Oberhausen. .

Die Beschwerden über Pflegemängel wegen Personalmangels am Evangelischen Krankenhaus (EKO) lösen eine Welle von Reaktionen aus. Auch an anderen Häusern beklagt man den Mangel an Personal. Die Gewerkschaft Verdi sieht die Situation kritisch.

Die Reaktionen auf unseren Artikel zu den Arbeitsbedingungen am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) sind vielfältig. „Ich bin im EKO auf viel Freundlichkeit und Kompetenz getroffen, aber auch auf völlig überbelastete und infolgedessen weniger motivierte Mitarbeiter“, sagt etwa Hans-Willi Konrad, dessen Lebensgefährtin mehrfach in diesem Jahr im EKO behandelt wurde. Ein Mitarbeiter des Hauses, der sich in einem anonymen Schreiben an die Redaktion gewandt hat, ergänzt: „Überlastunganzeigen der Stationsleitungen werden von der Geschäftsführung nicht ernst genommen, die Leitungen keineswegs unterstützt.“ Stellung dazu wird die Geschäftsführung des EKO am Mittwoch beziehen.

Ein Einzelfall? Auch an anderen Häusern in unserer Stadt beklagt man den Mangel an Personal. „Frustriert sind meine Kollegen deshalb aber nicht“, meint Florian Suchland. Der 26-jährige Personalvertreter und Krankenpfleger am St.-Clemens-Hospital beruft sich auf den Teamgeist „durch alle Betriebsteile und Ebenen“ und erklärt, dass personelle Engpässe zweigleisig aufgefangen werden.

Den kurzen Dienst etwa, der am „Haus F“ des EKO zur Folge hat, dass (anders als berichtet) bis zu 30 Betten temporär von nur einem Pfleger versorgt werden können, gibt es auch am St.-Clemens-Hospital: „Wir setzen Teilzeitkräfte zu Stoßzeiten für einige Stunden zusätzlich ein. Bei uns ist morgens zwischen sechs und acht aber niemand allein auf Station.“ Sollte es zu Engpässen kommen, gebe es darüber hinaus einen Personalpool, über den Krankenpfleger kurzfristig an Stationen vermittelt werden können.

„Überall problematisch“

„Grundsätzlich ist die Situation des Pflegepersonals an allen deutschen Krankenhäusern problematisch“, urteilt Tjark Sauer von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi). Der Druck im Arbeitsalltag, befürchtet der Fachmann für Gesundheitspolitik im Verdi-Bezirk Mülheim/Oberhausen, werde weiter steigen, sollten die von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) angestrebten Einsparungen umgesetzt werden: Bis 2012 sollen allein an deutschen Krankenhäusern rund 500 Millionen Euro weniger ausgegeben werden.

Birgit Florichs-Hantel (36) bestätigt diese Angst: Die Oberschwester ist für die Pflegeleitung am Johanniter-Krankenhaus zuständig und sagt, dass „keine Krankenschwester so arbeiten kann, wie sie sich das wünscht oder wie sie das einmal gelernt hat.“ Eine Folge der hohen Arbeitsdichte sei eine zunehmende Abwanderung von Fachkräften – vor allem in skandinavische Länder. „Auffangen kann man das nur, indem man den Nachwuchs fördert“, sagt Florichs-Hantel. Im Johanniter-Krankenhaus werden deshalb in diesem Jahr erstmals 60 statt 50 neue Pflegekräfte ausgebildet.