Neviges. Papierschöpfen ist eine matschige Angelegenheit. Kinder der Regenbogenschule in Velbert-Neviges haben dabei viel über Stoffkreisläufe gelernt.

Zerreißen, einweichen, zerkleinern: Das sind drei ganz wichtige Arbeitsschritte beim Papierschöpfen, die obendrein auch noch eine Menge Spaß machen. Den hatten jetzt die Mädchen und Jungen der 4 a, der „Tigerklasse“, an der Regenbogenschule in Velbert-Neviges. Zusammen mit Mechthild Köhncke von dem Verein „Deutschen Umwelt-Aktion (DUA)“ lernten sie in einer in den Sachunterricht Kunst eingebauten Doppelstunde Recyclingpapier zu schöpfen und zu verzieren. Die Hausaufgabe vorab lautete: Daheim alte Zeitungen – „Illustrierte gehen bei solch kleinen Mengen aber auch“ – zusammenpacken und mit in die Schule bringen.

Ein Schulgarten in Velbert-Neviges

In den Altpapier-Containern landen immer mehr Verpackungskartonagen. Das bedeutet nicht nur mehr Volumen und weniger Gewicht. Das qualitative Recycling wird zunehmend schwieriger.
In den Altpapier-Containern landen immer mehr Verpackungskartonagen. Das bedeutet nicht nur mehr Volumen und weniger Gewicht. Das qualitative Recycling wird zunehmend schwieriger. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Derweil Köhncke – die Dipl. Biologin arbeitet seit mehr als zehn Jahren als Umweltpädagogin und ist in Nierenhof zuhause – alles Notwendige für den Unterricht der besonderen Art vorbereitet, haben die 15 Kinder in der heute ziemlich dezimierten Klasse erst noch eine kleine Frühstückspause und vertilgen genüsslich den Apfel-Streuselkuchen. Den hat Elke Griese für sie gebacken und mitgebracht. Nach Auskunft der Klassenlehrerin rückt das Thema Umwelt immer mehr in den Vordergrund. Und so ganz praktisch? „Wir trennen zum Beispiel Müll und sammeln auch Unrat auf dem Schulhof ein.“ Zudem gehe man gemeinsam in den Wald, habe man dort auch schon Tipis gebaut. „Und wir lesen jeden Tag den Maus-Kalender.“ Ein großer Wunsch der Kinder der Regenbogenschule – und womöglich ein Zukunftsprojekt – sei ein Schulgarten auf dem Gelände an der Wielandstraße.

Aktion jetzt schon im 15. Jahr

Richtig gut durch- und aufgeweicht entsteht so ein pampiger Faserbrei, „Pulpe“ genannt.
Richtig gut durch- und aufgeweicht entsteht so ein pampiger Faserbrei, „Pulpe“ genannt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Das von den Technischen Betrieben Velbert (TBV) geförderte Umweltprojekt „Papierschöpfen“ ist in Velbert geradezu ein Klassiker, hat lediglich ein Jahr Corona-bedingt pausiert und erlebt mittlerweile schon seinen 15. Durchgang. Immer in der vierten Jahrgangsstufe. Die Regenbogenschule war an diesem Freitag als vorletzte der zwölf städtischen Grundschulen in Velbert an der Reihe.

Fasern mit geringerer Dichte

Die Kinder erfuhren viel Wissenswertes rund um die Themen Altpapier, Recycling und Papierproduktion. In der Praxis läuft das Geschäft allerdings schon längst nicht mehr so rund wie früher, der Kreislauf eiert ordentlich. Es gebe immer mehr minderwertigeres Papier, berichtet Marius Walther auf Nachfrage. „Das Gewicht wird weniger, das Volumen nimmt zu“, so der TBV-Abfallwirtschaftberater. Man registriere zunehmend mehr Kartonagen, maßgeblich bedingt durch den Online-Handel, und Papierfasern mit weniger Dichte; der Anteil von Broschüren und Zeitungen hingegen sei rückläufig.

Nass und matschig

Zu Anfang gilt es, die alten Zeitungen in kleine Schnipsel zu zerreißen.
Zu Anfang gilt es, die alten Zeitungen in kleine Schnipsel zu zerreißen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Beim Papierschöpfen lernen die Schulkinder also, wie aus alten Zeitungen neues Papier hergestellt wird. Das ist eine nasse und matschige Angelegenheit, die den Kindern aber sehr viel Spaß bereitet, nachdem Mechthild Köhncke ihnen anfangs erklärt hat, warum der bewusste Umgang mit Papier und letztendlich mit der Ressource Holz so wichtig ist. Die Einführung dauert immer höchstens zehn Minuten, dann geht’s zur Sache.

Sieben, pressen und trocknen

Die Umweltpädagogin arbeitet die im Wasser aufgeweichten Zeitungsschnipsel ebenso kräftig wie gründlich mit einem Pürierstab durch, wie er wohl fast überall zu den Küchen-Utensilien gehört. Es entsteht ein Brei. „Pulpe“ nennt man diesen Faserbrei als Gemisch aus Wasser und Faserstoff. Den sieben die Regenbogenschüler anschließend mit einem DIN-A-4 großen Schöpfrahmen heraus und legen ihn nach dem Pressen zum Trocknen auf ein Tuch. Dass Müll nicht gleich Müll ist, haben sie schon bei früheren Projekten und Unterrichtseinheiten erfahren. „Wir freuen uns, dass das Projekt sowie bereits durchgeführte Projekte nach wie vor gut angenommen werden und den Kindern in Erinnerung bleiben“, sagt Walther.

Engagement in der Umweltbildung

Leiter geht an die Grundschule Bleibergquelle

In der städt. Gemeinschaftsgrundschule Regenbogenschule steht personell eine wichtige Veränderung an. Schulleiter Arnfried Szymanski – seine Stellvertreterin ist Nicola Versteegen – wechselt nach sieben Jahren und übernimmt die Leitung der zurzeit noch in Bau befindlichen Grundschule Bleibergquelle.Sie soll zum Jahresende fertig werden, ist für 200 Kinder konzipiert und zum Start nach den Sommerferien bereits komplett „ausgebucht“. Die Nachfolgeregelung bzw. -frage an der Wielandstraße ist dem Vernehmen nach offen.

Auf dem Gebiet der Umweltbildung sind die TBV mit vielfältigen Aktivitäten unterwegs. Ebenfalls an Grundschulen ist zum Beispiel regelmäßig das Mitmach-Theater „Herr Stinknich, Tonni und unser wertvoller Müll“ zu Gast, bei dem Patrick Strohm als Herr Stinknich spielerisch die Abfalltrennung rüberbringt. Die Technischen Betriebe haben bei der Einführung eines Abfalltrennkonzepts in Velberter Grundschulen mitgewirkt. Und bei der „Tote-Winkel Aktion“ ist ein TBV-Abfallfahrzeug dabei: Die TBV lassen die Kinder – und zwar aus der Sicht des Fahrers – die Umgebung und den Toten Winkel erkunden.