Neviges. Das Schloss Hardenberg in Velbert-Neviges wird ab 2025 anders aussehen: Ein Architekten-Büro plant für das Treppenhaus einen Anbau im Burggraben.
Für das historische Schloss Hardenberg ist ein moderner Klinkeranbau im Burggraben geplant. „Das ist nicht schön, muss aber sein“, so der knappe Kommentar von Rainer Hübinger, Vorsitzender des Bezirksausschusses Neviges. Hier stellte das Architekturbüro „Lindner Lohse“ seinen Entwurf für die Sanierung des Schlosses Hardenberg vor: Herzstück des geplanten „Erlebniszentrums Natur“ ist das Herrenhaus. Um das Schloss zu nutzen, sei es für Ausstellungen, für Hochzeiten im Rittersaal oder anderweitige Veranstaltungen, sei nun mal ein Rettungsweg und ein barrierefreier Zugang nötig. „Das erfordert die Bauordnung, sonst wird so ein Objekt nicht genehmigt“, erläuterte Architektin Corinna Cardaun von „Lindner Lohse“. Und beim Herrenhaus gebe es für einen Rettungsweg nebst Aufzug nur eine Möglichkeit: ein außen angebrachtes Treppenhaus.
Klinkerbau ist an der Nordseite des Schlosses in Velbert-Neviges geplant
„Wir haben lange gerungen, die Treppe innerhalb anzubringen, aber es geht einfach nicht“, sagte der Beigeordnete Jörg Ostermann, Dezernent für die Bereiche Planung, Bauaufsicht und Immobilienservice, und stellte klar: „Das ist keine Wunschlösung.“ Geplant ist das Treppenhaus an der Nordseite, also nur sichtbar von der Bernsaustraße, aus Richtung Bahnübergang Kuhlendahler Straße kommend. Der creme-farbene Klinkerbau sei die „kleinstmögliche Lösung“, um Rettungsweg und Aufzug unterzubringen, so die Architektin.
Nicht alle im BZA Neviges sind von der Anbau-Lösung überzeugt
Eine Lösung nach intensiver Diskussion und in Übereinstimmung mit der unteren Denkmalbehörde, dem LVR Amt für Denkmalschutz und allen Fachplanern, erläutert Architektin Corinna Cardaun, was Jörg Möller („Die Linke“) nicht überzeugt: „Das Ding sieht fürchterlich aus.“ Ob man den Anbau nicht „etwas weniger modern“ hätte gestalten können, warf Brigitte Djuric (SPD) ein. Gerade der Kontrast sei so gewollt, erläutert Architektin Corinna Cardaun, und zwar auch aus „denkmalpflegerischer Grundhaltung“: Demnach müsste auch ein Laie sofort jegliche „neue Zutaten“ erkennen.
Glas-Anbau am Schloss Hardenberg kam nicht in Frage
Ein Glasanbau – diese Anregung kam mehrmals aus den Reihen der Sitzungsvertreter – sei aus verschiedenen Gründen nicht in Frage gekommen: „Es ist ein Trugschluss, dass Glas unauffälliger ist.“ Zum einen spiegele es, zum anderen sehe man ja alles, was sich dahinter verberge, daher wirke so ein Glasanbau sehr unruhig. Der Klinkerbau dagegen sei „ein sehr ruhiges Gebäude“, das im Hintergrund bleibe. Und warum eine Treppe im Inneren des Hauses einfach nicht möglich war? „Ein Einbau hätte zu viel der historischen Substanz zerstört.“
Gestiegene Kosten durch Ukraine-Krieg
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Beim Mühlengebäude – hier ist Gastronomie geplant – habe man eine „ganz schwierige Situation“ vorgefunden. „Der Standort Mühle macht Riesenprobleme, weil eine Mühle eben im Bach steht.“ Insgesamt kostet die Sanierung von Mühle und Herrenhaus voraussichtlich 13,4 Millionen Euro, ursprünglich war von 8,9 Millionen die Rede. Durch den Ukraine-Krieg müsse man leider einen Preisanstieg von 40 Prozent in Kauf nehmen, so die Architektin.
Zum Zeitplan: Voraussichtlich Ende 2025 soll das Herrenhaus fertig sein, die offizielle Einweihung des „Erlebniszentrums Natur“ ist mit einem Sommerfest am 1. Juli 2026 geplant.
Zuspruch für Ausstellungskonzept „Wehrhafte Natur“ in Neviges
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Großen Zuspruch gab es – bis auf eine Ausnahme – für das zukünftige „Innenleben“, also das Konzept der Ausstellung: Viktoria Wille, Geschäftsführerin des Berliner Büros „Stories within architecture“ stellte vor, was sich alles hinter dem Titel „Wehrhafte Natur“ verbirgt: Empfangen von virtuellen Rittern und Mägden, geht es in den oberen Etagen in das „Modeatelier für Schutzkleidung“: Hier wird etwa die Tarnung verschiedener Tiere beschrieben, im „Chemielabor der Natur“ können Düfte, Gifte und Bitterstoffe erforscht werden. „Natur lässt sich erfühlen und erfahren, das finde ich sehr ansprechend“, so Dr. Michael Pannen (Grüne) – und August-Friedrich Tonscheid (Velbert anders) regte an, in einem der Räume ab und zu Sonderausstellungen zu präsentieren.
>>>Informationsveranstaltung für Bürger
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Die Stadt plant kurzfristig eine Informationsveranstaltung für Bürger zur Sanierung des Schlosses. Dann können auch Fragen gestellt werden. Ein Termin steht noch nicht fest.
Die Kosten der Sanierung belaufen sich auf 13,4 Millionen Euro. Sie wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit 4,164 Millionen Euro gefördert, alle weiteren Kosten trägt die Stadt Velbert