenscheid der Interessengemeinschaft für diese Veranstaltung einen Zuschuss in Höhe von 1500 Euro. Begründung: „Sie will durch ihre Veranstaltung den oberen Teil der Innenstadt aufwerten und nachhaltig beleben.“

Das Event am August-Bebel-Platz findet von 18 bis 22 Uhr statt, die Geschäfte dort haben dann geöffnet. Die Rockband „The Servants“ tritt auf, die Modenschau beginnt um 19.45 Uhr. Die Einnahmen aus Glücksrad und Tombola werden dem Hospizverein Wattenscheid gespendet. Die Erstauflage dieser Veranstaltung fand 2019 statt, dann kam die Coronapause. „Das Event - es soll jährlich stattfinden - soll ein Zeichen setzen für diesen Teil der Wattenscheider Innenstadt und zeigen, was die Geschäftsleute hier leisten. Der Besucherzuspruch war schon damals gut“, erklärt Michaela Dittmann, Geschäftsführerin des Derpart-Reisebüros.

August-Bebel-Platz: Kritik an Umbauplänen reißt nicht ab

Von dem Fest mal abgesehen: Was die dortigen Geschäftsleute schwer beunruhigt, sind die Pläne der Stadt Bochum zur Umgestaltung des August-Bebel-Platzes. Der ja bekanntlich für den Motorisierten Individualverkehr (MIV) gesperrt werden soll, Busse und Straßenbahnen sollen aber weiterhin hier herfahren. Und die privaten Anlieger. Zudem soll der Parkplatz überbaut werden mit einem Parkhaus und einem hochgeschossigen Gebäude; und ein weiteres Hochhaus gegenüber ist dort vorgesehen.

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„Diese Pläne sind existenzbedrohend für uns Geschäftsleute“, sagen Marco Ostermann, Prokurist im Derpart-Reisebüro, und Martin Conrads vom Traditionsgeschäft Keyser, wo von Reisen über Lotto/Toto, Tabakwaren und Presseartikeln bis Bogestra-Tickets vieles angeboten wird.

Geschäfte in Wattenscheid-Mitte sehen ihre Existenz bedroht

Ihnen geht es u.a. darum, dass Kunden die Geschäfte schnell erreichen können, was ja mit den ebenerdigen Parkplätzen jetzt der Fall sei. „Aber nicht mit einem Parkhaus. Dass der August-Bebel-Platz durch Grün und Sitzbänke attraktiver werden muss, darüber sind wir uns ja alle einig, um die Aufenthaltsqualität zu steigern. Aber das kann ja nicht mit einem Parkhaus und weiteren Hochhäusern hier geschehen. Es ist ja viel von der Belüftung des Platzes die Rede, aber die kann ja dann wohl nicht mehr stattfinden“, so Ostermann und Conrads.

Sorge über Parkhaus-Plan und Hochbauten am August-Bebel-Platz

Und sie sind auch gegen die Autofreiheit des August-Bebel-Platzes. „Der Kfz-Verkehr wird dann die Nebenstrecken wie Propst-Hellmich-Promende und Otto-Brenner-Straße ganz erheblich belasten. Mal ganz abgesehen davon, dass für unsere Kunden das Erreichen der Geschäfte hier erschwert wird. Und wie soll die Zu- und Abfahrtsituation im Bereich Sparkasse und Elektrodepot funktionieren, auch für die Anwohner - von autofrei kann hier dann doch keine Rede sein.“ Die Fördermittel von 80 Prozent sind offenbar an die autofreie Umgestaltung des August-Bebel-Platzes geknüpft.

Vorwurf: Es gibt genug Leerstände in Wattenscheid

Martin Conrads und Marco Ostermann betonen: „Diese Pläne der Stadt Bochum sind existenzbedrohend für uns Geschäftsleute hier. Durch die Folgen und auch schon durch die lange Bauphase. Offenbar denkt niemand bei der Stadt darüber nach.“ Die Umbaupläne mit Parkhaus und mehrgeschossigen Häusern hängen auch im Geschäft Keyser aus, „viele Bürger haben sich schon gewundert, was die Stadt vor hat und was das soll. Leere Büroräume und Arztpraxen gibt es doch schon genug in Wattenscheid-Mitte, da brauchen wir keine weiteren“.

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Pläne werden jetzt bearbeitet durch Stadt Bochum

Die Stadt Bochum hatte im Vorfeld mehrere Beteiligungsformate angeboten. Und in einem Wettbewerb waren die Anforderungen an die Neuplanung genannt, zum Beispiel, den Klimawandel, möglichst viele Bäume sowie unterschiedliche Nutzungen vom Shoppen über das Ausgehen bis hin zum Parken einzuplanen. Mehrere Planungs- und Architekturbüros reichten ihre Entwürfe ein. Eine Jury hatte dann am 26. Oktober 2022 entschieden. Die Büros BBZL, Böhm, Benfer, Zahiri Landschaften/Städtebau (Berlin), und ISAPLAN Ingenieur (Stuttgart) haben nach Meinung der Jury den überzeugendsten Entwurf vorgelegt. Als weitere Schritte geplant: 2023 Entwurfsplanung, 2024 Anmeldung zum Städtebauförderprogramm, 2025 Beratung und Entscheidung über die Ausführungsplanung, etwa 2026 möglicher Baubeginn.

Angst der Kaufleute in Wattenscheid-Mitte

Martin Conrads betreibt mit seiner Ehefrau Elena seit Jahrzehnten das Traditionsgeschäft Keyser am Bebel-Platz. Und ist froh über die treue Kundschaft. „Die hier auch mal eben problemlos und bei Bedarf schnell parken kann, um Sachen zu erledigen.“ Der Parkplatz ist jetzt schon kostenpflichtig, und die Parkgebühren der Stadt sind auch nicht niedrig. Geschäfte gibt es hier viele, das reicht vom Sanitätshaus Ilse bis zum Modeladen.

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Er betont, zum Thema Bebel-Platz-Umbau alle Bürgerveranstaltungen der Stadt besucht zu haben - „ich kenne mich aus, habe mir eine gute Meinung dazu gebildet“. Dass der Platz attraktiver gestaltet werden soll, sei unumstritten. „Aber was sollen diese grandiosen Umgestaltungspläne dank Fördermitteln mit Neubauten und Autofreiheit auf diesem Platz, wo es nur eigentlich im Kern darum geht, ihn attraktiver zu gestalten mit Grün, Sitzbänken und Brunnen“, so der engagierte Wattenscheider. „Unterm Strich führen diese Pläne nur dazu, den Platz für die jetzigen Geschäftsleute zu zerstören. Das ist für uns existenzbedrohend. Geht es bei der Stadt im Kern also nur noch um Fragen der Finanzierung mit Fördergeldern?“

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Lösung gesucht in Wattenscheid-Mitte

Marco Ostermann vom Derpart-Reisebüro, seit Jahrzehnten in den Pavillons untergebracht, schlägt in die gleiche Kerbe. „Es kann ja nicht sein, dass dadurch eine funktionierende, über Jahrzehnte aufgebaute Geschäftswelt womöglich Probleme bekommt. Und zum Thema Parkhaus gab es damals eindeutige Aussagen aus der SPD-Politik, dieses nicht zu errichten.“ Es gehe um Glaubwürdigkeit und Schätzung dessen, was hier aufgebaut worden ist. Auch er fordert eine gute Lösung für alle Geschäfte.

Wattenscheids Bezirksbürgermeister Hans Peter Herzog sagt: „Man braucht natürlich für diese Pläne auch Geldgeber, die z.B. bereit sind, in Arztpraxen zu investieren.“

Und Serdar Yüksel, Vorsitzender der SPD Bochum, sagt ganz klar: „Wir sind uns einig, dass hier ein Mehrwert für Wattenscheid entstehen muss, der für die nächsten Jahrzehnte Bestand haben soll. Also keine Hinterhofsituationen oder Angsträume erzeugen soll. Daran muss die Planung für den August-Bebel-Platz definitiv ausgerichtet sein.“