Oberhausen. Immer mehr Oberhausener Rentner sind auf Grundsicherung angewiesen oder bessern ihre Bezüge durch Mini-Jobs auf.

Immer mehr Oberhausener kommen mit ihrer Rente nicht aus. Die Zahl derjenigen, die auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind, ist nach Angaben der Stadt auf 1499 gestiegen. Im vergangenen Jahren waren es noch 1382 der über 65-Jährigen. Experten erwarten, dass die Zahl weiter wachsen wird.

„Die Zahl der Leute, die nach ergänzender Altersvorsorge fragen, steigt“, weiß Claudia Müller, Sprecherin der hiesigen Auskunfts- und Beratungsstellen der Deutschen Rentenversicherung und der Knappschaft-Bahn-See. Zudem interessierten sich immer mehr der über über 51 000 Oberhausener Rentner für Mini-Jobs: Aktuell bessern mehr als 1560 Bürger über 65 Jahren ihre Bezüge mit einem Minijob auf, von den über 75-jährigen arbeiten noch beinahe 280.

Jeder dritte Rentenversicherte, das hat eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ergeben, ist von Altersarmut bedroht. Demnach beziehen Männer durchschnittlich 957 Euro Rente, die Durchschnittsrente der Frauen läge nur noch bei 491 Euro.

Weniger Beitragszahler

„Man muss davon ausgehen, dass die Zahl der Menschen, die im Alter auf soziale Hilfen angewiesen sind, noch weiter zunimmt“, sagt Brigitte Siodmak, stellvertretende Leiterin des städtischen Bereichs Soziale Angelegenheiten. Dies hänge mit der „demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung“ zusammen: Während die Zahl der Rentner steigt, geht die Zahl der Geburten – und somit der Beitragszahler – weiter zurück.

Wer eine geringbezahlte Tätigkeit ausübt oder nur in Teilzeit beschäftigt ist, hat im Alter oft Schwierigkeiten“, sagt Siodmak. Zusätzlich würden die Menschen immer älter, die Lebenshaltungskosten nähmen stetig zu. Vor allem Frauen, die keine eigenen Beiträge gezahlt haben, könnten ihren Lebensunterhalt in Zeiten weiter sinkender Witwenrenten nach dem Tod des Partners kaum finanzieren.

Nicht zu unterschätzen sei zudem, „dass viele Selbstständige nicht gezwungen werden, in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen“ – und trotz beruflichen Erfolgs im Alter in Not gerieten.

Rentenanspruch von 52 Euro im Monat

„Wer 40 Jahre gearbeitet hat, muss eine Rente bekommen, von der er leben kann“, meint die Oberhausener DGB-Vorsitzende Henrike Greven. Tatsächlich aber erhalten nach Berechnungen des Arbeitsministeriums ab 2030 Arbeitnehmer, die 2500 Euro brutto im Monat verdienen und 35 Jahre Vollzeit gearbeitet haben, nur eine Rente in Höhe von 688 Euro. „Es ist eine dramatischen Situation, die sich noch verschärfen wird“, ist Greven überzeugt. Sie fordert eine Umgestaltung des Arbeitsmarktes, Minijobs etwa müssten abgeschafft oder aber sozialversicherungspflichtig werden. Bisher habe mancher 400-Euro-Jobber nach 16 Jahren Arbeit gerade mal einen Rentenanspruch von 52 Euro im Monat.

Um ein für die Menschen erträgliches Rentenniveau zu erreichen, dürfe der Beitragssatz nicht – wie von der Bundesregierung geplant – sinken, sondern müsse langsam auf 22 Prozent steigen. Ramin René Sarrafi von der Alstadener Ortsgruppe des Sozialverbands VDK meint: „Die Politik muss darüber nachdenken, wie man das Geld sozialer verteilt.“