Oberhausen. . Unternehmer wollen verstärkt auf Schulen zugehen. Schwerpunkt liegt bei den MINT-Berufen.
Das aktuelle Konjunktur-Barometer des Unternehmerverbandes zeigt es deutlich: Das Thema Fachkräftebedarf gewinnt in den Unternehmen zunehmend an Bedeutung. In besonderem Maße betroffen ist die Metall- und Elektroindustrie, doch auch Branchen-übergreifend besteht Handlungsbedarf. Laut einer Arbeitgeberumfrage erwarten über 70 Prozent der Unternehmen in den nächsten drei Jahren einen erhöhten Fachkräftebedarf. Um dem Mangel frühzeitig zu begegnen, wollen daher immer mehr Unternehmen direkt auf die Schulen zugehen und bei den Schülern für ihre Berufe werben.
Mehr als 330 Firmen mit insgesamt rund 90 000 Beschäftigten schickten die ausgefüllten Fragebögen zur Konjunkturumfrage von „Arbeitgeber Ruhr“ zurück. „Arbeitgeber Ruhr“ ist die Arbeitsgemeinschaft der Arbeitgeberverbände aus Duisburg, Bochum, Dortmund, Essen und Gelsenkirchen zählen. Der heimische Unternehmerverband steuerte die Umfrageergebnisse von 63 Unternehmen unter anderem aus dem Raum Oberhausen, Duisburg, Mülheim an der Ruhr, Wesel, Bocholt und Kleve bei.
Gemeinsame Anstrengungen
Mit Blick auf die Umfrage-Ergebnisse fordert Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft des Unternehmerverbandes, gemeinsame Anstrengungen von Politik und Wirtschaft, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken: „Es gibt nicht die eine entscheidende Antwort auf die Fachkräfte-Frage. Unternehmen und Standorte müssen gleichermaßen ihre Hausaufgaben machen.“
Dies gelte etwa für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die wichtige Grundlage für die Gewinnung von Fachkräften sei. „Wir brauchen familienfreundliche Rahmenbedingungen – in den Betrieben und darüber hinaus. Das fängt bei ausreichend Kita-Plätzen an und hört bei familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen auf“, meint Lison.
„Um den Austausch zwischen Schulen und Hochschulen auf der einen und der Wirtschaft auf der anderen Seite zu verbessern, bietet der Unternehmerverband vielfältige Projekte an. Derzeit liegt ein wichtiger Schwerpunkt vor allem auf der Förderung der sogenannten MINT-Berufe; Berufe also, die etwas mit den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu tun haben“, erläutert der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, Wolfgang Schmitz.
Aktuelle Zahlen belegten, dass diese Berufe bei der Wahl der Ausbildung oder des Studiums weit hinten lägen, obwohl sie in der Wirtschaft gefragter seien als je zuvor.
In jedem vierten Betrieb bleiben Stellen unbesetzt:
Branchenübergreifend beklagen 18 Prozent (im Frühjahr waren es 19 Prozent) der Unternehmen einen Mangel an Fachkräften. In der Metall- und Elektroindustrie sind es 19 Prozent – im Frühjahr waren es hier lediglich 9 Prozent.
Fachkräftebedarf sehen branchenübergreifend 32 Prozent und in der M+E-Industrie 24 Prozent der befragten Unternehmen. Für die kommenden drei Jahre ist die Tendenz steigend, denn weitere 40 Prozent (in der M+E-Industrie sind es 47 Prozent) sehen einen Fachkräftebedarf auf sich zukommen.
Branchenübergreifend konnten Unternehmen mit Fachkräftebedarf diesen zu einem Viertel nicht decken. Nur gut ein Viertel der Unternehmen (29 Prozent in der ME-Industrie) erwartet in naher Zukunft keinen Fachkräftebedarf. Rund ein Viertel der Befragten kann freie Stellen nicht besetzen.
Branchenübergreifend planen 35 Prozent (im Frühjahr waren lediglich 13 Prozent) der Unternehmen die Verstärkung der innerbetrieblichen Personalentwicklung, 25 Prozent (Frühjahr: 11 Prozent) eine Erhöhung der eigenen Ausbildungsplätze und 22 Prozent (Frühjahr: 12 Prozent) die Verbesserung des Kontaktes zu Schulen und Hochschulen.