Oberhausen. . Der umweltpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kauch, besuchte das Biomasse-Heizkraftwerk der EVO in Sterkrade.
Wenn im Jahre 2022 die letzte Betriebsgenehmigung für ein Kernkraftwerk erlischt, sollen die Lichter in Deutschland nicht ausgehen. Es bedarf also einer Energiewende. Dabei spielen das Energiesparen und die Verbesserung der Energieeffizienz eine große Rolle. Ebenso gefragt sind Alternativen zur Kernkraft. Und bezahlbar soll der Strom, für den der Verbraucher bereits jetzt mehr als in den meisten EU-Ländern zahlt, auch noch sein. Aber ist das alles überhaupt zu erreichen?
Der umweltpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kauch, schaute sich kürzlich auf Einladung der Oberhausener FDP das Biomasse-Heizkraftwerk der EVO in Sterkrade an und erläuterte, welches seiner Ansicht nach die Eckpunkte einer modernen alternativen Energiepolitik sein sollten.
Verlässlich und bezahlbar müsse die Energieversorgung sein, betonte Kauch. Um dies zu erreichen seien – neben der Förderung von Energiesparmaßnahmen – verschiedene Schritte notwendig: So plädiert der Abgeordnete für die Absenkung der Stromsteuer, um die nach dem Energieeinspargesetz steigenden Mehrwertsteuereinnahmen wieder auszugleichen.
Ein weiterer Punkt, der ihm wichtig ist: Es müssten Anreize geschaffen werden, für alternative Energieanlagen auch Speichermöglichkeiten zu realisieren, um somit eine verlässliche Versorgung zu ermöglichen. Zudem fordert er, dass die Anlagenbetreiber sich Gedanken machen müssten, von wem und wann der von ihnen produzierte Strom gebraucht werde. Stichwort: Direktvermarktung. Als preistreibend habe sich die Dauerförderung regenerativer Energien erwiesen. Ziel müsse es sein, dass sich der Staat aus der Gestaltung der Preise letzten Endes komplett herausziehe.
Strom und Fernwärme
Bei der EVO, die jeweils zur Hälfte der Stadt und dem RWE-Konzern gehört, hat man sich für ein Biomasse-Heizkraftwerk entschieden. Es verbrennt ausschließlich Holz, das bei der Landschaftspflege, also etwa beim Fällen von Bäumen entlang der Autobahnen, anfällt. 2011 wurde es in Betrieb genommen. Mittels Kraft-Wärme-Kopplung können über das Kraftwerk umgerechnet bis zu 6000 Haushalte mit Strom und etwa 3500 mit Fernwärme versorgt werden.
Doch der Betrieb lief anfänglich nicht ohne Schwierigkeiten, wie Kraftwerksleiter Hans Neubauer erläuterte: Immer wieder gelangten Steine, Metalle, zu große Holzstücke oder anderes, was nicht verarbeitet werden kann, in die Anlage, was dann zu Störungen führte. Inzwischen habe man das aber im Griff.
Als Fazit seines Besuchs, dem eine Besichtigung des umweltschonenden Tengelmann-Klimamarkts in Mülheim vorausging und ein Gespräch mit Verbraucherschützern zum Thema Energiepreise folgen sollte, meinte Kauch: „Für das Verständnis der Praxis sind solche Besuche vor Ort äußerst wichtig.“
Stromkosten sparen
In einem 24 Seiten starken Papier hat kürzlich die Landesarbeitsgemeinschaft der 16 Industrie- und Handelskammern in NRW ihre energiepolitischen Positionen vorgelegt. Dreh- und Angelpunkt sei für die Unternehmen die sichere und bezahlbare Energieversorgung, gepaart mit einer verlässlichen und berechenbaren Energiepolitik. Insbesondere die Steuern und Abgaben seien mit über 50 Prozent Anteil am Strompreis zu hoch.
Da eine moderne Energiepolitik auf einen breiten Energiemix setze, sei es richtig, regenerative Energieträger wie Wind und Sonne weiter auszubauen, so die Kammern. Die Förderung der erneuerbaren Energien dürfe aber keinesfalls als Dauersubvention verstanden werden, sondern müsse unter der Vorgabe einer schnellen Marktintegration erfolgen. Die Broschüre ist im Internet unter der Adresse www.ihk-nrw.de abrufbar.
Neben dem Arbeitspreis (je kWh über den Zähler gemessener Verbrauch) müssen Verbraucher in den meisten Fällen einen sogenannten Grundpreis zahlen. „Das ist etwa so, als wenn Ihr Bäcker für das Betreten des Ladens 50 Cent Eintritt verlangt, unabhängig davon, wie viele Brötchen Sie kaufen“, schreibt die Verbraucherzentrale. Für die Energiewende wäre es hilfreich, wenn die Stromkosten nur verbrauchsabhängig wären, denn „dann lohnte sich Energiesparen für alle und die noch vorhandenen Energieeinsparpotenziale würden schneller genutzt.“
Information zum Stromsparen bietet neben dem Technischen Rathaus auch die Verbraucherberatungsstelle, Lothringer Straße 20. Eine Energieberatung vor Ort (60 Euro) kann unter 01801-115999 vereinbart werden. Unter www.meine-wende.de finden sich weitere Informationen.