Neviges. Auf kleinstem Raum bietet Mesut Ardic in Velbert-Neviges ein Riesenangebot ausgesuchter Obst- und Gemüsesorten an. Wie seine Erfolgsstory begann.
In Velbert-Neviges geht man zur Post, in die Apotheke, in eine der Eisdielen – und „zu Mesut“. Niemand käme auf die Idee zu sagen: „Ich muss noch im Pavillon einkaufen.“ Wahrscheinlich wissen die wenigsten, dass der winzige Obst- und Gemüseladen, in den allerhöchstens zwei Kundinnen oder Kunden passen, offiziell „Pavillon für Obst und Gemüse“ heißt. Seit Dezember 1997 ist Gemüsehändler Mesut Ardic (61) eine Institution. „Wenn der mal geht, dann können Sie Neviges vergessen, dann gehen hier die Lichter aus“, sagt Friederike Aubart entschieden.
- Lesen Sie auch:„Eine Herzenssache“ – In Velberts Obstladen Bücher kaufen
Tomaten, Gurken, Salat und Mirabellen hat die Stammkundin heute in ihrem Korb. Nicht irgendwelche Mirabellen, sondern „Reine Claude“ – „die schmecken besonders gut“.
Birne „Santa Maria“ ist einer der Renner im Laden in Velbert-Neviges
Und kommen aus Frankreich – wie auch einige der acht Sorten Zwiebeln: Rot, groß und sanft im Geschmack, klein, weiß und so scharf, dass einem fast schon beim Riechen die Augen tränen – Mesut hat sie alle. Die Mirabelle und einige Exoten wie Flugmango, Maracuja oder die süße Birne „Santa Maria“ kommen von weiter her, ansonsten hat Mesut Ardic ein Prinzip: „Wann immer es geht, kaufe ich Ware aus Deutschland, das steht für mich an erster Stelle. Meine Erdbeeren kommen aus Deutschland, das sind die besten.“ Vor dem Schaufenster – drinnen ist gar nicht so viel Platz – ist an diesem grauen Tag noch richtig Sommer: Johannisbeeren, Blau- und Himbeeren, natürlich auch Äpfel und und und. Bunte Reizüberflutung.
Morgens werden Kisten geschleppt
Obst- und Gemüsefans bekommen in seinem winzigen Geschäft Schnappatmung. In kleinen Kisten stehen Austernpilze, Kräuter-Saitlinge, Creme-Champignons: „Im Moment sieben Sorten an Champignons, dazu kommen dann noch die Pfifferlinge“, sagt Mesut kurz und knapp, für große Erläuterungen fehlt die Zeit, Kisten müssen geschleppt, Regale gefüllt werden. Aber die vielen Tomaten, das sind doch nicht alles verschiedene Sorten? „Doch, doch“, sagt der 61-Jährige, schaut beim Kistenschleppen kurz durch seinen Laden. „Zwölf, im Moment hab ich zwölf. Und alle gehen gut.“
Gute Qualität steht für Mesut an erster Stelle
Bei seiner Ware – von der glatten Petersilie bis zum Blumenkohl – vertraut Mesut Ardic seit Jahren den gleichen Lieferanten. „Drei Gemüsehändler aus Düsseldorf, die haben nur gute Sachen. Das ist für mich am wichtigsten. Ich bestelle abends per WhatsApp, morgens um sechs stehen die Sachen bereit.“ Und was nicht von allererster Qualität sei, das reklamiere er, wie in folgendem Fall – passiert just diesen Morgen. Eine Kundin sagt begeistert: „Oh, toll, Feldsalat, 200 Gramm bitte.“ Ein Griff in die Kiste, kritischer Blick. Noch mal in eine andere Ecke der Kiste gegriffen, gefühlt, beäugt – und entschieden. „Nein, der ist nicht schön. Ich gebe Ihnen etwas anderes.“ Für den Laien sieht das Grünzeug picobello aus – Mesut Ardics Standard hat es nicht genügt.
Stammkundschaft schätzt das persönliche Verhältnis
Mehr Inhalte aus Neviges und Tönisheide
- Warum auch im Winter alle Eismann Mario aus Velbert lieben
- Windkraft: Sollen Windräder auf einem Feld in Velbert gebaut werden?
- Weihnachtsmarkt: Das ist neu beim Hubbelsgasser Weihnachtsmarkt
- Konzert: Chor in Velbert wagt mutig das Risiko – das sind Reaktionen
- Met statt Glühwein bei der Velberter Mittelalter-Weihnacht
- Trecker kommen wieder: Die Strecke der großen Lichterfahrt
„Er hat wirklich tolle Sachen, meine Frau kauft hier ein mal pro Woche ein“, sagt Siegfried Cyrus. „Man kann alles probieren, er schwatzt einem auch nie etwas auf. Und sollte mal etwas nicht in Ordnung sein, kann man es problemlos zurück bringen.“ Auch Elfie Leimbach aus Tönisheide schaut immer mal kurz hier vorbei, wenn sie in Neviges ist: „Es ist einfach kein Vergleich zum Supermarkt.“ Was Stammkundin Friederike Aubart mag: „Man kennt sich, das ist auch ein persönliches Einkaufen.“
Bei Spaziergang einst den leerstehenden Laden entdeckt
Mesut Ardic wiederum mag seine Stammkundschaft – und sein Neviges. Auch, wenn er in Langenberg wohnt, dort betreibt Ehefrau Figen einen eigenen Gemüseladen. „Wenn ich mal nicht in Neviges bin , dann werde ich unruhig. Ich komme auch sonntags her, schau mal bei Tassos rein, in Hani’s Eiscafe, im Café Edelweiß, das ist so meine Runde.“ Aufgewachsen in der Nähe des Ferienortes Alanya in der Türkei, kam Mesut Ardic 1990 nach Velbert. Hoch qualifiziert als ausgebildeter Steuerberater, fand er keinen Job, fing zunächst als Arbeiter bei Huf an. Dort habe es dann Kündigungen gegeben, „ich wollte aber arbeiten, hatte ja auch Frau und ein kleines Kind“.
Bei einem Spaziergang durch Neviges entdeckte er dann den damals leerstehenden kleinen Laden. „Ich wusste: Das ist es.“ Das damals „kleine Kind“ ist inzwischen Ärztin, Papa Mesut „sehr zufrieden hier in Neviges, ich hab keine großen Ziele“. Und bis 2027, das verspricht er seiner Kundschaft, halte er die Stellung in Neviges. „Dann ist es gut, dann gehe ich in Rente.“
>>>Geöffnet ab 8.30 Uhr
„Pavillon für Obst und Gemüse“, Elberfelder Straße 34. Geöffnet Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 8.30 Uhr bis 18 Uhr, Mittwoch und Samstag von 8.30 bis 13 Uhr.
In Langenberg führt Ehefrau Figen ebenfalls einen Gemüseladen; Adresse: Hauptstraße 57.