Oberhausen. Nur fünf Prozent der Betroffenen haben sich bisher ein Sozialticket besorgt. Großes Manko des subventionierten Fahrscheins: Er ist nicht übertragbar.
Es sei zu teuer und nicht ausreichend am Bedarf der Menschen orientiert: Das Sozialticket steht auch nach der Pilotphase in der Kritik von Wohlfahrtsverbänden, sozialen Einrichtungen und auch der Politik. Die aktuellen Zahlen geben den Kritikern offenbar recht: Gerade einmal fünf Prozent, rund 2200 der etwa 39 000 Berechtigten in Oberhausen, nehmen die subventionierte Monatskarte für Bus und Bahn in Anspruch.
Denn wer hart rechnen muss, greift offenbar lieber auf das Ticket 2000 des Verkehrsverbundes ab 9 Uhr zurück, weiß Mike Laudon, Mitarbeiter des Arbeitslosenzentrums Kontakt in Sterkrade, aus Gesprächen mit Betroffenen. Denn dieses Ticket ist übertragbar und bietet mehr Leistungen. So kann man damit etwa in der Woche ab 19 Uhr oder ganztägig am Wochenende auch den Freund oder Partner mitnehmen.
Die Rechnung ist daher einfach: 45 Euro kostet ein Ticket 2000 – 15 Euro mehr als das Sozialticket (29,90). Doch in einer Familie bräuchten schon beide Elternteile je ein Sozialticket, wenn sie am Wochenende gemeinsam unterwegs sind, sprich knapp 60 Euro. Vor allem die fehlende Übertragbarkeit macht den subventionierten Fahrschein letztlich zu teuer. „Die Leistungen des Sozialtickets passen nicht zu den Bedürfnissen der Nutzer“, bemängelt Laudon.
24,07 Euro für Mobilität vorgesehen
Diese Kritik teilt auch Reinhard Messing, Vorstand und Sprecher des Caritasverbandes Oberhausen: „Das Ticket 2000 ist für eine Familie effektiver einsetzbar und deshalb insgesamt günstiger.“ Auch der Preis stimme nicht mit dem Anteil für Mobilität im Regelsatz überein: 24,07 Euro sind darin vorgesehen – rund sechs Euro unter dem Preis für den subventionierten Monatsschein. Bei einer Bedarfsgemeinschaft ist der Anteil pro Person noch geringer.
„Es wäre besser, wenn das Sozialticket der Beförderungspauschale entsprechen würde“, glaubt Peter Plew, stellvertretender Fraktionssprecher der Oberhausener Grünen und Mitglied im Arbeitskreis Verkehr. Lange war das Sozialticket ein Lieblingskind der Grünen, um das man im Ausschuss des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR) eifrig stritt. Die schlechte Akzeptanz gibt den Grünen nun zu denken: Vielleicht seien auch die Hürden bei der Beantragung zu hoch oder es habe sich noch nicht genügend herumgesprochen, versucht Fraktionssprecherin Regina Wittmann eine Erklärung: „Das muss untersucht werden.“ So könnte vielleicht eine Werbe-Kampagne die Vorteile des Fahrscheins ins Bewusstsein der Berechtigten rücken.
Kein Budget für Werbung
Viele Interessenten gab es schon zu Beginn der Pilotphase vor 14 Monaten nicht: Das Sozialticket startete in Oberhausen mit rund 1500 Anträgen.
Doch mehr Leistungen oder gar Werbung für das Sozialticket wird es nicht geben, sagt Johannes Bachteler, Sprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), deutlich.
Dabei ist der Verkehrsverbund von der geringen Annahme überrascht. Man habe mit etwa 15 Prozent der Bezugsberechtigten kalkuliert. Dennoch: „Eine Ausweitung steht aus Kostengründen nicht zur Diskussion.“