Oberhausen. Neue Ehrensenatoren in Königshardt, Mini-Tollitäten auf der Tanzfläche und ein gerührtes Dreigestirn. Der Karneval in Oberhausen nimmt Fahrt auf.

Helau again! Die Karnevalisten in Oberhausen haben am Wochenende einen Gang hochgeschaltet: Stadtprinz Rainer I. (Lettkamp) erhielt nach der eigenen Kürung vor einer Woche nun Bühnen-Verstärkung. Was in den närrischen Sälen am Wochenende los war.

Abgefahrene Ehrensenatoren in Königshardt

Abgefahren! Die 1. KG Königshardt kürt im Autohaus Postert neue Ehrensenatoren. In der benachbarten Werkstatthalle stehen aufgebockte Wagen auf der Rampe. Nebenan wird bodenständig geschunkelt. Stoag-Chef Werner Overkamp wählt als oberster Oberhausener für Bus und Bahn die Haltestelle Bütt - und heißt von dort aus EVO-Geschäftsbereichleiterin Sabine Benter willkommen. Relativ pünktlich sogar! Tusch!

Und es gibt eine Zugabe: Danach stellt Blumen-Expertin Lydia Niehüser-Koprivsek mit jecker Note die Geschäftsfrau Alexandra Viefhaus vor. Der Ehrensenat im Oberhausener Norden wird damit weiblicher. Gut so.

Prinzenteam im öffentlichen Personen-Narr-Verkehr

Ob narr-chhaltig oder öffentlicher Personen-Narr-Verkehr - das muss jeder selbst entscheiden: Das Tanz-Team von Stadtprinz Rainer I. (in der Spitze immerhin 80 Personen) reist jedenfalls nicht mit vielen Einzelfahrzeugen, sondern gesammelt im eigenen Linienbus von Termin zur Termin. Am Samstag wirkt das Fahrzeug wie ein Gratulations-Express. Auf dem Plan stehen schließlich zwei Kürungen.

Kinderprinzenpaar mit Energie in die Turbinenhalle

Wohin gehen Narren zum Tanzen? Genau, in die Diskothek oder in den Club wie es heute heißt. Was selbstverständlich klingt, ist im Karneval aber tatsächlich eine Premiere. Zum ersten Mal wird das Kinderprinzenpaar in einer Disco inthronisiert.

In der altehrwürdigen Turbinenhalle zeigt sich der Club Steffys plötzlich ganz jung und jeck. Wo sonst Nachtschwärmer in den Zappelmodus schalten, schunkeln und bützen sie plötzlich. Jaden Meyer (11) und Finja Krentscher (11) strahlen vierfach - einmal in natura und projiziert auf drei große Leinwände. Die Tanzfläche ist ordentlich gefüllt. Mehrere Hundert Menschen bilden ein Spalier.

Jaden I. und Finja I. sind Feuer und Flamme für Amtszeit

Potz-Blitz! Dieses Kinderprinzenpaar ist wirklich Feuer und Flamme für die Narretei. Die jungen Regenten schreiten im abgedunkelten Steffys aus dem Backstage-Bereich die Treppe hinunter. Nicht schlecht! Es hat etwas von Samstagabend-Programm mit beleuchteter Showtreppe. Und zugleich zündet ein Effektspektakel.

Die Disco ist mit technischen Spielereien hochgerüstet. Heiße Sache: Zu jedem lauten Helau steigen feurige Flammen aus vier Säulen empor. Das hat es wirklich noch nie gegeben.

DSDS-Sieger Herbrüggen singt unter närrischen Superstars

Für ihre Heimatgesellschaft, die Große Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK), sind die jungen Tollitäten mit Zepter und Krone närrische Superstars. Einer, der seine Musik-Kürung hinter sich hat, ist Davin Herbrüggen. Der Oberhausener Altenpfleger räumte im April 2019 bei der 16. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) ab - und konnte das TV-Publikum und die strenge RTL-Jury um Dieter Bohlen überzeugen.

Nun steht Hebrüggen als Stargast im närrischen Ring - und überrascht das Kinderprinzenpaar mit einer Hit-Polonaise. Die Fans klatschen, wippen, feiern. Jecker Treffer: Jaden I. und Finja I. hatten sich seinen Auftritt gewünscht.

Prinz Hans Dieter zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten…

Sie haben lange warten müssen - jetzt bricht es aus ihnen heraus: Prinz Hans Dieter Siebert, Bauer Peter Schopinski und Jungfrau Rudolf „Resi“ Weißer marschieren mit den Paginnen Graziella, Petra und Simone sowie der Tanzgarde der KG Harmonie in die Atrium-Halle. Im vergangenen Jahr setzten Prinz, Bauer und Jungfrau wegen der unklaren Pandemie-Lage aus.Einige Plätze bleiben in der großen Halle auch diesmal frei. Aber mehrere hundert Jecken klatschen mit.

Hintergrund: Die Karnevalsgemeinschaft „Dampf drauf“, früher eine Jeckengruppe des Industrieunternehmens Babcock, hat sich die Tradition bewahrt, eigene Tollitäten zu stellen, die neben Stadtprinz und Stadtkinderprinzenpaar zusätzlich jubeln.

Hans Dieter darf zwar als „der Erste“ regieren - mimt tatsächlich aber schon zum dritten Mal im Dreigestirn den Veedelsprinz. Der Regent sortiert sich auf der Bühne gleich numerisch ein: „Dann regiere ich eben als Hans Dieter 1.3!“ Jubel im Saal.

Neues Dreigestirn regiert im Revier mit „Dat“ und „Wat“

Prinz Hans Dieter I. stellt zugleich sein Motto vor: „Dat und Wat ist mir egal. Hauptsache wir haben Spaß am Karneval!“ Damit spielt der Regent auf die von ihm stark gepflegte Reviersprache an. „Ich rede eben so, wie mir der Schnabel gewachsen ist.“ Das kann man so stehenlassen.

Ebenfalls dem ureigenen Sprachgebrauch zugetan sind Künstler seiner Kürung: Die Band Dräcksäck rollt aus Köln an und interpretiert Narrenhits aus dem Gürzenich mit einer rockigen Note - und mit rheinischem Akzent.

Dudelsack-Überraschung sorgt beim Prinz für feuchte Augen

Gekürt und gerührt: keine Narrenschau ohne emotionale Note. Diesmal wird der Karnevalsprinz von seiner Frau überrascht. Die lässt einen Dudelsack-Spieler im karierten Kilt in den Saal marschieren. Hans Dieter I. ist schließlich bekennender Anhänger der schottischen Musik-Kost. So kullern einige Tränen. Kein Problem, beim Schunkeln trocknen feuchte Augen bekanntlich schnell.