Oberhausen. Ein seltener Anblick vor dem EKO: Geschäftsführung und Angestellte demonstrieren gemeinsam. Kosten- und Arbeitsdruck steigen. Immer mehr Mitarbeiter müssen entlassen werden.
Nach getaner Arbeit gehen sie mit einem unguten Gefühl nach Hause, denn so arbeiten, wie sie es gerne möchten, können Krankenschwestern und -pfleger schon lange nicht mehr. Der Patient wird in Akkordzeit versorgt, die Zuwendung bleibt auf der Strecke.
Ruhephasen während der Arbeit sind nicht möglich, Schwestern und Pfleger bleiben ständig auf Abruf. Schuld daran ist der zunehmende Kostendruck auf Krankenhäuser, Einsparungen am Personal sind die Folge.
Lange Wartezeiten
Durch die Arbeitsverdichtung sei eine angemessene Versorgung bald nicht mehr möglich, befürchtet Detlef Witt, Fachpfleger und Vorsitzender der Mitarbeitervertretung im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO). „Die Qualität unserer Pflege ist momentan hart an der Grenze.“ Lange Wartezeiten für Patienten sind schon jetzt an der Tagesordnung. „Wenn sich jetzt nichts ändern, fürchte ich, dass es irgendwann Wartelisten für alle Patienten gibt“, sagt Witt.
Deswegen demonstrieren die EKO-Angestellten mit Verdi-Oberhausen. Das Besondere: An der Seite von Gewerkschaft und Mitarbeitern stehen die Geschäftsführung und der Verein der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft. Mit vereinten Kräften wollen sie den Druck auf die Politiker erhöhen. Ihre Kritik: Die Regierung kürze immer mehr bei den Krankenhäusern, obwohl diese etwa mit steigenden Energiekosten zu kämpfen haben.
„Im Hinblick auf die Bundestagswahl, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um diese Misere nach außen zu tragen“, findet Henrike Greven. Die Verdi-Geschäftsführerin möchte noch weitere Krankenhäuser neben dem EKO ins Boot holen. „Die Akteure müssen so laut werden, dass man sie in Berlin hört.“
Personalmangel in der Pflege
162.000 Beschäftige fehlen in Deutschland. Dass sich daran nichts ändert, schiebt die Verdi-Aktivisten auf die Angst der Politiker, Wählerstimmen zu verlieren. EKO, Verdi und DRK fordern eine gesetzliche Messung des benötigten Personals und eine Finanzierung, die sich danach richtet.
Auch von der Einführung einer Vermögenssteuer ist die Rede. „Einzelpersonen und große Unternehmen müssen sich ihrer sozialen Verantwortung stellen“, fordert Greven. Zudem stellen die Demonstranten die Fallpauschale der Krankenkassen in Frage. Medizinische Leistungen werden dabei pro Fall und nicht nach ihrer individuellen Behandlung vergütet.
„Wir bekommen immer gesagt, dass die Bundesregierung kein Geld hat. Das Geld ist aber da, es muss nur anders verteilt werden“, sagt Greven. Dabei würde keine einmalige Finanzierungsspritze helfen. Auf lange Sicht sei eine Umstrukturierung notwendig.