Oberhausen. . Mit dem Ehrenring der Stadt verabschiedete Oberhausens OB Klaus Wehling den langjährigen Kämmerer Bernhard Elsemann in dessen letzter Ratssitzung aus dem Amt. Mit breiter Mehrheit stimmte der Rat im Weiteren für den Ausstieg aus der Atomkraft.

Selbst in seine letzte Ratssitzung hinein verfolgen Bernhard Elsemann, den langjährigen Kämmerer und heutigen „Jungrentner“, wie ihn Oberbürgermeister Klaus Wehling in seiner Abschiedsrede nennt, all die finanziellen Probleme in einer armen Stadt.

Das Rathaus darf auf Druck der Bezirksregierung selbst die guten fertigen Nachwuchs-Verwaltungskräfte nicht fest anstellen; die Preise für Einrichtungen der Kultur müssen im Rahmen neuer Sparpakete steigen und die 28 durch die Gemeindeprüfungsanstalt ermittelten Fehler seiner Kämmerei bei Erstellung der Eröffnungsbilanz spielen auch noch einmal in der politischen Debatte eine Rolle.

Nicht kaputt gespart

Doch das sind reine Tagesaktualitäten, gewürdigt wurde zu Beginn der Sitzung von (fast) allen Ratsleuten und der Stadtspitze sein Lebenswerk: 48 Jahre lang arbeitete er im Dienste der Stadt, 13 Jahre als Kämmerer. „Bernhard Elsemann hat hohe Fachlichkeit, Souveränität und soziale Kompetenz bewiesen. Als zufriedener Jungrentner kann er auf ein äußerst erfolgreiches Berufsleben zurückblicken“, meinte Wehling beim Abschied am Montag im Rat.

Er habe sich einen hervorragenden Namen über Oberhausen hinaus gemacht, weil er unter äußerst schwierigen finanziellen Umständen für diese Stadt noch so viel herausgeholt und Oberhausen nicht kaputt gespart habe.

Für seine besonderen kommunalpolitischen Verdienste für Oberhausen erhielt Elsemann daher den Ehrenring der Stadt. „Dies ist auch eine Auszeichnung für die Menschen, die mich geprägt und die mich loyal und konstruktiv-kritisch begleitet haben“, sagte Elsemann.

Als Nachfolger wählte der Rat mit Mehrheit gegen die Stimmen der CDU und der Linken Apostolos Tsalastras (SPD), der neben den bisherigen Bereichen Kultur, Sport und Gesundheit auch die Kämmerei übernimmt. Sparen um jeden Preis scheint auch nicht die Sache von Tsalastras zu sein. Trotz des Sparzwangs müsse man die Stadt ja schließlich weiterentwickeln, den Strukturwandel packen und in Bildung investieren, sagte Tsalastras in seiner Antrittsrede vor dem Rat.

Stärker in regenerative Energien investieren

Erster Beigeordneter wie Elsemann, also Stellvertreter von Wehling, wurde Tsalastras aber nicht: Schuldezernent Reinhard Frind (SPD) bekam diese Aufgabe von SPD, Grünen und FDP übertragen. Beide erhalten dafür mehr Geld: Statt B4 gibt es B5. Zum Ausgleich spart man Geld bei der Elsemann-Stelle ein.

Neben Finanzen und Personal stand noch ein wichtiges politisches Thema auf der Tagesordnung: Schneller als der Bundestag beschloss der Rat mit breiter Mehrheit von SPD, CDU, Grünen und FDP den Ausstieg aus der Atomenergie.

Die EVO solle „bei Einhaltung bestehender Lieferverträge und einer weitgehenden Kostenneutralität schnellstmöglichst“ ihren derzeit schon niedrigen Atomkraft-Anteil beim Elektrizität-Einkauf von 4 Prozent auf 0 Prozent reduzieren. In regenerative Energien soll noch stärker investiert werden. Zudem werden alle städtischen Töchter aufgefordert, so schnell wie möglich auf Atomstrom zu verzichten. Den Linken ging dieser Beschluss nicht zügig genug: Sie stimmten dagegen.