Oberhausen. .
Die Energieversorgung Oberhausen AG (EVO) hebt zum zweiten Mal in diesem Jahr die Preise an. Ab 1. April verteuert sich die Kilowattstunde um weitere 0,24 Cent. Und trotz eines vorzeigbaren Gewinnes von 12,1 Mio. Euro für 2011 steht auch für die EVO schon jetzt fest: Die Energiepreise werden weiter klettern.
Bereits zum 1. Januar hatte die EVO die Preise für Strom um 0,9 Cent pro Kilowattstunde angehoben. Bei einem durchschnittlichen Haushalt führte dies zu einer Mehrbelastung von rund 2,60 Euro im Monat. Grund damals: Höhere Netzentgelte, Auflagen der Bundesnetzagentur und Belastungen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
Auch diesmal macht der Energieversorger einzig den politischen Willen für die erneute Preiserhöhung verantwortlich. „Es gibt eine neue Umlage, die bundesweit bereits zum 1. Januar 2012 eingeführt wurde“, erläutert EVO-Geschäftsführer Hartmut Gieske. Hintergrund: Besonders energieintensive Betriebe können sich seitdem von den Stromnetzentgelten befreien lassen. Die durch diese Begünstigung entgangenen Erlöse der Netzbetreiber sollen laut Beschluss der Bundesnetzagentur im Rahmen eines bundesweiten Belastungsausgleichs umgelegt werden. Die Zeche zahlen also alle anderen Stromkunden – und damit auch die Privathaushalte vor Ort. „Jeder Stromkunde ist betroffen, egal ob in unserem Netz ein Unternehmen von dieser Änderung profitiert oder nicht“, so Gieske.
Kosten werden auf neun Monate umgelegt
Berechnet wurde die Umlage von der Bundesnetzagentur auf 0,151 Cent pro Kilowattstunde. „In die letzte Anpassung des Strompreises zum 1. Januar konnten wir diese Erhöhung nicht mit einfließen lassen, weil wir das zeitlich nicht mehr hinbekommen haben; wir müssen ja alle Kunden informieren, uns an Fristen halten“, führt Gieske aus.
Da die Belastungen für die EVO aber bereits zum 1. Januar gestiegen seien, würden diese Kosten nun für alle Kunden auf die verbleibenden neun Monate umgelegt. Die Preise für Strom aus der Grundversorgung steigen damit zum 1. April um 0,24 Cent pro Kilowattstunde. Für den durchschnittlichen Haushalt (3500 kWh im Jahr) bedeutet dies: 70 Cent mehr pro Monat. Damit verteuerte sich Strom in den ersten drei Monaten um insgesamt 4,6 Prozent.
Erdgas- und Fernwärmepreise stabil
Auch die Tarife für Elektro-Wärmespeicheranlagen und -Wärmepumpenanlagen sind betroffen, sie ziehen ab 1. Juli an. Die Erdgas- und Fernwärmepreise der EVO bleiben stabil. Insgesamt stiegen die staatlich verordneten Abgaben von 20 Prozent im Jahr 1998 auf aktuell 45,5 Prozent, so Gieske. Dazu kämen derzeit weitere 20 Prozent an Netznutzungsentgelten. „Damit können wir über 65 Prozent des Strompreises nicht mehr beeinflussen.“
Noch hält die EVO in Oberhausen bei Strom einen Marktanteil von 90 Prozent und bei Erdgas von 95 Prozent. Doch die Margen seien weiter rückläufig, betont Geschäftsführer Hartmut Gieske. Aktuell zähle das Unternehmen knapp 150 Stromwettbewerber vor Ort, beim Erdgas seien es bereits über 50.
Tendenz steigend. Seit 2007 verzeichne die EVO entsprechend permanent rückläufige Gewinne. Zwar liege das Ergebnis von 2011 mit 12,1 Mio. Euro über dem des Vorjahres (11,6 Mio. Euro). „Weil wir trotz der milden Witterung und einer kürzeren Heizperiode 2011 gestiegene Umsätze aus Energieverkäufen verzeichnen können“, freut sich Gieske. Doch langfristig werde das immer schwieriger. Strategische Partnerschaften seien zunehmend von Bedeutung. „Einen Wettbewerbsvorteil bietet uns die Beteiligung an der Strombeschaffungsgesellschaft Quantum GmbH, die es uns erlaubt, im Verbund günstiger Strom einzukaufen“, so Gieske. Nur so bleibe EVO in den Preisen kalkulierbar.
Ein zunehmend knapperes Gut
„Energie wird ein zunehmend knapperes Gut und damit immer teurer“, ist sich Gieske sicher. Da die Bundesregierung sich von der Atomkraft verabschiedet habe und ein klares Bekenntnis zur Stein- oder Braunkohle vermissen lasse, werde derzeit Atomstrom aus Frankreich zugekauft, um die Stromversorgung absichern zu können.
„An der Grundversorgung, also an Energie, die 24 Stunden abrufbar ist, hapert es bei uns also“, erläutert Gieske. Bei der so genannten Mittellast, die eine acht- bis neunstündige Versorgung sicherstelle, sei Deutschland mit Erdgas und Heizöl gut aufgestellt. Die erneuerbaren Energien, auf die verstärkt gesetzt werden soll, seien aber nicht ausreichend nutzbar. „Windenergie etwa, die an der Nordsee erzeugt wird, hat in Süddeutschland keinen Nutzwert, weil sie dort nicht ankommt – es fehlen die Netze.“ Die müssten nun gebaut werden. Das kostet. „Und damit steht fest, dass die Energiepreise auf absehbare Zeit immer weiter steigen werden.“
In der Gerüchteküche brodelt es: Hauptsponsor EVO werde sich langfristig aus der sechsstelligen Unterstützung des Fußball-Drittligisten RWO zurückziehen.
Auf Nachfrage versicherte EVO-Geschäftsführer Hartmut Gieske (der auch im RWO Aufsichtsrat sitzt) zwar: „Es gibt keine konkreten Pläne.“ Er betonte aber auch: „Wir sind vor allem unseren Anteilseignern verpflichtet und bei weiter rückläufigen Gewinnen darf es keine Tabus geben.“ EVO-Sprecherin Birgit Konopatzki ergänzt: „Mittelfristig haben wir zu kämpfen, um am Markt zu bestehen und um die 11 Mio. Gewinn einzufahren, auf die die Stadt ja auch setzt.“ Da könne das Sponsoring nicht so weiterlaufen wie bisher. Und: „Zehn kleine Vereine benötigen nicht so viel wie ein großer.“
Die prognostizierten 12,1 Mio. Euro Gewinn gehen zu gleichen Teilen an die beiden Anteilseigener der EVO: die RWE Deutschland AG und die Stoag (100-prozentige Stadt-Tochter). Darüber hinaus erhält die Stadt in diesem Jahr eine Konzessionsabgabe in Höhe von 9,3 Mio. Euro und rund 3 Mio. Euro Gewerbesteuer. Welch große Bedeutung die EVO als Wirtschaftsfaktor hat, zeigt ein Blick auf das Einkaufsvolumen für 2011: Von insgesamt ca. 26 Mio. Euro wurden rund 9,5 Mio. an Oberhausener Unternehmen vergeben. Dabei arbeitete EVO mit über 150 Betrieben zusammen.