Oberhausen. Der Karneval startet durch - aber ein passendes Kostüm fehlt noch? Mit diesen Ideen können Jecken in Oberhausen während der tollen Tage feiern.

Jecker Rückblick: Die Polonaise zieht durch die Atriumhalle. Vorne tanzt ein Mariechen im schwarz-weißen Tanzgewand. Doch 400 Närrinnen denken gar nicht daran, auf Regenbogenfarben zu verzichten. Die Damensitzung treibt es bunt. Fast alle Besucherinnen sind verkleidet, während der Tusch die radschlangende Männertanzgruppe Fauth Dance Company unterbricht.

Welche Kostüme sind 2023 überhaupt angesagt? Vergeht der Narrenschar beim Griff in die Geldbörse gar der Spaß? Oder schlägt Funktionalität die Originalität? Wir mischen uns ins Sitzungsgetümmel und wagen den Kostüm-Check.

Die Sektflasche

Wenn die Kostüm-Ideen nicht sprudeln wollen, hilft es manchmal, auf Alltagsgegenstände zu blicken. Ulrike Schröder setzt mit ihren Freundinnen auf den Partnerinnen-Look. „Wir haben uns für unser Lieblingsgetränk entschieden. Das sieht gut aus. Und wir konnten das Kostüm selber zusammenstellen.“ Ta-da: fürs Kostüm Sektflasche!

Originell? Auf jeden Fall! Das Kleid ist in braun-silberner, sektflaschentypischer Farbe gehalten. Flaschenlogos und Sektgläschen lassen sich daran als Schmuck montieren. Um den Hals hängt eine Korken-Kette. Für die Stoffe und Utensilien hat Ulrike Schröder rund 40 Euro angelegt. Marke Freixenet, aber auch Marke Eigenbau!

Das Kostüm ist nicht zu klobig und passt zum heiteren Anstoßen. Bei allzu wilden Tanzgewohnheiten könnte sich allerdings die drapierte Zierde lösen. Fazit: Prickelnde Idee!

Die Filmheldin

Sie sind bei einer Karnevalsfete eingeladen, wollen aber lieber blau machen? Kein Problem! Karoline Lange trägt dafür das perfekte Kostüm. Die Karnevalistin orientiert sich am aktuellen Kinoprogramm und an einem Charakter aus dem Science-Fiction-Blockbuster „Avatar 2“. „Das Kostüm sollte keine originalgetreue Kopie sein, sondern eine eigene Interpretation.“

Natürlich ist ihr Gesicht blau geschminkt wie bei der Spezies aus den Kinofilmen. Die Haare sind ähnlich feinperlig geflochten. Ein Detail, das Geduld erfordert. „Wir waren damit anderthalb Stunden beschäftigt.“ Ansonsten muss dünner, blauer Stoff für die Umhänge her. Es ist kein Kostüm von der Stange, sondern mit viel Eigenleistung gefertigt. Dies verschlingt rund 70 Euro.

Das Fantasy-Kostüm ist ein echter Hingucker und nicht nur etwas für Filmfreaks. Wer gegen Gesichtsfarbe allergisch ist, sollte das Outfit aber eher meiden. Fazit: Richtig fantastisch!

Das Spacegirl

1996 trällerten die britischen Weltraum-Rocker von Babylon Zoo etwas vom „Spaceman“ - aber wo bleiben, bitte schön, die Spacegirls? Kostüme aus dem All werden 2023 jedenfalls rege getragen. Svenja Dehen hat sich für das Spacegirl-Outfit entschieden, das sie mit Vereinskolleginnen aus einer Tanzgarde trägt. Die silberne Weltraum-Uniform besitzt eine wichtige Eigenschaft: „Der Stoff muss glitzern!“

Die Spacegirl-Outfits lassen sich bei Online-Händlern bestellen - und sind schon ab 20 Euro zu bekommen. „Unsere Kostüme sollten erschwinglich und zugleich cool sein.“ Abheben kann so einfach sein! Wer auf Einzigartigkeit steht, dürfte sich im Trendkostüm dieser Session allerdings nicht wie auf einem einsamen Planten fühlen. Fazit: Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter.

Die Queen

Der Karneval macht vor der gesellschaftlichen Geschichte keinen Halt. Marietta Oswald hat sich die große Dame aus dem britischen Königshaus ausgesucht, geht als Hommage an die im September 2022 verstorbene Queen Elisabeth II. Mit Hut, Brosche, Schärpe, Mantel - und natürlich einer charmanten Handtasche.

Als Queen lässt es sich bestens mit der royalen Hand winkenderweise Grüßen. Und praktische Dinge für eine lange Sitzung sind immer griffbereit. Die Handtasche gehört ja zum Kostüm. Okay, kühle Benimmregeln werden vielleicht erwartet, deren Umsetzung, fällt aber wohl unter die Narrenfreiheit. Kosten: rund 75 Euro. Das Kostüm lässt sich selbst zusammenstellen und sieht im Rudel noch spaßiger aus. Fazit: Wir sind amüsiert!

Der Klassiker

Muss es immer ein neuer Trend sein? Arggg… nein, sicher nicht, Ihr Landratten! Michelle Pöhler und Nina Eimers vertrauen weiter dem Piratinnen-Stoff. „Das sieht gut aus und lässt sich beliebig ausschmücken.“

Für 20 bis 90 Euro ist die Freibeuterinnen-Graderobe zu haben, ob komplett eingekauft oder selbst genäht. Klar - Details wie Dreispitzhut und Augenklappe gehören dazu. Der Konfetti-Klassiker lässt sich zudem ausbauen und mit Freundinnen erweitern: „Demnächst wollen wir als Papagei gehen.“ Fazit: Auch ohne Buddel Rum vorzüglich!

Der Ballermann-Barde

Okay, bei einer Damensitzung gibt es reihenweise Frauenkostüme. Und was ist mit den Herren? Einen Mann haben wir im Hintergrund gefunden. Hauptausschuss-Präsident Ludger Decker gehört zum Veranstalterteam, hat sich als Mallorca-Tourist verkleidet und alle Kostüm-Zutaten beim letzten Urlaub persönlich vor Ort eingekauft.

Das macht das Outfit zum Low-Budget-Kostüm: Die Sonnenbrille kostete am Strand 4 Euro. Das Handtuch an der Palma-Promenade 3 Euro. Das Ballerman-T-Shirt landete im Geschenkeladen für 2 Euro in der Tüte. Ja, Glück muss man haben: „Die Socken mit Biermuster gab’s als Geschenk zum Geburtstag.“

Ein Kostüm zwischen schlechtem Geschmack und Sommerurlaub. Ein Hoch auf die Wiederverwertung. Mögliche Nebenwirkung: unkontrollierte Olé-Olé-Rufe. Fazit: Heiter bis wolkig!

>>> Finales Fazit: Viel Eigenleistung prägen die Kostümtrends 2023

Was trägt der Narr 2023? Verstärkt selbstgemachte Kostüme. Das hat nicht nur Kostengründe, sondern bietet mehr Spielraum für Kreativität. Praktisches schlägt klobig Pfiffiges. Ganzkörper-Senftuben werden aber wohl trotzdem die Karnevalszüge würzen.

Die Jecken achten zwar auf den Euro. Ganz auf ein Kostüm verzichten wollen Narren aber auch nicht. Preiswerte Kostüme beginnen bei 20 Euro. Auch Kostümgeschäfte wie Deiters im Centro Oberhausen liefern etliche Komplett-Verkleidungen. Hier sind angesagt: Mutige-bunte 70er- und 80er-Jahre-Garderobe und Einhorn-Einfälle.

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