Oberhausen. Nach Einschätzungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes liegt die Abbrecherquote bei Oberhausener Lehrlingen bei 25 Prozent. Damit folgt Oberhausen dem bundesweiten Trend. Experten mahnen die Unternehmen, die Qualität der Ausbildung weiter zu verbessern. Sonst droht ihnen bald Fachkräftemangel.

Falsche Berufsvorstellungen, zwischenmenschliche Reibereien oder schlechte fachliche Anleitungen: Nach Einschätzung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in der Region Mülheim-Essen-Oberhausen brechen analog zum bundesweiten Trend auch in Oberhausen etwa 25 Prozent aller Auszubildenden ihre Lehre vorzeitig ab und verschärfen somit den Fachkräftemangel in den Unternehmen. Zu den unbeliebtesten Ausbildungsbranchen zählt dabei nach wie vor das Hotel- und Gastronomiegewerbe.

Mentalitätswechsel beiden Azubis beobachtet

„Gerade da, wo es weder Betriebsrat noch Jugendvertretung gibt, ist die Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen besonders groß“, sagt der DGB-Regionsvorsitzende Dieter Hillebrand. Zwar räumt er ein, dass neben der sinkenden Qualität der Schulabschlüsse bei den Jugendlichen auch ein Mentalitätswechsel zu beobachten sei – Tugenden wie Disziplin sind mitunter weniger stark ausgeprägt als in der Vergangenheit. Dies könne man jedoch nicht pauschal als Ursache für die hohe Abbrecherquote anführen. „Es sind auch die Betriebe gefragt nach Lösungen zu suchen. Sie können sich in solchen Fällen beispielsweise zu mehreren zusammentun und über die Arbeitsagentur einen Sozialarbeiter engagieren.“

Um die Qualität der betrieblichen Ausbildung anzuheben, tüftelt die für Oberhausen zuständige en Handwerkskammer Düsseldorf derzeit an einem Maßnahmenprogramm. Seminare, Informationsmaterialien und Beratungsangebote sollen insbesondere kleine Betriebe bei der Ausbildungsgestaltung unterstützen. „Es geht beispielsweise darum, wie man das erste Lehrjahr strukturiert und den Azubi angemessen in die betrieblichen Abläufe integriert“, erklärt Dr. Christian Henke, Geschäftsführer des Bereichs Bildungsrecht und Bildungspolitik bei der Handwerkskammer.

Der Kampf um die Lehrlinge

Angesichts sinkender Schülerzahlen werde sich der Kampf um die Lehrlinge intensivieren. Henke: „Da muss man dem jungen Menschen eine qualitativ gute Ausbildung anbieten können, sonst geht man leer aus.“

Dass dies vor allem Betriebe aus dem Hotel- und Gastronomiegewerbe wohl noch nicht erkannt haben, dokumentiert der aktuelle Ausbildungsreport des DGB. Dort gehören die Berufe Koch und Hotelfachmann zu den vier unbeliebtesten. Und auch der Jugendreferent der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Tarim El-Kubeysi, kann von endlosen Überstunden und einem unerbittlichen Umgangston berichten. „Oft werden Lehrlinge direkt als volle Arbeitskraft eingeplant. Da gibt es kein vernünftiges Anlernen.“ Schlimm sei, dass so die ganze Branche in Verruf gerate.