Karneval 2014 - Längster Ticker der Narrenwelt in Oberhausen
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Lesezeit: 8 Minuten
Oberhausen. Ja, da simma dabei! Die Weiberfastnacht ist nicht nur für Prinzen und Tanzgarden die terminreichste Zeit. Altweiber startet am frühen Morgen und endet eigentlich auch an selbigem – nur einen Tag später. Lesen Sie in unserem Narren-Ticker, was im Kamelle-Kosmos der Stadt alles los war.
Der längste Ticker der Narrenwelt in Oberhausen: Was Altweiber alles in der Stadt los war. Von unseren Reportern Dirk Hein (Texte) und Gerd Wallhorn (Fotos).
9 Uhr: Looos! Und Gääähn! Es ist für närrische Spätaufsteher ganz schön früh. Zumindest ist der Himmel schon jeck. Es ist heiter! In den Bussen haben Schüler undefinierbare Sprühdosenfarbe dabei. Ihre Haare sind bunt. „Das waren die Mädels!“, murmelt einer. Beweismittel eins in seiner Hand spricht für eine andere Theorie.
9.30 Uhr: Im Hotel zum Rathaus schallt schon was von „Roten Rosen“ und „Viva Colonia“ auf die Straße. Da treiben es doch schon Leute bunt? Von wegen: Die Protagonisten tragen schwarze Pappnasen. Die CDU lädt zum Prinzenfrühstück. Das erste Helau eines langen Tages.
10.20 Uhr: Immer noch Hotel zum Rathaus. Es ist eine große Koalition der Narretei. Auch Sozialdemokraten schunkeln jetzt. Ex-Kämmerer Bernd Elsemann kommt als Schotte. OGM-Chef Hardy Schmidt geht als Kardinal. Karnevals-Ikone Walter Paßgang (Kostüm: bunt) und Unions-Geschäftsführer Hannes Fritsche (mit BVB-Bommelmütze) liefern sich ein Witze-Duell mit schwarzem Humor. Paßgang siegt mit 3:1. Fritsche nimmt es sportlich.
10.40 Uhr: Prinz Ludger geht dann schon mal. Gleich geht es offiziell los. Auf dem Altmarkt trudeln die ersten Möhnen ein. Der Blick zum Himmel erlaubt ein: "Jau, alles trocken, weiter so!"
11 Uhr: Das ist ein herzliches Zeichen. Stadtprinz Ludger I. besucht die Oberhausener Tafel und unterstreicht auch an einem „Feiertag“ die soziale Komponente des Karnevals. Einen Karton mit Schokolade gibt es als Gastgeschenk.
Altweiber in Oberhausen
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11.11 Uhr: „Nee, wat is dat schön!“ Es geht offiziell los! Auf einer mobilen Bühne dröhnen die ersten Jecken-Lieder. Diagnose: Ordentlich gefüllt! Knapp 1000 jecke Weiber? Man(n) zählt noch nach. Die Drei Dötze, zwei Tage zuvor in der Stadthalle bei der Lebenshilfe bejubelt, stimmen einen an: „Das Ruhr-Revier sind wir...“
11.37 Uhr: Es gehört zwar dazu wie Prinzenfeder auf der Kappe, wie Bützje und Heringe am Aschermittwoch. Doch Hauptausschuss-Präsident Heiner Dehorn blickt gelassen zum Himmel. Holt Luft. Und: Sagt nicht den Satz, der an diesem Tag schon in Stein gemeißelt scheint: „Petrus sitzt bei uns im Elferrat!“ Auf Nachfrage heißt es: „Er ist noch nicht ausgetreten.“ Narr gut!
Pferdestärken für das Oberhausener Kinderprinzenpaar
12.09 Uhr: Jesses! Im Feldlager bei „Wonsyld“ drängen sich die Jecken. „Aufwärmen müssen wir uns ja nicht“, meint man hier. Trotzdem stehen Menschen mit Kappen und klimpernden Orden um Rundtische. „Traditionspflege!“ Das Dreigestirn erinnert sich an ein nettes Kennenlernen beim Prinzentreffen in Recklinghausen. Jungfrau Henriette erzählt: „Das Dreigestirn aus Köln-Wipperfürth hat uns besucht. Ein tolles Erlebnis!“
12.41 Uhr: Prinz Ludger spricht: „Nun sind wir in der Stimmung, das Rathaus zu stürmen und den Schlüssel von OB Klaus Wehling zu erobern!“ Die Frauen versprechen dem Regenten ihre Treue. Ein stolzer Tross formiert sich. Auf geht’s, gleich werden die Trutzburgen der Stadt erobert. Doch vorher noch schnell einen Schunkeln...
13.03 Uhr: Mit Pauken und Trompeten geht es los. Die Paginnen Julia, Mireille, Nicole und Sabine sind die Hauptdarstellerinnen, sie meinen: „Das ist der schönste Tag des Jahres!“ Noch steht der Prinz in der ersten Reihe, doch das wird sich später ändern. Erst mal muss der Schlüssel her. Erste Station: Polizei-Präsidium! 13.20 Uhr: Da staunt das Kinderprinzenpaar. Für Robin I. und Milene I. wartet eine Kutsche mit zwei stolzen Rössern als Überraschung. Pferdestark! So stürmt es sich gar wunderbar. Auf der Markt- und Elsässer Straße steckt man in den Cafés verwundert die Köpfe zusammen: „Du, da steht ein Pferd, neben dir!“
13.30 Uhr: Am Polizeipräsidium. Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier reimt: „Ich werde nun die Kelle schwingen und die Stadt zum Schunkeln bringen!“ Als Polizei-Kommandeuse springt Daniela Kieselbach ein. Widerstand zwecklos! Alle werden von Prinz Ludger verhaftet. Ein roter Doppeldecker-Bus transportiert die Jecken von Trutzburg zu Trutzburg. Prinz Ludger Decker fährt Trecker: Dieser zieht einen kleinen Paradewagen.
13.43 Uhr: Amtsgericht. Direktor Berthold Bendorf wird von seinen Mannen verteidigt. Die Belegschaft vermutet: „Da hat die NSA doch sein Handy abgehört!“ Im Finanzamt dauert die Verhaftung von Amtsleiter Ludger Brückmann nur Sekunden. Der riesige Rotstift taugt nicht als Sperre.
14.01 Uhr: OB Klaus Wehling denkt gar nicht an Widerstand. Er singt zur Begrüßung des Narrentrosses, der schon wie ein kleiner Karnevalszug wirkt. „Wir sind stolz auf Oberhausen...“ – das Motto und eigens komponierte Lied von Prinz Ludger I. „Ihr habt es mir selten so leicht gemacht, den Stadtschlüssel weiterzugeben.“ Er spart am Widerstand. Ludger I. regiert bis Aschermittwoch.
Altweibersitzungen in Oberhausen
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15.11 Uhr: In der gegenüberliegenden Stadthalle treffen die Möhnen ein. Die KG Weiß-Grün HOAG feiert ihre riesige Altweibersause. Piraten, Polizistinnen und Gartenzwerge strömen heran. Auf den T-Shirts steht: „Nur die Harten kommen in den Garten!“
16.05 Uhr: Längst brennt die Luft. 950 Möhnen tanzen. Fast ausverkauft. Männliche Kellner gehen in Deckung. Bei der Elferratsshow verwandeln sich die Herren der Schöpfung sogar in Schlagerstars. „Live is Life, Narr, Narr, Narr, ‘ne, Narr!“
Petticoat-Pagin und Tollitäten-Tolle in der Weiberfastnacht
16.53 Uhr: In der Luise-Albertz-Halle feiern 950 Möhnen. Einige stehen auf den Stühlen und klopfen Pflaumen-Schnäpse mit Karmaba-Karacho auf die Stadthallentische. Die HOAG-Sause bringt sich mit Schlagersänger Mark Merz in Stimmung – in einer Stunde sollen auch Männer Zutritt erhalten. „Er gehööört zur mir!“ Manche Möhne zupft ihr Kostüm (häufig: Polizistin, Lara Croft, Krankenschwester) zurecht.
17.27 Uhr: Der Prinz kütt! Oder doch Elvis? Buddy Holly? Die Frauen in der Stadthalle staunen. Prinz Ludger, Minister Hans, Hofmarschall Volker und Fahrer Hennes stecken in Jeans und tragen Tolle! Die Mädel kommen im Petticoat und meinen: „Der Prinz hat heute nichts zu sagen!“ Wieso gerade die 50er und 60er Jahre? Lösung: „Das sind die Geburtsjahrgänge des Prinzenteams!“ Alle tanzen gemeinsam: Grease!
18.43 Uhr: In Schmachtendorf toben Blumenmädchen über die Bühne der Sporthalle an der Heinrich-Böll-Gesamtschule. Die 1. KG Königshardt feiert Altweiberball. Zwischen Käse-Brötchen und Frika-Büfett wird getanzt. Hexenkessel Königshardt. Blues Brothers singen. Die Stadtwache Hamborn schwoft in Uniform. Bein-fein!
19.57 Uhr: Das Ebertbad feiert auch Karneval. Aber herrlich anders, ohne Herren. Selbst die männlichen Bedienungen haben Hausverbot. Die Ruhrwerkstatt schickt zum 27. Mal das „1. FestComitee Weiber Inne Bütt“ auf die Bühne. Ergebnis: Die Hütte ist restlos ausverkauft. Alles ist selbst gemacht. 20 Frau haben zuvor eifrig geprobt.
21.23 Uhr: Das Bad brodelt — eine Sause zwischen Prunksitzung und Kabarettabend. Zwischendurch bekommen die Männer, grandios moderiert von Anja Balzer als schillernde Erscheinung im hellblauen Licht, ihr Fett weg. Ein Flirt bei Saturday Night Fever, OP in der Traumklinik, Sissi im Kaisergarten. Großes Närinnenkino!
22.22 Uhr: In Buschhausen feiert die KG Schwarz-Weiß. Hier singen jetzt die Frauen das Prinzenlied "Stolz auf Oberhausen". Letzte Station für den Regenten. Feierabend. Zumindest für diese Nacht!
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