Oberhausen. Wie Christian Hülsken eine Welle der Unterstützung für Hochwasseropfer auslöste. Evangelische Krankenhäuser in Mülheim und Oberhausen halfen.
Die Bilder der überfluteten Teile Ost- und Süddeutschlands haben viele Menschen bewegt. Viele dachten, „da muss man doch etwas tun“. Einer der etwas getan hat, ist Christian Hülsken.
Der 32-Jährige arbeitet als Einkaufsmanager bei Ategris, der Gruppe, die unter anderem die Evangelischen Krankenhäuser in Mülheim (EKM) und Oberhausen (EKO) verwaltet. Aus eigenem Antrieb hat er einen Hilfstransport nach Schönebeck bei Magdeburg organisiert – mit größerem Erfolg, als er sich hätte träumen lassen.
„Eigentlich kam die Idee von meiner Lebensgefährtin“, sagt Hülsken, der bereits beim Hochwasser 2002 als Helfer im Einsatz war. „Damals war ich Zeitsoldat bei der Bundeswehr.“ Seine Aufgabe: Sandsäcke schleppen, Dämme bauen. Und Leben retten. „Wir haben damals Menschen mit Booten aus ihren Häusern geholt.“ Der Fall eines 80-jährigen Mannes ist Christian Hülsken besonders in Erinnerung geblieben: „Er hat sich vehement gewehrt und immer wieder gerufen ‘Ich überlasse mein Hab und Gut nicht der Flut’.“ Drei Wochen später sah er das Haus des Mannes zufällig im Fernsehen wieder – die Flut hatte es niedergerissen. „So etwas vergisst man nicht.“
„Zieh das groß auf!“
Also beschloss Hülsken, etwas zu unternehmen. Als er zufällig Ategris-Vorstand Nils Krog von der Idee erzählte, bekam er Rückendeckung. „Zieht das groß auf!“, habe Krog gesagt und Hülsken jede erdenkliche Hilfe zugesichert. Ein sieben Tonnen schwerer Lastwagen wurde gemietet, die Kosten teilen sich EKM und EKO.
Von da an entwickelte sich die Hilfsaktion zum Selbstläufer. Ob aus Mülheim oder Oberhausen, die Ategris-Einrichtungen und -Mitarbeiter spendeten Trockner, Kühlschränke, eine komplette Wohnzimmergarnitur oder Kinderspielzeug. „Da war säckeweise Wäsche dabei, frisch gewaschen, gefaltet und teilweise sogar eingeschweißt“, so Hülsken.
Darüber hinaus kam eine Geldspende von 530 Euro zusammen, und die ebenfalls zur Ategris-Gruppe gehörende Gesellschaft für Serviceleistungen im Gesundheitswesen (GGS), die für die Verpflegung in den Krankenhäusern zuständig ist, leistete eine Lebensmittelspende im Wert von 600 Euro. „Der Lkw war voll, da passte nichts mehr rein“, erinnert sich der 32-Jährige. „In den zwei Wochen vor dem Hilfstransport haben wir jeden Tag bis zwölf Uhr nachts daran gearbeitet.“
Brauner Schlamm in den Straßen
Vor wenigen Tagen drehte Hülsken den Zündschlüssel um und startete seinen Siebentonner in Richtung Schönebeck. Fast zehn Stunden später sah er, was die Flut in der Stadt angerichtet hatte: „Manche Straßenzüge waren von den Einwohnern zwar schon wieder einigermaßen hergestellt, aber über den meisten Straßen lag noch ein übelriechender, brauner Schlamm.“ Manche Hausbesitzer hatten sich Plastikblumen in ihre zerstörten Vorgärten gesteckt. „Wahrscheinlich um zu zeigen, dass sie sich nicht unterkriegen lassen.“
Auf die Stadt bei Magdeburg war er in einer Facebook-Gruppe aufmerksam geworden. „Ich habe die große Not der Menschen dort gesehen und vor allem die herrschende Lebensmittelknappheit.“ Letztere konnte er mit der Lebensmittelspende wenigstens ein bisschen dämpfen: „Die hat für die Ausgabe von 2000 Mahlzeiten gereicht.“ Und nebenbei noch für Abwechslung bei den Betroffenen gesorgt. „Wir hatten Pudding, Kartoffelpüree und Früchtecocktails dabei. Vorher hatte es wochenlang nur Spaghetti mit Tomatensoße gegeben“, lacht Hülsken.
Zurück ging es dann in einem komplett leeren Siebentonner – dafür aber mit dem guten Gefühl an Bord, geholfen zu haben.
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