Oberhausen. Am Wochenende stürmten Hunderte Narren zum Jahresabschluss die Burg Vondern. Wie geht es weiter? Werden die Sitzungen teurer? Eine Prognose.
+++ Update, 10. Februar 2023: Die Entscheidung im Oberhausener Karneval ist gefallen: Es rollen wieder große Karnevalszüge durch Alt-Oberhausen und Osterfeld. Wegstrecken, Zeiten und Termine. +++
Stadtprinz Rainer I. (Lettkamp) musste am Samstag beim Sturm auf die Burg Vondern ordentlich ackern: Bei einer Mischung aus Schauspiel und Schunkeln eroberten die Oberhausener Karnevalisten symbolisch das alte Gemäuer von Vonderner und Osterfelder Verteidigern. Mit gutem Zureden, Säbelrasseln und Scherzen.
Es wurde ordentlich am Tor gerüttelt - aber am Ende lagen sich alle im Burghof wieder in den Armen. Die Tradition samt jeckem Zapfenstreich und Feld-Gottesdienst steht für den letzten Narrentermin des Kalenderjahres. Erst im Januar 2023 geht's weiter. Ein guter Grund auf die Tops und Flops zu blicken - und nach zwei Jahren Corona-Bremse einen Ausblick zu wagen.
Was läuft gut?
Die Prinzenkürung sticht heraus - und sie war so dicht besucht wie schon lange nicht mehr. 1024 Menschen, ausverkauft! Prinz Rainer I. regiert bisher ohne Fehl und Tadel. Unaufgeregt, aber mit großen Gesten. Der ehemalige Chef der Lebenshilfe verbaut das Motto für Menschen mit Handicap („Jeder ist Teil des Ganzen“) in sein Prinzenmotto und wirbt für gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Die echte Bewährungsprobe steht ihm allerdings erst bevor. Bei den Auftritten im Dickicht der Prunksitzungen von 19 Gesellschaften warten nicht nur Frohsinn und Spaß, sondern auch Befindlichkeiten und verborgene Fettnäpfchen. Gut 100 Termine stehen schon jetzt im Kalender: Tendenz steigend. Was Karnevalshasser nicht sehen: Darunter befinden sich wertvolle Auftritte in Altenheimen und sozialen Einrichtungen.
Selbst Auftritte in Köln, Emmerich, Heiligenhaus und Kamp-Lintfort stehen im Kalender. Oberhausen wird ein Export-Schlager. Zugleich sagt der Regent: „Alle Termine in der Heimat haben Vorrang!“ Also: "Oberhausen first".
Die Leistungen der Oberhausener Tanzgarden müssen sich vor größeren Karnevalsstädten nicht verstecken. Die Corona-Pause hat bei der schwierigeren Nachwuchssuche Spuren hinterlassen - den tänzerischen Einsatz aber nicht ausgebremst. Die Stimmung in den Sälen war bislang gut.
Was bereitet Probleme?
Knappe Budgets bei den Bürgern durch die teure Lebenshaltung werden Karnevalsvereine im nächsten Jahr spüren. Programme mit Sängern und Büttenrednern sind in der Regel schon länger eingekauft. Auf Getränkepreise haben die Vereine in angemieteten Halle aber selten Einfluss.
Die 30 Euro-Marke gilt bei den Ticketpreisen für Narren als Schallmauer. Immerhin: Der Preistrend der Oberhausener Sitzungen deutet auf stabile bis nur leicht erhöhte Preise hin. Beispiele: Die AOK Weiss-Rot verlangt 28,50 Euro (4. Februar, Ebertbad). Die Große Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK) ruft 28 Euro auf. Für viele Vereine sind die Sitzungen gegenüber den Sommerfesten ein Zuschussgeschäft. Kleinere Gesellschaften haben es spürbar schwerer.
Ein hausgemachtes Problem: Zeitgleich stattfindende Prunksitzungen zweier oder mehrerer Vereine bescheren unnötige Konkurrenzsituationen. Eine Entzerrung des Kalenders scheitert seit Jahren, weil Absprachen fehlen.
Wie verkaufen sich Tickets?
Viele Karnevalsgesellschaften sagen: Die kommenden Wochen werden entscheidend.
Die KG Echte Fründe steht für ihre Sitzung am 7. Januar 2023 (19.11 Uhr) mit gut 300 Plätzen im Ebertbad bei 50 Prozent Auslastung. Ihre Party „Fründe & Friends“ in der Bernarduskapelle war am Wochenende dagegen ausverkauft. Die Ticketanfrage explodierte erst wenige Tage vor der Veranstaltung. „Die Besucher kaufen ihre Karten deutlich später als sonst“, sagt Pärsident Marcel Habendorf. „Das macht die Planung schwierig.“ Trotzdem rechnet die Fründe mit einer vollen Sitzung.
Die Große Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK) feiert erstmals in der größeren Atrium-Halle - und geht erst jetzt in den Vorverkauf. Das Ziel lautet: 450 Narren. „Wir haben ein besonderes Programm eingekauft, um die Besucher nach der langen Zeit ohne Karnevalssitzungen wieder zu aktivieren“, sagt der Vorsitzende Stefan Diebels. Schlagersänger Jörg Bausch und Humorist „Manni, der Rocker“ sind am 28. Januar 2023 (18.45 Uhr) dabei.
Bei der 1. KG Königshardt sind die Narren bislang zuversichtlich, am 21. Januar 2023 (18.45 Uhr) in der Kiefernhalle das Niveau aus der Vor-Corona-Zeit zu erreichen. Heißt: 800 Besucher, ausverkauft.
Finden Karnevalszüge statt?
Die Initiatoren sind guter Dinge. Erste Vorbereitungen laufen bei den Vereinen hinter den Kulissen. Kinderkarnevalszug am Nelkensamstag (18. Februar 2023, 15 Uhr) und der große Umzug in Alt-Oberhausen am Tulpensonntag (19. Februar 2023, 14 Uhr) stehen beim Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval im Kalender.
Stadtprinz Rainer I. hofft auf einen Coup: Puzzle-Stücke mit der Aufschrift der von ihm unterstützten Werte wie Solidarität und Nachhaltigkeit könnten erstmals als verbindendes Element auf den Karnevalswagen der Vereine erscheinen.
Wie geht es weiter?
Interessant wird am 6. Januar 2023 (19 Uhr) der Start in den Sitzungskarneval: Die Alstadener Bären haben immerhin die Stadthalle gebucht und gelten mit guten Besucherzahlen als Trend-Barometer für die weitere Session. Beim Open-Air-Bärenfest des jungen Vereins gab es im Sommer zwischenzeitlich sogar einen Einlassstopp.