Neviges. Ein bundesweit bekanntes Landschaftsarchitekten-Büro plant einen Domgarten in Velbert-Neviges. Was den Auftrag für die Experten so reizvoll macht
Ballspielen auf der Wiese, Lustwandeln unter blühenden Rosenbögen, Innehalten und Ruhe finden in versteckten Nischen und unter Schatten spendenden Bäumen: Doch das ist bei weitem nicht alles, was den neuen Domgarten in Velbert-Neviges auszeichnet. Für 70 000 Euro – davon stiftet 15 000 Euro die Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert – lässt die Katholische Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens, zwischen Mariendom und Pfarrheim Glocke ein Refugium für ihre „Schäfchen“ errichten. Geplant von einem bundesweit erfolgreichen Landschaftsarchitekten Team.
Martin Straßen, Inhaber des bundesweit renommierten Büro BSS, und seine Ehefrau Astrid Born-Straßen haben von München bis Hamburg schon so manchen Traumgarten geplant, wurden mehrmals im Wettbewerb „Gärten des Jahres“ ausgezeichnet. Die imposante Dachterrasse des Kulturzentrums „Dortmunder U“, die Grünanlagen der Ruhr-Uni Bochum, die Renaturierung der Wupper im Auftrag des Wupperverbandes, zahlreiche Grünanlagen im Wohnungsbau – die Liste der Projekte ist lang. Und nun also der mit 1200 Quadratmetern vergleichsweise klein anmutende Gemeindegarten. Haben die beiden Langweile? Nein, sie sind nur gute Nachbarn, schließlich wohnen sie unmittelbar neben der Baustelle.
Gartentörchen führt direkt auf die Baustelle in Velbert
„Wir haben extra ein Törchen in unseren Gartenzaun eingebaut, da kann ich immer mal schnell rüber gehen“, sagt Martin Straßen gut gelaunt. Als Abbé Thomas, Pfarrer und Wallfahrtsleiter der Gemeinde, im Sommer 2021 bei ihm anklopfte, da zögerte der Landschaftsarchitekt keine Sekunde. Mit seiner Idee, auf dem bisher leblosen Platz zwischen Pfarrheim Glocke und Dom einen Garten für die Gemeinde anzulegen, rannte Abbé Thomas bei Martin Straßen offene Türen ein. Als Zeichen guter Nachbarschaftshilfe hat das Architekturbüro BSS auf die Planungskosten sowie auf das Honorar der Bauleitung verzichtet.
Ein Treffpunkt für die ganze Gemeinde
Gedacht ist der Domgarten als Treffpunkt für das gesamte Gemeindeleben. „Auf der Wiese könnten zum Beispiel Pfadfinder zelten“, erläutert Abbé Thomas. Oder Jugendliche Fußball spielen, wirft der Architekt ein. Was der Domgarten nicht sei: eine öffentliche Parkanlage wie etwa der Stadtgarten. Elf Obstbäume der Baumschule Schmitz in Neuss – Experten für besonders große Exemplare – hat die ausführende Firma Landschaftsbau Nockemann bereits gepflanzt. „Sie sollen eine Art Kreuzgang bilden“, erläutert Straßen, dem Folgendes wichtig ist: „Hier soll eine Verbindung zwischen Dom, Kloster und Glocke entstehen. Vielleicht treffen sich hier bald Leute, die sonst so nie zusammen gekommen wären.“
Seelsorge im Domgarten
Und hinter den Hecken gäbe es so viele ruhige Plätze, da könne man „auch seelsorgerische Gespräche führen“, wirft Abbé Thomas ein. Etwas geselliger dürfte es in dem Bereich zwischen Kloster und Dom zugehen – hier ist eine kleine Terrasse geplant: „Der Notausgang Dom wird quasi zur Terrassentür“, merkt Martin Straßen fröhlich an, da muss auch Abbé Thomas lachen. Bei der Planung habe der Pfarrer viele kreative Impulse gegeben, etwa zur Raumaufteilung. Eine große Rolle im Domgarten spielen die vier Rosenbeete, soll doch das Rosenfenster, das der im Juni 2021 verstorbenen Stararchitekt und Domerbauer Prof. Gottfried Böhm erschaffen hat, auch draußen aufgegriffen werden. „Das Rosenfenster bekommt eine lebendige Entsprechung“, nennt es Martin Straßen.
Duftende Rosensorte „Astrid Gräfin von Hardenberg“
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Während er für „die Form“ zuständig ist, wie er selbst sagt, füllt Ehefrau Astrid, die im Auftrag der Stadt Velbert auch den Grünen Pfad plant, diese Form mit Leben – und jeder Menge Farbe. Von den elf Bäumen seien vier Zieräpfel, „die blühen pinkfarben“, erzählt die Landschaftsarchitektin. „Die japanischen Kirschen rund um die Rasenflächen blühen weiß und hell-rosa.“ Ein weiterer großer Baum, der noch angeliefert wird, soll im Eingangsbereich stehen. Beerensträucher laden zum Naschen ein, auch sollen sich Bienen und Insekten hier wohlfühlen. Etwa 30 Rosenstöcke, größtenteils aus England stammend, hat die Expertin für die vier Rosenbeete ausgesucht, in der Mitte wird ein Springbrunnen plätschern. Eingeweiht wird der neue Domgarten am 2. Juli von Abbé Pauljo: Der junge Diakon feiert an jenem Sonntag seine Primizmesse als neu geweihter Priester.
Übrigens: Landschaftsarchitektin Astrid Born-Straßen hat für den neuen Rosengarten eine Blume entdeckt, die besonders intensiv duftet. Und die einfach hierhin gehört. Der Name der Rose: „Astrid Gräfin von Hardenberg“.
>>>Glocken-Treff gestaltet kleinen Sinnesgarten
Die Besucher des „Glocken-Treffs“, der Begegnungsstätte der Gemeinde, werden in dem Domgarten eine kleine Ecke zur Verfügung gestellt bekommen, den sie als „Sinnesgarten“ gestalten.
Der 70 000 Euro teure Domgarten wird finanziert vom Erzbistum Köln, dem Förderverein Nevigeser Wallfahrtsstätten, Sparkasse und privaten Spenden.