Oberhausen. Dramatische Szenen am Oberhausener Hauptbahnhof: Ein Mann hatte dort einen epileptischen Anfall, fiel auf der Fahrbahn der Linienbusse hin. Helfer erheben schwere Vorwürfe gegen die Busfahrer. Keiner habe angehalten oder einen Notarzt gerufen. Die Stoag kann sich nicht erklären, warum die Busfahrer einen Bogen um den Hilflosen fuhren.

Wenn Hannah Klischat erzählt, ist es so gut nachzuempfinden, diese Angst und das Unbehagen der Oberhausenerin. Da steht die Frau mitten auf der Fahrbahn der Busse am Oberhausener Hauptbahnhof. Zu ihren Füßen liegt ein hilfloser Mann, ein Epileptiker, der sich in Krämpfen windet. Andere Passanten wollen dem Mann ebenfalls helfen und gesellen sich zu Hannah Klischat. Diese schildert, wie die Busse „ungebremst“ der kleinen Personengruppe ausweichen. Keiner hält, keiner hilft.

Einen Tag nach diesem Ereignis ist die Oberhausenerin immer noch bestürzt. „Die Busfahrer sind alle in einem Bogen um uns herum gefahrenen. Als Helfer musste man noch aufpassen, nicht überfahren zu werden.“ Hannah Klischat ist zudem entsetzt über das Verhalten von Busfahrern, die auf dem Bahnsteig standen. „Sie haben es nicht für nötig gehalten, dem Mann zu helfen, alle Busfahrer haben nur geguckt“, sagt Klischat. Sie habe diesen Vorfall als ziemliche Dreistigkeit empfunden.

Bei Leitstelle kein Notruf eingegangen

Die kleine Gruppe der Helfer wartete schützend bei dem Epileptiker, bis ein Krankenwagen eintraf, den ein Passant gerufen hatte. „Da war der Mann schon wieder ansprechbar, und ich habe noch ein paar Worte mit ihm gewechselt“, sagt Klischat. Wie sich am Freitag herausstellte, war bei der Stoag-Leitstelle tatsächlich in diesem Fall kein Notruf eingegangen. „Es kommt häufig vor, dass Busfahrer Krankenwagen rufen“, sagt Stoag-Sprecherin Stefanie Knück. Diese Notrufe laufen über die Leitstelle des Unternehmens und werden dokumentiert. Stefanie Knück kann sich auch nicht erklären, warum in diesem Fall kein Notruf einging und die Busse alle einfach um den Kranken und seine Helfer einen großen Bogen machten. War es vielleicht reine Hilflosigkeit oder das Vertrauen darauf, dass andere es schon richten werden?

Roswitha Petschnik, die seit vielen Jahren die Oberhausener Epileptiker-Selbsthilfegruppe leitet, hat jedenfalls Hilflosigkeit im Umgang mit Epileptikern schon oft erlebt. Sie rät deshalb Helfern: „Das Wichtigste ist natürlich, einen Krankenwagen zu rufen, wenn jemand zu schlagen und zu zittern beginnt und einfach umfällt.“ Dann aber gelte es den Kopf des Menschen zu schützen. „Sie sollten den Kopf des Epileptikers auf eine Tasche oder Jacke betten. Wenn sie so etwas nicht dabei haben, legen sie ihn in die Ausbuchtung zwischen ihren Füßen“, rät Petschnik.

Epileptiker sollte man nicht festhalten - weil sie heftig zuschlagen können - und ihnen auch nichts zwischen die Zähne schieben. Petschnik: „Wenn der Anfall nachlässt, kann man den Menschen in die stabile Seitenlage bringen.“