Oberhausen. .
Wer das neue 14 Millionen Euro teure Biomasse-Heizkraftwerk der Energieversorgung Oberhausen (EVO) in Sterkrade besichtigt, merkt schnell: Man muss ganz schön viel Aufwand betreiben, um die Umwelt wenigstens ein bisschen zu entlasten.
Ein Heizkessel mit Abluftrohren bildet nun nach einem Jahr Bauzeit eine Anlage auf drei Etagen in beeindruckender Mehrfamilienhaus-Größe, die täglich mit fünf Großlastern voller Holz-Schredderteile gefüttert wird, damit der erhitzte Dampf eine relativ kleine Turbine in Drehungen versetzt, so dass ein Generator Strom erzeugen kann. 22 000 Megawattstunden Strom werden nun im Jahr aus 40 000 Tonnen Holz erzeugt - zum Vergleich: Oberhausen verbraucht jährlich 800 000 Megawattstunden an Strom.
Aber im Unterschied zu normalen Kohlekraftwerken wird an der Sterkrader Friedrichstraße gegenüber dem Bahnhof mit der Holz-Verfeuerung nicht nur Strom hergestellt: Mit der einmal erzeugten Hitze des Dampfes speist man das EVO-Fernwärmenetz - und kann so 6000 Wohnungen in den Stadtteilen beheizen.
Holz aus der Landschaftspflege
Die EVO betreibt damit bereits die dritte Anlage mit Kraft-Wärme-Koppelung. In Sterkrade aber wird das Wasser erstmals im Ruhrgebiet mit Holz aus der Landschaftspflege erhitzt: Mit übrig gebliebenem Schnitt von Straßenrändern, aus Parks oder Wäldern. Selbst richtig nasses Holz, der Schrecken aller Freunde von Wohnzimmer-Kaminen, kann in dem modernen EVO-Brennofen verfeuert werden.
So wundert es nicht, wenn Oberbürgermeister Klaus Wehling (SPD) kurz vor dem symbolischen Knopfdruck zum offiziellen Start der Anlage die EVO lobpreist: „Wir haben zwar nicht die größten Stadtwerke im Ruhrgebiet, aber die fortschrittlichsten.“
Damit kann sich Oberhausen als eine klimafreundliche Stadt präsentieren. „Für die Stadt ist es sehr wichtig, in Umweltschutz zu investieren“, meint EVO-Vorstand Thomas Mathenia. EVO-Energieleiter Bernd Homberg sieht die Anlage als „wichtigen Meilenstein in der kommunalen Eigenerzeugung“.
20.000 Tonnen Kohlendioxid gespart
Wenn man Holz verfeuert, entsteht zwar bei der Verbrennung auch das klimaschädliche Treibhaus-Gas Kohlendioxid, doch ein Baum gibt dabei nicht mehr CO2 ab, als es es beim Wachstum aufgenommen hat. So spart man im Vergleich zum Einsatz von Gas oder Kohle 20 000 Tonnen Kohlendioxid ein - das entspricht 15 000 Kompakt-Autos mit einer Jahresfahrleistung von 10 000 Kilometern.
Oder noch anschaulicher, wie EVO-Sprecherin Birgit Konopatzki ausrechnen ließ: Erst, wenn man Oberhausen komplett bewalden würde, hätte man die gleiche Menge an CO2 im Jahr mit Hilfe der Kohlendioxid aufnehmenden Bäume eingespart wie jetzt mit diesem Heizkraftwerk.
Eine Herausforderung
Logistisch war der Bau mitten im dicht besiedelten Sterkrade auf dem Gelände des EVO-Heizkraftwerks II eine Herausforderung. Die gesamte neue Anlage entstand in einem vorhandenen 25 Meter hohen Gebäude, die bis 1988 für eine Helium-Gasanlage genutzt wurde. Neu gebaut werden musste nur das von außerhalb kaum sichtbare Holzlager, dafür musste ein altes Gebäude zum Transport der Holzspäne an den Heizofen untertunnelt werden.
Um die Belastung der Anwohner durch Lkw-Verkehr zu minimieren, werden alle täglichen fünf Holz-Laster über das nahe MAN-Gelände geleitet. Hinzu kommen noch täglich drei Laster, die die nach der Verbrennung übrige Asche abtransportieren.