Oberhausen.

Die Oberhausener Arbeitsagentur blickt mit Sorge auf das diesjährige Ausbildungsjahr. Im vergangenen Jahr hatten die Unternehmen in der Stadt mit einem Minus von rund 15 Prozent überraschend deutlich weniger Ausbildungsstellen gemeldet als noch 2011, obwohl viele Firmeninhaber über einen erheblichen Fachkräftemangel klagen.

Zugleich strömen 2013 mit dem Doppel-Abiturjahrgang durch die Einführung der verkürzten Abi-Schulzeit vor sieben Jahren rund 500 Abiturienten mehr auf den Arbeitsmarkt als gewöhnlich (insgesamt rund 4650 Schulabgänger).

Christiane Fern und Wolfgang Draeger, die Leiter der Arbeitsagentur, fordern die Unternehmen, vor allem aber mittelständische Betriebe und Handwerker auf, die Gunst des Jahres zu nutzen und diesmal besonders viele Jugendliche als angehende Fachleute auszubilden. „Wir benötigen deutlich mehr Lehrstellen als 2012. In diesem Jahr können die Unternehmen noch einmal aus dem Vollen schöpfen. Danach sackt die Zahl an Schulabgängern Jahr für Jahr stark ab.“

Verdrängungswettbewerb befürchtet

Fern und Draeger vermuten als einen Grund für den erstaunlichen Rückgang an Lehrstellen 2012, dass Unternehmer lieber noch ein Jahr abwarten wollten, um jetzt 2013 mit den vielen Abiturienten die besseren Lehrlinge für sich zu gewinnen. „Zu befürchten ist, dass es in diesem Jahr wegen dieser Haltung zu einem massiven Verdrängungswettbewerb zu Lasten von Realschülern, Gesamtschülern und Hauptschülern kommt. Das darf nicht passierten“, sagt Fern.

Draeger findet die Einstellung von Firmenchefs, nur die Besten der Besten akzeptieren zu wollen, bedenklich. „Wir raten immer wieder, sich auch einmal die zweitbesten Schüler anzuschauen, die nicht in Mathematik und Deutsch eine Zwei haben. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass auch diese Jugendlichen mit Unterstützung in der Praxis erfolgreich einschlagen.“ Doch die Unternehmen seien dazu oft nicht bereit, wollten nur die oberste Sahne abschöpfen. Dies könne aber ins Auge gehen, wenn bald nur noch wenige Schulabgänger dem Lehrstellenmarkt zur Verfügung stünden.

Weil kleinere Betriebe keine eigenständigen Personalabteilungen haben, wird die Arbeitsagentur ihnen ab Sommer eine besondere kostenlose Unternehmensberatung bieten: Eigens geschulte neue Berater analysieren die Personalstruktur nach Alter und Qualifikation, empfehlen Weiterbildungskurse und eventuell die notwendige Einrichtung von Ausbildungsstellen zur Zukunftssicherung.