Oberhausen. . Der demografische Wandel beginnt, auf dem Ausbildungsmarkt durchzuschlagen: Die Zahl der Bewerber sinkt, die der freien Stellen steigt - zumindest in Oberhausen. In Mülheim bleibt's schwieriger.

Der Wind auf dem Lehrstellenmarkt dreht sich: Die Zahl der Bewerber sinkt kontinuierlich, die der freien Stellen dagegen klettert unaufhaltsam. Vergleicht man Oberhausen mit Mülheim wird deutlich: Aus dem großen Verlierer wird langsam ein vorsichtiger Gewinner.

Seit Beginn des Berichtsjahres 2009/2010 bis 2010/2011 sind 116 zusätzliche Ausbildungsstellen gemeldet worden, kann Katja Hübner, Sprecherin der Agentur für Arbeit, vermelden. Im gleichen Zeitraum ging die Zahl der Bewerber um 185 zurück. „Das Verhältnis entspannt sich“, stellt Hübner fest. Ende Juni gab es noch 348 freie Stellen und galten noch 855 Bewerber als unversorgt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank die Bewerberzahl damit um 20, die der Stellen erhöhte sich leicht um vier.

Über der Region lacht die Konjunktursonne

Keine Spur von Entspannung dagegen in Mülheim: Dort verzeichnete die Agentur bis 2010/2011 einen Anstieg um 54 Bewerber von 997 auf 1051. Zeitgleich sanken die freien Stellen um 29 von 925 auf 896. Ein Trend, den sich Katja Hübner nicht erklären kann. Ebenso wenig wie die positive Trendwende in Oberhausen. „Wir hatten eigentlich erst nach 2013, also wenn die doppelten Abiturjahrgänge durch sind, mit einer so positiven Entwicklung gerechnet.“ Die IHK zu Essen fasst die Stimmung in den Betrieben gar so zusammen: „Über der MEO-Region lacht die Konjunktursonne“.

Soll heißen: „Die Unternehmen im IHK-Bezirk Mülheim und Oberhausen beurteilen ihre derzeitige Lage ausgesprochen positiv.“ Nach einer aktuellen Umfrage schätzen 51 Prozent der Betriebe hier ihre Lage als gut ein, 44 Prozent als zufriedenstellend. Und die Aussichten scheinen ebenfalls rosig: Laut IHK schätzt mehr als jedes vierte Unternehmen, dass sich die Lage in den nächsten zwölf Monaten weiter verbessern wird, 41 Prozent rechnen mit steigenden Investitionen.

Schulabgänger sind durchaus ausbildungsreif und -willig

Ein Trend, den auch Frank Lichtenheld, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Oberhausen, bestätigen kann. „Der Markt ist in Bewegung, die Unternehmen suchen Grundstücke, und das Thema Facharbeiter wird uns künftig noch mehr beschäftigen.“

Letzteres sieht auch Katja Hübner so. Die meisten Schulabgänger seien durchaus ausbildungsreif und -willig. „Auch wer eine vier in Mathe hat, kann durchaus ein guter Handwerker werden“, meint die Sprecherin der Agentur für Arbeit. Sie sieht den wirtschaftlichen Aufschwung als Chance für Azubis: „Abiturienten werden sich wieder verstärkt aufs Studium konzentrieren, weil Fachkräfte wie Ingenieure benötigt werden - damit haben Haupt-, Real- und Gesamtschüler bessere Aussichten, eine gute Lehrstelle zu bekommen.“