Langenberg. 1980 hat Susanne Martin das Grillstübchen am Froweinplatz übernommen, heute ist es aus Langenberg nicht mehr wegzudenken.

Es gibt Institutionen im Stadtbild, die fallen gar nicht mehr auf, weil sie so lange schon da sind: Der Kölner Dom, Notre-Dame in Paris – und in Langenberg eben die Kathedrale unter den Grillstübchen: das von Susanne Martin.

Schon am frühen Mittag weht der Geruch von Pommes und Brathähnchen durch die Gassen der Altstadt, während sich die ersten Kunden anstellen, um ihr Mittagessen abzuholen. Doch selbst jahrzehntealte Institutionen sind vor einer Pandemie nicht gefeit.

Holpriger Start in die Corona-Zeit

Frikadellen, Hähnchen, Bratwurst – egal ob aus dem Grillstübchen oder dem Imbisswagen: Die Langenbergerinnen und Langenberger gehen gerne zu Susanne Martin.
Frikadellen, Hähnchen, Bratwurst – egal ob aus dem Grillstübchen oder dem Imbisswagen: Die Langenbergerinnen und Langenberger gehen gerne zu Susanne Martin. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Die Anfangszeit – bis wir rausgefunden hatten, was man darf und was nicht – war ein bisschen holprig“, sagt Martin. „Wir haben die Geschäftszeit reduziert und ein großes Schild angebracht: ‚Nur einzeln eintreten, Maske tragen, Abstand halten’.“

Für die Inhaberin war diese Zeit etwas kompliziert – sogar eine neue Spülmaschine hat sie angeschafft, die alles bei 85 Grad reinigt –, aber am Ende hat alles funktioniert: Die Leute gaben ihre Bestellungen auf, warteten vor der Tür und Martin bereitete alles zu.

Auch wenn sich die Lebensgewohnheiten der Menschen in dieser Zeit drastisch verändert haben, die Verkaufsschlager blieben die gleichen: Frikadelle, Bratwurst, Hähnchen. „Es war alles gut“, sagt Martin, ergänzt aber: „Die Einnahmen waren trotzdem geringer – die Leute sind einfach nicht mehr so viel vor die Tür gegangen.“

Schaden durch das Hochwasser

Dann kam der 14. Juli: Die Jahrhundertflut zog durch den Ort – und das Grillstübchen war nicht mehr zu betreiben. „Wir haben uns Gedanken gemacht, wie es jetzt weitergehen soll.“ Da sei ein Bekannter auf sie zugekommen, der einen Grillwagen vermitteln wollte. „Den haben wir jetzt seit Anfang August vor dem Grillstübchen stehen“, sagt Martin.

Der eigentliche Imbiss wird gerade indes kernrenoviert, Hilfe gab es dazu von verschiedenen Organisationen, Stadt und Staat. „Vor Weihnachten – eher später – werden wir aber nicht wieder aufmachen können.“

Grillstübchen wird renoviert

Der Imbiss von Susanne Martin wird nach dem Hochwasserschaden renoviert: Der Durchbruch schafft mehr Raum, künftig wird es hier auch Sitzplätze geben.
Der Imbiss von Susanne Martin wird nach dem Hochwasserschaden renoviert: Der Durchbruch schafft mehr Raum, künftig wird es hier auch Sitzplätze geben. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Schlecht läuft es trotzdem nicht: „Die Leute kaufen eher noch mehr als vorher.“ Wenn das Grillstübchen wiedereröffnet, soll es sogar Sitzplätze geben: Für ungefähr acht Leute.

Martin hofft für die Zeit, wenn Pandemie und Flut längst Geschichte sind, dass die Menschen einige Lehren aus den Ausnahmesituationen ziehen: „Ich würde mir wünschen, dass die Leute insgesamt freundlicher und rücksichtsvoller miteinander umgehen, so wie wir das hier bei uns kennen. Das Leben hat sich während der Pandemie etwas entschleunigt und das ist etwas Positives. Ich hoffe, dass die Leute jetzt mehr darüber nachdenken, ob sie jemandem wirklich Stress machen wollen.“

Vor 41 Jahren angefangen

Eine halbe Ewigkeit führt Martin ihren Laden schon: seit dem 1. Januar 1980, mehr als 41 Jahre. „Ich bin Langenbergerin. Eines Tages bin ich bei dem Vorbesitzer einkaufen gegangen und der wollte den Laden loswerden. Da habe ich gesagt: ‚Gut, ich nehme ihn.’“

Martin klingt noch immer glücklich, wenn sie von dieser Entscheidung spricht. „Wir haben Generationen versorgt“, sagt sie und schiebt hinterher: „Ich liebe Langenberg und auch meine Kunden.“ 41 Jahre – die Zeit im Grillwagen ist da nur ein flüchtiger Augenblick.

Selbst gemachte Frikadellen

Susanne Martins Grillstübchen liegt an der Kamper Straße 1, der Imbisswagen steht direkt davor.

Besonders empfehlenswert seien die selbst gemachten Frikadellen samt Kartoffel- oder Nudelsalat und/oder Pommes, berichten zufriedene Kundinnen und Kunden.