Velbert. Anfangs gab’s viel Lebensmittel-Spenden. Doch mittlerweile muss die Pfarrgemeinde St. Michael und Paulus Velbert dazu kaufen. Die Sorgen wachsen.
Schauplatz ist das Kirchen-Gelände von St. Paulus, es ist Freitag, fast halb Eins: Endlich geht die Eingangstür zum Pfarrzentrum hier an der Poststraße auf, vor der sich die ersten Besucher bzw. Abholer schon gut zwei Stunden zuvor eingefunden und seither geduldig ausgeharrt haben. Und drinnen öffnen die Helfer der Lebensmittelaktion der katholischen Kirchengemeinde St. Michael und Paulus Velbert kurz danach die Türen der Metallschränke, in die sie die angelieferten Lebensmittel im Vorfeld eingeräumt und sortiert haben. Die Ausgabe beginnt. Und würde die Pfarrgemeinde derzeit nicht ordentlich dazu kaufen, es würde schnell verdammt knapp. Denn bei steigenden Abnehmer-Zahlen sind die Spenden haltbarer Lebensmittel rarer geworden, ist das Aufkommen abgeflaut. Das war zu Anfang noch ganz anders, lief deutlich besser.
Mehrere Abgabestellen im Velberter Stadtgebiet
„Da ist ganz toll viel gekommen“, berichtet Maria Anna Büttgen, die seit Anbeginn regelmäßig als Ehrenamtlerin kräftig mit anpackt. „In der Vorweihnachtszeit ist das Herz bei vielen Menschen wohl größer, sind sie freigiebiger“, sinniert Gisbert Punsmann rückblickend. Nicht wenige Bürger, so der Pastoralreferent und Caritas-Beauftragte weiter, hätten das Ganze allerdings auch als reine Weihnachtsaktion verstanden. Doch die Geschichte ist viel langfristiger angelegt. Anstoß waren die massive Inflation und die stark erhöhten Lebensmittel- und Energiepreise. „Dadurch fehlt vielen Familien das Geld fürs Nötigste. Und wenn wir sehen, dass es für irgendetwas Bedarf gibt, versuchen wir etwas zu tun.“ Erklärtermaßen nicht als Konkurrenz zur Tafel Niederberg, sondern als Ergänzung. Und zwar ausschließlich mit haltbaren Lebensmitteln.
Wohlfühlmorgen mit Rundum-Paket
So stehen die grauen Plastikkisten weiterhin an den vielen Abgabeorten im Stadtgebiet parat: sonntags bei den Gottesdiensten in den fünf der Pfarrgemeinde zugehörigen Kirchen St. Don Bosco, St. Joseph, St. Marien, St. Michael und St. Paulus sowie während der Woche am Pastoralbüro St. Marien an der Mittelstraße (im Windfang rechts hinter dem Eingang zum Büro) und im Begegnungszentrum St. Michael am Froweinplatz, jeweils zu den üblichen Öffnungszeiten.
Kleidung für ganz kleines Geld
Büttgen hat bis kurz vor Ausgabe-Beginn oben im Pfarrsaal die Tische gedeckt für den „Wohlfühlmorgen“ – das vor neun Jahren eingeführte Frühstück für Bedürftige – am Tag danach. Petra Kielhorn löst sie ab, erledigt fix den Rest. Auf den anderen Etagen arrangieren andere Helfer Second-Hand-Kleidung, die für einen kleinen Obolus weg geht, und schleppen weitere Kisten herbei. Üblicherweise sind auch immer Fußpflege und Friseur dabei.
Zukäufe mit Hilfe von Caritasmitteln
Sie habe in den letzten 14 Tagen wohl für 200 Euro dazugekauft, erzählt Maria Anna Büttgen. Diese Summe nennt auch Andrea Seitz, die dank Büttgen zu der Aktion hinzugestoßen ist: „Bei einem privaten Kaffeetrinken, sie hat mich inspiriert“, erzählt sie. Die Stunden freitags könne sie beruflich gut einrichten. „Es sind unterm Strich schon mehrere hundert Euro im Monat“, bestätigt Punsmann. Die Ausgaben würden zurzeit aus Caritasmitteln gedeckt, aber diese seien nicht unerschöpflich und das sei ja vor allem nicht der Sinne der Sache.
Velberter geben für Velberter
Vielmehr sind alle Velberter dazu „eingeladen“, wie es heißt, „bei ihren Lebensmittelkäufen gern zusätzliche Lebensmittel zu kaufen und der Kirchengemeinde zur Weiterverteilung zur Verfügung zu stellen“. Weniger mobile Unterstützer könnten selbstverständlich auch mit Geldspenden helfen. Öl – besonders dafür stehen viele Bedürftige sehr früh an – Milch, Reis und Zucker gingen immer gut, zählt Büttgen auf. Ebenso Mehl, Fischkonserven, Würstchen und Kartoffelpüree, ergänzt Seitz. „Das soll Wellen schlagen“, hofft Gisbert Punsmann, „damit möglichst viele Velberter“, für die diese Aktion zuvörderst gedacht sei, „von den Spenden anderer Velberter profitieren können.“
Tafel-Karte oder Nachweis erforderlich
Das Angebot darf monatlich einmal wahrgenommen werden. „Die Bedürftigen müssen die Bedingungen der Tafel Niederberg erfüllen und eine Tafel-Karte haben oder einen Wohngeldbezug bzw. Ähnliches nachweisen“, erläutert Punsmann. „Wir geben zurzeit gut und gerne 1000 Lebensmittel pro Monat aus“, überwiegend an Flüchtlinge.
Selbst mitmachen oder mit einer Spende helfen
Bürger und Bürgerinnen, die die Hilfsaktion der Pfarrgemeinde persönlich mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz als Helfer unterstützen wollen, wenden sich am besten direkt an Gisbert Punsmann unter 02051 967153 bzw. per E-Mail an gisbert.punsmann@erzbistum-koeln.de.
Das ist das Spendenkonto für die Lebensmittelaktion: Inhaberin: kath. Kirchengemeinde St. Michael und Paulus Velbert, IBAN: DE92.3345.0000.0026.0240.26 bei der Sparkasse HRV, Verwendungszweck: Nr. 1900002030.