Oberhausen. Beim Kinderkarnevalszug in Osterfeld und beim Karnevalszug in Oberhausen regnet es Kamelle von den Wagen. Doch die Präsente sind teuer geworden.
Kamelle, Bonbons, Popcorn-Tüten, Schokolade - und sogar Plüschtiere. Bei den Karnevalszügen wird nicht nur geschunkelt und geklatscht, sondern vor allem Kinder freuen sich auf kleine Geschenke, die von den Motivwagen regnen. Doch die Helau-Freuden sind diesmal ein Kamelle-Kraftakt: Das Wurfmaterial ist im Einkauf knapp und teuer.
Was Besuchern bei den Karnevalszügen in Osterfeld (Nelkensamstag, 18. Februar, 15 Uhr), Alt-Oberhausen (Tulpensonntag, 19. Februar, 14 Uhr), Pöstertreck und Vondern-Umzug (Rosenmontag, 20. Februar, 11 und 15 Uhr) hinter all den lachenden Gesichtern verborgen bleibt: Das Wurfmaterial zahlt jeder Zugteilnehmer zum großen Teil aus der eigenen Tasche.
„Die Preise für Wurfmaterial sind deutlich angestiegen“, sagt Hauptausschuss-Präsident Ludger Decker. Eine Palette mit eingeschweißten Mini-Kuchen konnten die Oberhausener Jecken 2020 beispielsweise noch für 600 Euro bestellen. In diesem Jahr werden für die identische Menge schon 1000 Euro fällig. Bei anderen Wurfmaterialien sehe es ähnlich aus. Höhere Produktionskosten, Inflationen und Energiekrise treffen auch den Frohsinn.
Karneval in Oberhausen: Narren zahlen im Schnitt 150 Euro pro Zug
Decker: „Das ist eine Belastung für die Zugteilnehmer. Jeder aktive Karnevalist kann das Geld nur einmal ausgeben.“ Dadurch sei auch die Nachfrage erstmals geringer geworden, auf einem Karnevalswagen mitzufahren. Vor der Pandemie gab es bei vielen Vereinen sogar Wartelisten.
Siri Schlaer-Grünert, Geschäftsführerin der 1. KG Königshardt, kann den hohen Einsatz der Narren bestätigen: „Im Schnitt zahlt jeder Zugteilnehmer für sein eigenes Wurfmaterial 150 Euro.“ Die Jecken entscheiden selbst, wie viel Kamelle sie werfen wollen. Pro Karnevalszug benötige man aber häufig zweieinhalb Kartons und mehr.
>>> Einbrecher knacken Wagenbauhalle - und erbeuten 120 Bockwürste <<<
Ein weiterer Kamelle-Knackpunkt: Neben gestiegen Preisen sei es gar nicht so einfach, überhaupt an ausreichend Wurfmaterial zu kommen. Decker: „Viele typische Anbieter haben in dieser Session keine Sonderartikel für die Karnevalszüge angeboten.“ Dazu zähle der Großhändler Metro, der sonst ein Sondersortiment auffahre. Knabber-Fabrikanten hätten auf die für Narrenzüge üblichen kleinen Chips-Tüten verzichtet.
Produktion und Verkauf wurden weit im voraus geplant. Eine verbliebene Corona-Zurückhaltung sei nach zwei Jahren Pandemie-Zwangspause bei den Karnevalszulieferern spürbar. Das verknappe nun die Verfügbarkeit von Wurfmaterial. Gerade kurzfristig sei kaum noch etwas zu machen. Selbst Anfragen über das große Edeka-Zentrallager in Biefang brachten keinen Erfolg.
Karneval in Oberhausen: Wurfmaterial knapp - Jecken bündeln Bestellungen
Um Kosten zu sparen und verlässlich zu buchen, bündeln einige Karnevalsgesellschaften ihre Einkäufe - auch in Königshardt. „Wir sammeln die Bestellungen aller Zugteilnehmer - und bestellen frühzeitig gemeinsam bei einem Spezialhändler in Frechen, der den Kölner Karneval beliefert.“
Auch Sponsoren bleiben für Karnevalsvereine wichtige Unterstützer - doch beim Wurfmaterial sei die Zahl rückläufig. Im Schnitt stammen nicht einmal zehn Prozent der Geschenke von Gönnern. Der Großteil bleibt Eigenleistung der einzelnen Wagenjubler. Darum trifft es viele Karnevalisten ins Mark, wenn Zugbesucher über „geizige Narren“ schimpfen oder den Kostümierten manche Geschenke sogar pöbelnd auf den Wagen zurückschleudern.
Trotz schwieriger Kamelle-Einkäufe und hoher Kosten sollen die Karnevalszüge in Oberhausen bei guter Stimmung kaum kleiner ausfallen. Rund 80 Motiv- und Mottowagen, Fußgruppen und Kapellen sind am Samstag und Sonntag pro Zug angekündigt.
>>> Stadttöchter unterstützen Prinzen mit Kamelle
Traditionell unterstützen die Stadttochterfirmen Energieversorgung Oberhausen (EVO), Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO), Stadtwerke Oberhausen (StOAG) und Sparkasse Oberhausen den Oberhausener Karneval mit Kamelle für die Karnevalszüge.
Beim „Empfang der schönsten Töchter der Stadt“ im Busdepot der StOAG kamen bei der Spendenaktion „Dezibelle für Kamelle“ rund 100 Zentner Wurfmaterial für Stadtprinz Rainer I. (Lettkamp), Kinderprinzenpaar Jaden I. und Finja I. sowie das Dreigestirn um Prinz Hans-Dieter zusammen.