Oberhausen. .

Das Handwerk wittert eine Chance im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Der doppelte Abi-Jahrgang durch die Verkürzung der Schulzeit beschert dem Ausbildungsmarkt im Sommer 2013 zweimal so viele Oberstufen-Abgänger wie üblich. 1100 werden es in Oberhausen sein. Und weil Studienplätze knapp werden, dürften sich einige Abiturienten stattdessen für eine klassische Ausbildung entscheiden.

„Wir raten den Handwerksbetrieben, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen, um Fachkräfte langfristig zu binden“, sagt Arbeitsagentur-Sprecherin Katja Hübner. Das Handwerk könne aus dem Vollen schöpfen. Abiturienten hätten eine gute Chance, bevorzugt eingestellt zu werden. „Ein höherer Schulabschluss ist immer ein Vorteil.“

Bei der Oberhausener Kreishandwerkerschaft ist der Abiturienten-Segen längst Thema: „Wir freuen uns“, sagt Geschäftsführerin Barbara Pezzei. Dem Handwerk fehle es an jungen Menschen, die Führungspositionen und ganze Betriebe übernehmen wollen. „Helfer werden nicht mehr gesucht. Es werden Unternehmer gebraucht.“

Das Handwerk wirbt um Abiturienten

Die Handwerkerschaft wirbt mit guten Karrierechancen und Verdienstmöglichkeiten, die mitunter dem eines Akademikers ähnelten. Zugleich gebe es eine steigende Ausbildungsbereitschaft bei den Betrieben. Aktuell stelle das Handwerk in Oberhausen und Mülheim jährlich 600 Azubis ein. Tendenz steigend.

Zugleich drohen Haupt- und Realschüler die Verlierer der Schulzeit-Verkürzung an Gymnasien zu werden. Arbeitsagentur und Handwerkerschaft machen keinen Hehl daraus, dass die schlechtere Schulqualifikation im kommenden Jahr zum Nachteil im Bewerbungsgespräch werden könne.

Auch Haupt-und Realschüler sind nicht chancenlos

Haupt- und Realschüler sollten sich aber trotzdem nicht entmutigen lassen. Ein Abiturient müsse schon zeigen, dass er den Job auch wirklich haben will, sagt Pezzei. „Man kann nicht sagen, dass es auf jeden Fall der Abiturient wird.“ Es gebe Hauptschüler, die sich schon seit Jahren gezielt auf eine Ausbildung im Handwerk vorbereiten, Praktika machen und am Startklar-Programm teilnehmen. Das sei eine ideale Vorbereitung. Sie rät auch den 2013er-Abiturienten, schon Kontakt zu möglichen Ausbildungsbetrieben aufzunehmen, in den Sommerferien ein Praktikum zu machen. Wer im Herbst 2013 anfangen wolle, müsse sich beim Handwerk im Frühjahr bewerben.

Die Arbeitsagentur hat unterdessen das Team der Abiturienten-Berater von drei auf vier aufgestockt. Uni oder Ausbildung? Abiturienten sollen das Angebot annehmen, sich beraten lassen. Damit auch jeder glücklich wird. Was 2013 eine besonders große Herausforderung wird.

Im nächsten Jahr machen über 1000 Schüler in Oberhausen Abitur

Laut einer Schülerprognose des Landes werden im kommenden Jahr 2489 Schüler in Oberhausen die Schule verlassen. Darunter sind 1100 Abiturienten. Etwa 400 haben einen Hauptschulabschluss, 800 einen Realschulabschluss. Nur ein kleiner Teil – 80 – verlässt das Gymnasium oder die Gesamtschule mit Fachhochschulreife. Immerhin 75 Schülern droht der Schulabgang ohne Abschluss.

Die Kreishandwerkerschaft bietet auf ihrer Internetseite www.kh-mo.de ausführliche Informationen für Schulabgänger und Abiturienten. Die Arbeitsagentur informiert im Berufsinformationszentrum an der Mülheimer Straße, im Unterricht an den Schulen und im persönlichen Gespräch mit Abiturienten (und auch deren Eltern/Großeltern) über Chancen und Risiken mit dem doppelten Abitur-Jahrgang 2013.