Oberhausen. Gewerkschaften und Agentur für Arbeit sehen Betriebe in der Verantwortung. Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze ist weiter zurückgegangen.

Seit Jahren warnen Politik, Unternehmerverbände und Gewerkschaften vor einem sich abzeichnenden Fachkräftemangel. Doch kommen diese Warnungen auch bei den Oberhausener Firmen an? Nein. Kamen vor zwei Jahren noch 1,7 Bewerber auf eine Ausbildungsstelle, so sind es jetzt sogar 2,1. „Die Erwartungen an die Ausbildungsleistung der Wirtschaft haben sich nicht erfüllt“, konstatierte die Geschäftsführerin der Arbeitsagentur, Christiane Fern, bei der Vorstellung der Ausbildungsbilanz 2012/2013.

Den Schwarzen Peter will sie allerdings nicht allein den Unternehmen zuschieben. Seitens der Bewerber mahnt sie mehr Flexibilität an, sowohl was den Ausbildungsort als auch was den Wunschberuf betrifft. Gerade gute Bewerber warteten lieber auf die Traumstelle und nutzten Überbrückungsmöglichkeiten, wie etwa das freiwillige soziale Jahr.

"Mehr unversorgte Bewerber"

Bei den Jugendlichen, um die sich das Jobcenter kümmert, ist die Situation ähnlich: „Es gibt mehr Bewerber und mehr unversorgte Bewerber“, erläuterte Geschäftsführerin Annette Gleibs.

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Den Vorwurf, zu wenig zu tun, will die Arbeitgeberseite aber so nicht stehen lassen: Die schlechte Konjunktur in den Nachbarländern wirke sich negativ auf die Exportgeschäfte der Industrie und damit auf die Ausbildungsmöglichkeiten aus, meinte Elisabeth Schulte vom Unternehmerverband Ruhr-Niederrhein. Und sie listete weitere Gründe auf: die in Tarifverträgen vereinbarte Übernahmeverpflichtung von Auszubildenden, die Energiewende, fehlende Ausbildungsreife bei einem Fünftel aller Schulabgänger. „Die Unternehmen können die Anforderungen aber nicht noch weiter absenken“, ergänzte Hans Michaelsen von der IHK. Und wie sieht es beim Handwerk aus? Barbara Pezzei, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Oberhausen-Mülheim, konstatierte, dass im Vergleich zum Vorjahr 42 Ausbildungsverträge weniger abgeschlossen wurden, ein Rückgang um rund acht Prozent.

Thomas Schicktanz (IG Metall) blieb der Appell an die Betriebe: „Wir brauchen mehr Ausbildungsplätze.“