Neviges. Ausbildung zur Industriekauffrau, dann den Traumberuf entdeckt: Birgit Gutschow ist neue Schulleiterin und in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich.
Er ist freundlich, dabei aber zurückhaltend, verschmust und anhänglich, bleibt aber stets ein wenig auf Distanz. Nie käme er auf die Idee, voller Freude ungestüm auf Menschen zuzustürmen. Und er liebt es, gekrault zu werden – dafür legt sich „Lucky“ einem glatt hingebungsvoll zu Füßen. Der zweijährige Golden Retriever ist seit April 2023 der Star an der Regenbogenschule in Velbert-Neviges. Na gut, seine Besitzerin ist hier auch gut angesehen, sie ist schließlich die Chefin. Und baut in ihrer Schule voll auf ihren „Lucky“. Birgit Gutschow, ist neue Schulleiterin der Regenbogen-Grundschule und damit Nachfolgerin von Arnfried Szymanski, der als Rektor zur neuen Grundschule Bleibergquelle gewechselt ist. Eine Pädagogin in leitender Position, die in vieler Hinsicht ein bisschen ungewöhnlich ist.
Die neue Rektorin in Velbert-Neviges ist Quereinsteigerin
Schule, Studium, Referendariat, Lehrerin, Schulleiterin – so sieht in den meisten Fällen die Karriereleiter aus. Birgit Gutschow, geboren in Minden in Ostwestfalen, hat ihren Traumberuf erst später entdeckt. „Ich bin gelernte Industriekauffrau, aber habe dann gemerkt, dass ich lieber etwas mit Kindern machen möchte. Und Freunde haben dann auch gesagt: Du kannst doch so gut mit Kindern umgehen“, erzählt die 54-Jährige. Gesagt, getan. Den Beruf der Industriekauffrau an den Nagel gehängt, Studium in Münster, Referendariat in Niedersachsen, erste Stellen in NRW, Umzug nach Frankfurt: „Da war ich im Auslandschuldienst im Inland.“ Wie bitte? Birgit Gutschow lächelt. „Klar, das klingt kompliziert, das muss man erklären.“
Eine Station: die Europäische Schule in Frankfurt
Der „Auslandschuldienst im Inland“, das waren zwei Jahre an der Europäischen Schule Frankfurt. Die Europäischen Schulen sind öffentlich-rechtliche Bildungseinrichtungen, die in den 1950er Jahren gegründet wurden und gemeinsam von den Regierungen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union mitgetragen werden. „Da sind Kinder von der Kita bis zum Abitur“, sagt Birgit Gutschow, die von Frankfurt aus nach NRW zurück kehrte. An einer Grundschule in Herdecke, einer beschaulichen 23.000 Einwohner großen Stadt südlich von Dortmund, war sie zuletzt Konrektorin. „Ich wollte auch eigentlich nicht weg aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, aber es war da keine Stelle frei als Schulleiterin.“
„Das tolle Team hier hat mich herzlich empfangen“
Als dann der Posten an der Regenbogen-Grundschule ausgeschrieben war, hat sie keine Sekunde gezögert – woran auch ihr Ehemann großen Anteil hat. „Mein Mann hat ein Haus in Tönisheide. Und mir gefiel, dass diese Schule von der Größe ähnlich ist wie meine alte Schule in Herdecke“, so Birgit Gutschow. Nicht nur wegen des „tollen Teams, angefangen vom Hausmeister über das Kollegium bis zur Konrektorin Nicola Versteegen“ habe sie sich sofort wohl gefühlt. „Die Schule ist bunt wie ein Regenbogen, das gefällt mir.“ Verschiedene Nationalitäten, viele Mentalitäten – das spiegelt auch ihr momentanes Unterrichtsfach wider: „Ich unterrichte Deutsch als Zweitsprache. Etwa zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler leben weniger als zwei Jahre in Deutschland.“ Und haben entsprechenden sprachlichen Nachholbedarf.
Neue Konzepte und Programme entwickeln
Eigentlich sei auch Mathematik eines ihrer Schwerpunktfächer, aber Deutsch und eben all das Organisatorische als Schulleiterin – damit sei sie mehr als ausgelastet. Zumal sie nach einer speziellen Ausbildung auch „Trainerin im Bereich Schulentwicklung“ sei, so die engagierte Rektorin. Davon macht sie nicht etwa viel Wind, sondern erläutert erst auf Nachfrage, was sich alles dahinter verbirgt: „Ich arbeite mit anderen Schulen an ihren Entwicklungsaufgaben, zum Beispiel das neue Lesekonzept, das jetzt angelaufen ist. Oder die Arbeit mit neuen Medien, die Entwicklung der neuen Offenen Ganztagsschule.“ Unter dem Motto „Fordern und Fördern“ werde für die Schulen gerade ein neues Programm aufgestellt. „Das alles ist spannend, wie überhaupt unser Beruf herrlich abwechslungsreich ist. Alles ist immer wieder neu, jedes Kind ist anders, immer muss man einen Zugang finden. Ich mag das alles sehr.“
Kinder müssen mehr gefördert werden als vor etwa zehn Jahren
Was ihr in den letzten zehn Jahren im Schulbetrieb aufgefallen sei? Da muss Birgit Gutschow nicht lange nachdenken: „Die Basiskompetenzen sind weniger geworden. Also so Dinge wie Wortschatz, bis 20 zählen, Würfelpunkte erkennen. Manche Kinder brauchen noch Hilfe beim Umziehen im Sportunterricht.“ Gut findet Birgit Gutschow, dass es in der Regenbogenschule einen „Erziehungsvertrag“ zwischen Schule und Eltern gibt, den Eltern bei der Anmeldung auch unterschreiben. „Denn es ist klar: Wir können nur gemeinsam mit den Eltern an dem Kind arbeiten.“
„Lucky“ macht nicht mit in der Hunde-AG
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Gefallen habe ihr bei der Bewerbung natürlich auch, dass es an der Regenbogenschule eine Hunde AG gibt. Da mache „Lucky“ als ausgebildeter Schulhund aber nicht mit, das Prinzip ist, dass er immer bei seiner Besitzerin bleibt – und hier seinen Job macht. „Wenn zum Beispiel ein Kind anfangs Angst hat, in der Offenen Ganztagsschule zu bleiben, dann hilft so ein Hund sehr.“ Ihr „Lucky“ ist für die sportbegeisterte Schulleiterin auch in der Freizeit ein wichtiger Begleiter: „Ich gehe sehr gerne spazieren, bin überhaupt gern an der frischen Luft.“
Wenn es das Wetter erlaubt, fährt sie mit dem Fahrrad von Tönisheide zur Regenbogenschule in den Siepen, „allerdings mag Lucky den Anhänger nicht so gern.“ Zurzeit sucht sich Birgit Gutschow gerade einen Volleyball-Verein, „ja, Sport ist mir wichtig“. Solange das noch nicht in trockenen Tüchern ist – „Ich schwanke noch zwischen Velbert und Mettmann“ – hält sich Birgit Gutschow mit Gartenarbeit fit. Da bekommt sie den Kopf frei für neue Ideen, neue Inspirationen für ihre bunte Regenbogenschule.
>>>Trödelmarkt und Info-Abend
Die Regenbogenschule, Wielandstraße 8-10, ist eine städtische Gemeinschafts-Grundschule.
Zurzeit besuchen 183 Kinder die Klassen 1 bis 4, die Schule ist zweizügig.
Nächste Termine: Am Sonntag, 17. September, ist von 11 bis 15 Uhr Trödelmarkt. Am Montag, 18. September, von 19 bis 20.30 Uhr: Infoabend für die Eltern der neuen Erstklässler des Schuljahres 2024/2025.