Oberhausen. . Das Oberhausener Rathaus kann vier attraktive Lehrstellen nicht besetzen. Woran das liegt? Weniger an der Ausbildung als an dem, was danach kommt. Denn wer bei der Stadt lernt, muss sich fragen, ob er danach auch übernommen wird.

Arbeiten bei der Stadt? Das scheint bei Jugendlichen zunehmend „uncool“ zu werden. Die Verwaltung hat derzeit jedenfalls Probleme, wichtige Ausbildungsplätze zu besetzen. Vier von 23 eigentlich attraktiven Stellen zum Teil mit Aussicht auf den gehobenen Dienst und Verbeamtung bleiben unbesetzt, weil es an qualifizierten Interessenten mangelt und selbst die Kandidaten auf der Reserveliste abwinkten. Auch die Arbeitsagentur konnte der Stadt nicht mit Ersatz dienen.

Eine Ausbildungsstelle als Stadtfachangestellte und sogar drei als Stadtinspektoranwärter, die eine sichere Beamtenkarriere starten könnten, sind immer noch vakant. Sie werden in einigen Jahren fehlen, das ist schon jetzt klar, selbst, wenn man noch nicht weiß, wo. Denn „die Verwaltung ist überaltert“, so ein Pressesprecher der Stadt, auch in Sachen Modernisierung der Arbeitsplätze fehle der „Technik-affine Nachwuchs“.

Nicht, dass es keine qualifizierten Kandidaten gäbe, wie es die freie Wirtschaft gerne bejammert. Doch die zieren sich, weil die eigentlich rosige Aussicht in Oberhausen von der Bezirksregierung verhagelt wird: Die Übernahme in die hiesige Verwaltung ist fraglich. Schon 2011 mussten sich einige fertige Azubis wegen Einstellungsstopps und Personalabbaus in anderen Städten umsehen. Es sei bitter, wenn gute Leute am Ende die Stadt wechseln müssten, meint der Sprecher.

Verständnis für die jungen Leute

Oberhausens Personaldezernent Jürgen Schmidt hat für die jungen Leute sogar Verständnis. Er kennt die Nachteile, die die Stadt im Wettbewerb um guten Nachwuchs gegenüber anderen Kommunen und Behörden hat. Die Bewerber wüssten genau, was ihnen die Konkurrenz bietet und sprächen dies offen an. „Andere Städte können zum Beispiel bei Ausbildungsbeginn eine Übernahme garantieren, das können wir nicht.“

Ebenfalls wenig werbeträchtig dürften für Oberhausen als Arbeitgeber die aktuellen Sparpläne sein: Mindestens 200 Stellen bei der Verwaltung will man in den kommenden zehn Jahren abbauen.

Kein Traum für Ehrgeizige

Mit Blick auf Karriereperspektiven ist Oberhausen nicht gerade der Traum ambitionierter Nachwuchskräfte: Es herrscht Beförderungsstau. Zugleich beklagen Personalvertreter Überlastung in vielen Bereichen. 2011 fielen bei der Stadt mehr als 37 000 Überstunden an. Der Anstieg ergibt sich vor allem aus einer EU-Richtlinie, die die Wochenarbeitszeit auch von Feuerwehrleuten auf 48 Stunden begrenzt. In Städten wie Oberhausen trifft diese Maßgabe allerdings auf die Realität armer Kommunen: Statt mehr Freizeit standen am Ende schlicht mehr Überstunden. Attraktive Arbeitsbedingungen sehen anders aus.

Zu den handfesten Standortnachteilen kommt offenbar jener schlechte Ruf, den Oberhausen sein Status als Kommune mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung Deutschlands eingebracht hat. Kann es sein, dass darunter Oberhausens Image als Ausbilder leidet? „Ich will es nicht ausschließen“, sagt Schmidt. Er will die frei gebliebenen Stellen nächstes Jahr vielleicht zusätzlich ausschreiben.