Oberhausen. . Seit der Katastrophe in Japan denken die Bürger um. Für die EVO heißt das: 20 Prozent mehr Verträge im Naturstrom-Tarif. Eine Speisung aus reinem Ökostrom ist zwar technisch nicht machbar, aber der Wechsel beeinflusst dennoch den Markt.
Der Oberhausener wird Öko, ein bisschen wenigstens: Seit der Katastrophe in Fukushima verzeichnet die Energieversorgung Oberhausen (EVO) saftige Zugewinne bei ihrem Naturstrom-Tarif. „20 Prozent mehr Verträge wurden seit dem 1. März abgeschlossen“, berichtet Pressesprecherin Birgit Konopatzki. Noch mehr Anträge lägen auf Halde, mancher wäge wohl noch ab, der Wandel zum Öko ist ein längerer Entscheidungsprozess.
Klimawandel zu Ungunsten der Atomkraftwerke
„StromNatur“ heißt der Gute-Gewissen-Tarif bei dem Oberhausener Energieversorger. Er verspricht die CO2-Emissionen mit Strom aus „100 Prozent Wasserkraft“ zu senken. Ein (Werbe-)Slogan, der angesichts der täglichen Schreckensnachrichten aus den japanischen Atomkraftwerken beinah wie von gestern klingt. Als umweltbewusste Otto-Normalverbraucher vor allem an die Reduzierung von Kohlendioxid dachten – und sogar die Atom-Lobby mit dem Argument „CO2-freier“ Energieerzeugung auf den Zug des Klimawandels aufzuspringen versuchte.
Doch das Klima wandelte sich beim Bürger zu Ungunsten der Atomkraftwerke. Wegen Fukushima. Die Entscheidung für den „StromNatur“-Tarif ist heute eher eine gegen Atomstrom. Die EVO-Sprecherin weiß das: „Der Strom wird nicht aus Pumpkraftwerken gewonnen“, sagt sie, sondern aus Wasserwerken aus der Schweiz, wie der TÜV sogar zertifiziere. Denn Pumpkraftwerke benötigen in der Regel einen Antrieb mit Strom. Und der könnte aus AKW gespeist werden.
Genaue Trennung nicht möglich
100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien garantiert dagegen die EVO. Das Zertifikat EE sage aus, „dass der Strom auf eindeutig identifizierbare Quellen (Wasserkraftwerke) zurückgeführt werden kann“, sagt die EVO. Freilich: Auch der Gute-Gewissen-Strom speist sich beim Verbraucher aus solchem, der in Kernkraftwerken gewonnen wird. Denn genau trennen zwischen dem einen und dem anderen Strom kann man nicht gesondert für jeden Haushalt. So bekommen letztlich auch Ökos einen Teil Atomsaft aus ihrer Steckdose.
Im Mix der EVO stammen 4 Prozent aus AKW, 52 Prozent aus fossiler Energie wie Gas, Kohle und Öl. Warum der Anteil erneuerbarer Energien (44 Prozent) bei dem örtlichen Versorger im Vergleich zur Stromerzeugung in ganz Deutschland (nur 17 Prozent) so hoch ist, erklärt Konopatzki mit dem hohen Anteil an selbst erzeugtem Strom: 40 Prozent wird durch Kraft-Wärme-Kopplung aus drei eigenen Kraftwerken gewonnen. 60 Prozent kauft die EVO auf dem Strommarkt ein.
Teurer als Normal, günstiger als Bio
Würde jedoch jeder Oberhausener schlagartig auf Öko-Strom umsteigen wollen, ginge dies so kurzfristig nicht, sagt die EVO-Sprecherin deutlich. Wer allerdings umsteigt, hat immerhin Einfluss darauf, wie der Oberhausener Versorger zukünftig auf dem Markt einkaufen wird – und nimmt damit Einfluss auf die Investitionen der Erzeuger.
Wer gleichermaßen auf den Cent und das Gewissen schaut, muss für StromNatur bei einem Verbrauch von 2600 Kilowattstunden im Jahr (2-Personen-Haushalt) 10 bis 40 Euro mehr berappen – im Vergleich zu den sonstigen EVO-Tarifen. Dennoch ist dieser günstiger als bei den vier reinen Biostrom-Anbietern (E-Werke Schönau, Greenpeace, Lichtblick und Naturstrom). Ersparnisse zwischen 10 und 110 Euro sind auch hier drin.