Velbert. Die katholischen Pfarreien aus Velbert und Heiligenhaus arbeiten künftig eng zusammen. Für Pfarrer Ulrich Herz sind noch viele Detailfragen offen.

Seit 20 Jahren ist Ulrich Herz Pfarrer in Velbert. In diesen Jahren hat er erlebt, wie sich die katholische Kirche vor Ort gewandelt hat, wie neue Strukturen entstanden sind. Es habe sich viel verändert, sagt der 1985 geweihte Geistliche: „Den Pfarrer, den es mal gab, gibt es heute nicht mehr – das wäre gar nicht machbar.“

Den alten Zeiten hinterhertrauern – das ist nicht das Ding von Pfarrer Herz. „Et kütt wie es kütt“, sagt er, der vor seiner Zeit in Velbert Pfarrer in Köln-Porz war.

Pfarrer Herz aus Velbert kann die Entscheidung des Erzbistums durchaus nachvollziehen

In Zeiten, in denen die katholische Kirche immer weniger Mitglieder hat und immer wenige Menschen Pfarrer werden wollen, kann er auch die aktuelle Entscheidung des Erzbistums Köln, die aktuell 178 Seelsorgebereiche zu rund 65 pastoralen Einheiten zusammenzuführen, durchaus nachvollziehen. „Auch wenn ich nicht BWL studiert habe“, fügt er lächelnd hinzu, „weiß ich, dass man da nicht an vielleicht liebgewonnenen Traditionen und allem, was man einmal hatte, festhalten kann“.

Abstrakte Begriffe müssen mit Leben gefüllt werden

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Pastorale Einheit – oder auch Sendungsraum: „Etwas abstrakte Begriffe“, räumt Pfarrer Herz ein. Und er räumt auch ein, dass es auch für ihn da noch viele Fragezeichen gebe, obwohl mittlerweile klar ist, dass die Gemeinde St. Michael und Paulus aus Velbert eine pastorale Einheit mit der Suitbertus-Gemeinde Heiligenhaus bilden wird – während die Nevigeser vorerst eigenständig bleiben werden und Essen-Kettwig eine pastorale Einheit mit Ratingen bilden wird. „Es ist übrigens keinesfalls so, dass wir die Kettwiger nicht haben wollten“, stellt Herz klar.

Velbert und Heiligenhaus passen für Pfarrer Ulrich Herz gut zusammen

Die Kirche St. Paulus in Velbert – von hier aus ist es nicht allzu weit bis nach Heiligenhaus.
Die Kirche St. Paulus in Velbert – von hier aus ist es nicht allzu weit bis nach Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

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Dass sich in Velbert – anders als in Heiligenhaus – Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand am Ende mehrheitlich für den Vorschlag „Velbert-Mitte und Heiligenhaus, ohne Kettwig“ ausgesprochen hätten, sei keine Entscheidung gegen Kettwig gewesen, sondern die Entscheidung für einen Zusammenschluss von zwei Pfarreien, die laut Herz viele Gemeinsamkeiten haben. „Die beiden Städte gehen fast ineinander über, es gibt ein gemeinsames Klinikum, eine ähnliche Sozialstruktur, die ,Schlüsselregion’ als verbindendes Element, viele familiäre Beziehungen“, so Herz, der hingegen von dem „Coup“ des Erzbistums, Neviges ob des Doms eigenständig zu lassen, überrascht war.

„Generell kann man sagen, dass zwei Städte noch überschaubar sind und wir tatsächlich zu den Kettwigern bisher so gut wie keine Verbindungen oder historische Beziehungen haben.“ Es hätte sich aber definitiv niemand gegen die Kettwiger gewehrt, so Herz. Diese hätten sich am Ende aber selbst für einen Sendungsraum mit Ratingen entschieden – für den Pfarrer übrigens „nachvollziehbar“ ob der alten Dekanatsgrenzen.

Wie der neue Sendungsraum Velbert/Heiligenhaus ausgestaltet wird, ist noch unklar

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Bei der Frage, wie genau der Sendungsraum Velbert/Heiligenhaus dann künftig ausgestaltet werden soll, zuckt Herz mit den Schultern. Zwar hat das Erzbistum ein Phasenmodell entwickelt, wie der Prozess des „Zusammenfindens“ gesteuert werden soll, und das neben den hauptamtlichen Kräften auch die Gremien und Pfarrei-Engagierte mit einbezieht – z. B. durch sogenannte „Foren“ zu einzelnen pastoralen Feldern. Mit dem Sendungsraummodell Mettmann/Wülfrath gibt es seit länger Zeit ein konkretes Sendungsraum-Modell in unmittelbarer Nachbarschaft, das der gebürtige Mettmanner Ulrich Herz natürlich auch verfolgt – aber ob es so oder ähnlich auch hier umgesetzt werde, sei noch unklar – auch die Frage, welches Rechtsmodell es geben werde, beispielsweise ob eine Pfarrei oder einen Verbund.

Wer ist für die Kindergärten und das katholische Seniorenheim zuständig?

Miklos Nuszer ist Pfarrer von St. Suitbertus in Heiligenhaus.
Miklos Nuszer ist Pfarrer von St. Suitbertus in Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

„Wer ist dann für die Kindergärten – wir haben fünf, Heiligenhaus einen – oder das katholische Seniorenheim in Heiligenhaus zuständig?“ Das sind Fragen, die Herz durch den Kopf gehen. „Was das alles tangiert, ist noch ziemlich unklar.“ Ähnlich unklar ist, welche Auswirkungen der Sendungsraum auf das Personal hat. Zwei bis drei pastorale Dienste – ergänzt durch hauptamtliche Verwaltungsleitungen, Jugendreferenten, etc. – hält Herz jedoch für realistisch – davon einen, der den Hut aufhat. „Doppelspitzen bewähren sich nur selten“, sagt der Pfarrer, der bald 65 wird und somit noch gut fünf Jahre bis zu seinem Ruhestand hat. Ein Wechsel in eine andere Pfarrei kommt für ihn nicht mehr in Frage. „Wenn, dann wechsle ich in den Ruhestand.“

Pfarrer Herz würde in die zweite Reihe zurücktreten

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Was für Ulrich Herz indes denkbar ist, ist irgendwann in die „zweite Reihe“ zu wechseln, beispielsweise als Pfarrvikar, um einen guten, geordneten Übergang zu gewährleisten. Und man dürfe sich nichts vormachen: Nicht nur er sei Ü60, sondern auch Pater John und Pastoralreferent Gisbert Punsmann. „Der Generationenwechsel wird eine große Herausforderung“, weiß Herz – und wenn das hauptamtliche Personal weniger werde, komme es immer mehr auf ehrenamtlich Engagierte an, „die mit Herzblut in der Kirche verwurzelt sind und/oder an ihren Aufgaben mitarbeiten“, weiß Pfarrer Herz: „Daran müssen, daran werden wir arbeiten.“