Wattenscheid-Mitte. Hochhäuser statt Pavillons? Die Umgestaltung des August-Bebel-Platzes sorgt für Lob und Kritik. Es geht nun vor allem um die bauliche Gestaltung.

Nach dem umstrittenen Grundsatzbeschluss zur autofreien Umgestaltung des August-Bebel-Platzes sorgen nun die Einzelheiten der Umsetzung zur Platzgestaltung für Zündstoff – so auch in der Sitzung der Bezirksvertretung Wattenscheid. Dabei geht es vor allem um die bauliche Ausgestaltung des Platzes. Von zwei sieben- bis fünfstöckigen Neubauten ist die Rede. Die Pavillons sollen abgerissen werden.

Kritik aus Geschäften am August-Bebel-Platz

Was Marco Ostermann kritisiert. Er ist Prokurist im Derpart-Reisebüro, seit langer Zeit in dem attraktiv gestalteten Pavillon erfolgreich beheimatet: „Wir haben einen Pachtvertrag bis 2031 und noch vor wenigen Jahren für viel Geld hier modernisiert. Die Frage stellt sich, warum wir, wie angeboten, dann in einen der Neubauten umziehen sollen? Warum müssen diese attraktiven Pavillons überhaupt abgerissen werden?“ Und was die Geschäftsleute am August-Bebel-Platz auch beschäftige: „In der Bauphase fallen doch viele Parkplätze hier weg, und wer weiß genau, wie lange sie dauert? Was für die Geschäfte vor Ort doch extrem wichtig ist, damit uns die Kundschaft schnell und direkt erreichen kann. Ich befürchte, dass viele der zumeist inhabergeführten Geschäfte hier das nicht überleben werden und dann auf der Strecke bleiben. Wer von den Verantwortlichen hat darüber mal nachgedacht?“

Wettbewerb zum August-Bebel-Platz

Zum Hintergrund: Der Wettbewerb „August-Bebel-Platz“ endete mit dem Bürgerdialog am 25. Oktober und der Preisgerichtssitzung am 26. Oktober. Das Ergebnis des Wettbewerbs präsentiert die Verwaltung nun den politischen Gremien zur Kenntnisnahme – nach der Bezirksvertretung Wattenscheid dann in diversen Ausschüssen und am 15. Dezember im Stadtrat Bochum. Ab 2025 soll die Umsetzung erfolgen. Die Stadt Bochum erhält für den August-Bebel-Platz-Umbau Fördermittel in Höhe von bis zu 80 Prozent.

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Umgestaltung unumstritten – es geht aber ums Wie

Burkhard Huhn vom Stadtplanungsamt erläuterte in der Sitzung der Bezirksvertretung Wattenscheid, dass mit dem Umbau des August-Bebel-Platzes „ein neues, attraktives Eingangstor zur Wattenscheider Innenstadt“ entstehen soll. Das Preisgericht hatte nach intensiver und langer Diskussion die Wettbewerbsarbeiten von drei Büros bzw. Arbeitsgemeinschaften ausgezeichnet. Es geht dabei darum, den Platz mit grünen Elementen und Neubauten umzugestalten sowie um die Verkehrsführung nach Ausschluss des motorisierten Individualverkehrs. Nächster Schritt ist laut Stadt Bochum ein Verhandlungsverfahren zunächst unter Berücksichtigung des ersten Preisträgers durchzuführen. Man behalte sich eine stufenweise Beauftragung der Leistungsphasen vor. Eine öffentliche Ausstellung aller Wettbewerbsarbeiten findet noch bis zum 2. Dezember im Rathaus Wattenscheid statt.

Privater Autoverkehr wird verbannt

„Grau, vollbetoniert, Aufenthaltsqualität gleich null – doch all dies soll sich in den nächsten fünf Jahren ändern“, meint Oliver Buschmann (Grüne). „Seit fast zehn Jahren diskutieren wir über die Zukunft des August-Bebel-Platzes, und nun sind wir endlich einen entscheidenden Schritt weitergekommen“, sagt er zum Architektenwettbewerb für die Umgestaltung. Er werde „eine umfassende klimatische, verkehrliche und bauliche Veränderung bringen“. Aus dem Platz werde „mit einem Dreiklang“ größtmögliche Veränderung erreicht: „Der alte Brunnen wird erhalten, der motorisierte Individualverkehr wird den Platz nicht mehr kreuzen, er wird drumherum geleitet; Wasser und grüne Schollen werden den Platz aufbrechen, dadurch den Hitzehotspot reduzieren und mit Sitzgelegenheiten auch familienfreundliche Aufenthaltsqualität schaffen.“ Die bereits vorhanden Parkplatzmöglichkeiten sollen „neu geordnet und unterm Strich erhalten bleiben“.

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Nur noch ÖPNV auf dem August-Bebel-Platz

Bogestra-Busse und Straßenbahnen sollen hier weiterhin fahren dürfen. Rolf Heyer (FDP) von der Wattenscheider Bezirkskoalition (SPD, Grüne, FDP) betonte wie auch die Sprecher aus der Opposition in der Sitzung der Wattenscheider Bezirksvertretung: „Wir müssen den Umgehungsverkehr berücksichtigen.“ Denn Autoverkehr, der dann nicht mehr über den Bebel-Platz fahren kann, „muss sich dann ja den Weg über die umliegenden Straßen suchen“, so auch Gerd Kipp (CDU). Und Kathrin Schick (SPD) sagte zur fünf- bis siebengeschossigen Bebauung: „Hier könnten Angsträume entstehen.“