Oberhausen. Die Wirtschaft klagt über hohe Lasten: Doch Stadt verteidigt den Standort Oberhausen. Mehr Jobs, viele Stars, tolle Flächen, lauten die Argumente. WAZ-Stadtgespräch über negative Zahlen und die Realität aus Sicht der Akteure.

Seit Wochen prasseln negative Wirtschaftsstatistiken auf Oberhausen ein: Das renommierte Prognos-Institut zählt die Stadt zu denjenigen Orten mit den größten Zukunftsrisiken in Deutschland, die Anzahl der Langzeitarbeitslosen verharrt trotz Wirtschaftsaufschwungs bei 11.000, die Zahl der angebotenen Lehrstellen brach ein, die Preise für Eigentumswohnungen sanken im Fünf-Jahres-Vergleich um elf Prozent.

Beim Wirtschafts-Stadtgespräch der WAZ, VHS und von „Arbeit und Leben“ räumten die Vertreter aus Politik und Wirtschaft zwar Schwierigkeiten in Oberhausen ein, halten aber die Reihe negativer Statistiken nicht für einen realistischen Blick auf die Wirklichkeit.

Schlechte Prognosen schuld an Lehrstelleneinbruch

„Die Lage ist nicht gut: Wir haben die höchste Gewerbesteuer in NRW und eine geringe Kaufkraft“, sagte IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel. Die Oberhausener Unternehmerin plädiert dafür, „eine konzertierte Aktion“ für den Standort und zur Lösung von Problemen auf den Weg zu bringen – mit allen Verantwortlichen.

„Das Handwerk wird geschröpft“, meinte Kreishandwerksmeister Jörg Bischoff. „Doch wir erleben im Handwerk eine Aufbruchstimmung im westlichen Ruhrgebiet. Ich blicke nicht pessimistisch in die Zukunft.“ Dass die Betriebe so wenige Lehrstellen angeboten haben, sei den schlechten Prognosen für 2013 geschuldet.

Wirtschaftsförderer Frank Lichtenheld verteidigte dagegen massiv den Standort. Oberhausen habe große Vorzüge für Unternehmer: Tolle Gewerbeflächen, eine hohe Zahl Touristen, eine gute Vernetzung der Akteure und eine unternehmerfreundliche Verwaltung.

400 neue Arbeitsplätze pro Jahr

„Wir haben hier viele stille Stars in der Wirtschaft“, sagte Lichtenheld. „Die Arbeitsstättenerhebung hat gezeigt, dass Betriebe mit 50 bis 250 Beschäftigten in den letzten Jahren ihre Belegschaft deutlich aufgestockt haben.“ Am Centro hätten sich viele Betriebe neu niedergelassen, etwa Bilfinger Power.

„In den letzten Jahren gab es in Oberhausen jährlich im Schnitt 400 neue Arbeitsplätze“, warb Bürgermeisterin Elia Albrecht-Mainz (SPD). Sie glaubt an eine Aufbruchstimmung, weil die Stadt durch Sparpaket und Landeshilfen wieder eigenständig handeln und Fördergelder erhalten kann.

Völlig anders beurteilte der Architekt und CDU-Vorsitzende Wilhelm Hausmann die Lage: „Ich sehe keine große Menge an glücklichen Oberhausener Unternehmen.“ Er wirft Stadt und Ratsmehrheit eine unlogische Politik vor: „Der Tourismus ist ein wichtige Branche. Aber wir führen die Bettensteuer ein.“