Oberhausen. Zum 1. Mai ziehen die ersten Mitarbeiter von der Duisburger Straße zur Europaallee ans Centro. Bayrischer Fonds finanziert den 37 Mio Euro teuren Neubau, der sogar das Metronom-Theater überragt

Mit dem Schritt aus dem noch kahlen Treppenhaus in die dritte Etage verstummt der Baustellenlärm geradezu: Unter den Schuhen knistert nur die Plastikfolie, die den ausgelegten neuen Teppich vor den schweren Sicherheitsschuhen schützen soll, es riecht nach frischer Farbe und die Fenster haben noch keine Griffe, doch sonst fehlen fast nur die Möbel: Unter Hochdruck laufen die letzten Arbeiten an der neuen Firmenzentrale der Bilfinger Power Systems GmbH. Bereits zum 1. Mai werden die ersten von etwa 430 Mitarbeitern der Holding und drei Tochterfirmen in den 37 Millionen Euro teuren Neubau einziehen, der innerhalb von knapp eineinhalb Jahren am Centro entstanden ist.

Damit wird auch die Babcock Borsig Steinmüller GmbH (BBS) den Traditionsstandort an der Duisburger Straße verlassen. Über ein Jahrhundert war der Name Babcock mit dieser Adresse verbunden.

Tiefgarage mit 170 Stellplätzen

In der dritten Etage wird die Geschäftsführung der BBS künftig sitzen. Durch die Fensterfront blickt Bauleiter Marc Siepmann von der Bilfinger Hochbau GmbH auf das Metronom-Theater, das der Neubau mit seinen vier Geschossen und Tiefgarage samt 170 Stellplätzen künftig um eineinhalb Meter überragen wird. Besonders an dem Gebäude sei aber ein anderer Aspekt, sagt der Diplom-Ingenieur. „Das Gebäude hat zahlreiche Details, die es variabel und damit ökonomisch nutzbar machen.“

Auf den Büroetagen strecken sich rechts und links vom Treppenhaus 400 Quadratmeter große Einheiten aus, die flexibel durch leicht zu verändernde Zwischenwände sowie ausgeklügelte Lüftungs- und Heizungssysteme zu nutzen sind. Wie, das hätten die jeweiligen Abteilungen mitbestimmt, sagt Antoinette von Wendt, Sprecherin von der Bilfinger Power Systems GmbH: „Von der Raumaufteilung bis zum Bürostuhl wurden die Mitarbeiter einbezogen.“ Kurz sollen die Wege zwischen den Abteilungen sein, deshalb sind auch Kaffee-Ecken zum schnellen Austausch geplant.

Beim Energieverbrauch liegt der Neubau mit seiner Nutzfläche von immerhin 12.000 Quadratmetern rund 30 Prozent unter vorgeschriebenen Standards. Fernwärme liefert die EVO, die Dächer werden begrünt, für Fahrräder gibt es 60 Stellplätze. Im Keller stehen für die Sportlichen sogar Duschen bereit. Gesund geht es quasi weiter: In der Kantine im Erdgeschoss wird das Prinzip „Front-Cooking“ verfolgt: Mitarbeiter können den Köchen also beim Zubereiten des frischen Essens zusehen.

Bereits Mitte April werden die ersten Umzugswagen an der Europa­allee vorfahren – mit Archivunterlagen. Denn sie in die etwa fünf Kilometer lange Reihe von Dokumentenschränken einzusortieren, wird sicher einige Zeit dauern.

Weitere 160 Arbeitsplätze im Anbau

Kurz nach dem Baustart der neuen Firmenzentrale, die das Düsseldorfer Architekturbüro RKW entworfen hat, starteten auch schon die Arbeiten an einem Anbau. Dieser soll auf zusätzlichen 3750 Quadratmetern Platz für weitere 160 Arbeitsplätze schaffen. Allein das bisherige Gebäude ist auf bis zu 530 Arbeitsplätze ausgelegt – und damit über der Anzahl der einziehenden Mitarbeiter von 430. „Wir befinden uns in einer Wachstumsbranche“, sagt Antoinette von Wendt, Sprecherin der Bilfinger Power Systems GmbH (BPS), langfristig werde der zusätzliche Raum benötigt.

Am 30. September soll der Anbau fertig gestellt sein - er macht sieben der 37 Millionen Euro Investitionssumme aus. Finanziert wird der Neubau vom bayrischen Sachsenfonds. Die BPS GmbH mietet es zunächst für 15 Jahre an.

Umsatz 1,3 Milliarden Euro

Die BPS macht eines von fünf Geschäftsfeldern des internationalen Baukonzerns Bilfinger SE aus. Unter dem Dach der Holding arbeiten über zehn Unternehmen im In- und Ausland, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet haben. 9700 Angestellte gehören zur Gruppe, vor zehn Jahren gehörten zur damaligen „Babcock Borsig Service“-Gruppe nur etwa 2000 Mitarbeiter. Der Umsatz lag 2002 bei 305 Millionen Euro.

In den Neubau an der Europaallee wird die BPS GmbH mit ihren Oberhausener 80 Mitarbeitern einziehen, als Tochterfirma kommt die Babcock Borsig Steinmüller GmbH mit rund 300 Mitarbeitern, ebenso werden Außenstellen von der Bilfinger Piping Technologies GmbH, vormals BHR Hochdruck-Rohrleitungsbau GmbH, sowie der Babcock Noell GmbH mit 40 bzw. zehn Angestellten ans Centro kommen.

„In Hochzeiten werden bis zu 240 Mitarbeiter vor Ort sein“, sagt Unternehmenssprecherin Antoinette von Wendt.