Neviges. Wenn Herr Stinknich auf einer Bananenschale ausrutscht, lachen die Kinder in einer Velberter Schule nicht nur, sondern lernen auch Mülltrennung.

„Herr Stinknich“ kommt mit seiner Mülltonne hereingepoltert – und die „Tigerklasse“, die 2a der Regenbogenschule in Velbert, ist sofort hin und weg. Alle kreischen begeistert, als „Herr Stinknich“ tollpatschig über seine eigenen Beine fällt, mit großem Getöse seine Kappe in der Tonne sucht. Die Kinder hören andächtig zu, warum volle Windeln – „mit Kaka“ – nichts in der gelben Tonne zu suchen haben, auch, wenn sie in einer Plastiktüte stecken. Auf spielerische, manchmal akrobatische Weise zeigt Theaterpädagoge Patrick Strohm den Schülerinnen und Schülern, wie Mülltrennung funktioniert.

Die „Tigerkinder“ in Velbert sind hellauf begeistert

Muss das wirklich da rein? Diese Frage stellte sich beim Besuch von Herrn Stinknich in der Velberter Regenbogenschule mehrfach.
Muss das wirklich da rein? Diese Frage stellte sich beim Besuch von Herrn Stinknich in der Velberter Regenbogenschule mehrfach. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Aber erstmal ist „Herr Stinknich“ hoch empört. Wie das wieder aussieht auf dem Spielplatz! Den können sich die Kinder auch mitten in der Schulbibliothek mit ein bisschen Phantasie gut vorstellen: Der Theaterpädagoge kramt verschiedene Bälle hervor, spielt mal kurz Fußball, dribbelt beim Basketball – „Wir sind Weltmeister, Weltmeister“ – und schreit dann jäh: „Bääh“. Da ist es auch schon geschehen- „Herr Stinknich“ rutscht auf einer Bananenschale aus. Will sich von dem Schreck auf einer Bank erholen und setzt sich – „Igitt“ – auf ein vergammeltes Salatblatt.

Die „Tigerkinder“ sind kaum noch zu bändigen. Vor allem, als „Herr Stinknich“ mit seiner großen Müllzange Kurs auf die erste Stuhlreihe nimmt. Wer aber meint, hier ginge es vor allem um Klamauk, der irrt: Patrick Strohm alias „Herr Stinknich“ will nur ein bisschen „warm werden“ mit den Schülerinnen und Schülern, die, nachdem sie sich lachend abgerollt haben, auch sofort wieder bei der Sache sind. „Soll ich helfen?“, ruft ein Junge, als der Müll mit der Zange aufgepiekst wird, und aus der zweiten Reihe tönt es: „Ich komme!“

„Herr Stinknich“ besucht fünf Schulen in Velbert

Igitt – Herr Stinknichs“ findet allerlei Müll auf dem Spielplatz. Und der gehört jetzt in die richtigen Tonnen.
Igitt – Herr Stinknichs“ findet allerlei Müll auf dem Spielplatz. Und der gehört jetzt in die richtigen Tonnen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die Technischen Betriebe Velbert (TBV) sind Sponsor für die Auftritte des freien Theaterpädagogen Patrick Strohm, der in diesem Schuljahr fünf Schulen in Velbert besucht. Insgesamt nehmen 17 Klassen an „Herrn Stinknichs“ kurzweiliger Unterrichtsstunde zum Thema Mülltrennung teil. Und Strohm schafft den Spagat, auf unterhaltsame und kindgerechte Weise Wissen zu vermitteln, das die Kinder nachdrücklich beeindruckt. „Das war sooo lustig“, wird Hannah aus der Tigerklasse nach diesen 45 Minuten sagen, und gleich hinzufügen: „Mit dem Papier, das wusste ich nicht.“ Also dass nicht nur Zeitungen in der blauen Tonne landen sollen, sondern auch Papiertüten.

Fast alle Schülerinnen und Schüler hatten Spaß an dem interaktiven Mülltrennungs-Projekt.
Fast alle Schülerinnen und Schüler hatten Spaß an dem interaktiven Mülltrennungs-Projekt. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Jan war es manchmal zu laut und zu wild

Aber nicht etwa das Papiertaschentuch von „Herrn Stinknich“ – denn da hat er gerade seinen Nasenpopel drin verschwinden lassen. „Iiiiiiihhh“, tönt es laut aus den Reihen, als „Herr Stinknich“ mit dem Taschentuch wedelnd auf die erste Reihe zuspringt, ehe er das weiße Knäuel dann in der richtigen Tonne verschwinden lässt: in der grauen Tonne für „Restmüll“. Da sollte man vorsichtshalber alles reinwerfen, wenn man sich nicht ganz sicher ist, rät „Herr Stinknich“. Was es sonst neben „Blau“ und „Schwarz“ noch gibt, nämlich die gelbe Tonne für Plastik und die braune für Biomüll, stellt der Theaterpädagoge sehr schwungvoll und rasant vor. „Die Mülltonnen sind jetzt ein bisschen aufgeregt, was da gleich alles in sie hineinkommt“, er selbst flitzt dabei von einer Ecke zur anderen. Was Jan ein bisschen zu viel des Guten – ein bisschen zu viel Action – ist, wie der Junge nach der Stunde sagen wird: „Mir hat das alles nicht so gut gefallen, ich hab mich manchmal erschreckt.“

Alle wollen helfen beim Aufräumen

Doch zurück auf den zugemüllten Spielplatz: Als es heißt „Wer hilft denn mit, hier aufzuräumen?“ sind alle Feuer und Flamme, da wollen alle mitmachen, da schnellen die Finger hoch und „Herr Stinknich“ muss sich fix entscheiden: Dalyan darf nach vorne und erntet Applaus, als er eine Papiertüte in die blaue Tonne steckt, Amy muss einen Moment überlegen, dann wandert der Apfel in die braune Biotonne, Thorin wirft einen Joghurtbecher in die gelbe Tonne und Mira einen kleinen Plastikbeutel „mit Kaka“, wie „Herr Stinknich“ den braunen Inhalt kommentiert, in den Restmüll. Am Schluss bekommt Leandro noch genau erklärt, dass man Batterien und alte Handys nicht hier hineinwerfen sollte, sondern dass Elektromüll der Wertstoffhof der TBV entgegen nimmt.

Das Thema „Müll“ sei bereits vor den Sommerferien in allen Klassen beleuchtet worden, sagt Schulleiterin Birgit Gutschow. „Motto des Monats war: Wir halten unseren Schulhof sauber.“ „Herrn Stinknichs“ lustige Stunde, die war jetzt schon für Fortgeschrittene: Nicht nur Müll vermeiden und aufgeben, sondern auch in die richtige Tonne werfen. Ein kleiner Junge aus der Tigerklasse hat am Ende von Herrn „Stinknichs“ Müllstunde noch einen wichtigen Rat für alle, denen er lauthals verkündet: „Nicht in die Tonne klettern und den Deckel zumachen.“

>>>TBV hat viele Schulprojekte

Der Theaterpädagoge und freie Schauspieler Patrick Strohm besucht seit elf Jahren Schulen und Kitas und macht Kinder auf spielerische Weise mit dem Thema „Müll“ vertraut. Mehr auf www.herrstinknich-mülltheater.de.

Die TBV fördern auch andere Umweltprojekte in Schulen: Zusammen mit dem Verein „Deutsche Umwelt-Aktion“ zeigen sie Kindern seit Jahren, wie beim Papierschöpfen aus Altpapier etwas Neues entsteht.