Essen. . Junge Essener Arbeitnehmer sollten heute schon an ihre Rente denken und vorsorgen. Doch eine Zusatzversicherung muss man sich auch leisten können. Die Deutsche Rentenversicherung nimmt sich derweil vor, “noch viel offensiver über die Möglichkeiten der Altersvorsorge zu informieren“.

45 Jahre hat die Essener Friseurmeisterin Karin Liß in ihre Rentenkasse eingezahlt. Was unterm Strich dabei rauskommt, treibt der 64-Jährigen, die gerade ihr Altersruhegeld bei der Deutschen Rentenversicherung an der Hindenburgstraße beantragt hat, die Tränen in die Augen. „Ich würde so eben über die Runden kommen“, sagt sie. Ohne die Rente ihres Mannes könnte sie sich keine Extraausgaben wie Urlaub oder eine neue Waschmaschine leisten.

Altersarmut ist das Stichwort, das derzeit in aller Munde ist. Das Armutsrisiko betrifft besonders die künftigen Rentner: Laut Berechnungen des Arbeitsministeriums bekämen ab 2030 sogar Arbeitnehmer, die 2500 Euro brutto im Monat verdienen und 35 Jahre Vollzeit gearbeitet hätten, nur eine Rente in Höhe des Grundsicherungsbetrags von 688 Euro.

„Junge Leute denken eher an den nächsten Urlaub oder das neue Auto als an ihre Rente“, sagt Klaus Förster, Dienststellenleiter der Deutschen Rentenversicherung in Essen. Deswegen müsse man besonders bei jungen Arbeitnehmern das Bewusstsein verstärken, damit sie eine zusätzliche Altersversorgung abschließen. Eine ausreichende Vorsorge, so Förster weiter, sei zukünftig von der Selbstverantwortung des Einzelnen abhängig. „Selbstverantwortung schön und gut, aber mit dem, was ich in meinem Teilzeitjob verdiene, kann ich keine Zusatzversicherung finanzieren“, erklärt Bilal Arslan. Der 38-jährige Verkäufer schaut resigniert in die Zukunft: „Ich werde das Problem lösen müssen, wenn es auf mich zukommt.“

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Ob Bilal in den Genuss der von Arbeitsministerin von der Leyen (CDU) geforderten Zuschussrente kommen würde, ist fraglich: Mit dem Zuschuss sollen geringe Altersbezüge von Neurentnern auf maximal 850 Euro aufgestockt werden, wenn der Rentner mindestens 40 Versicherungsjahre und 30 Beitragsjahre vorweisen kann. „Keine Ahnung, ob ich jemals so viele Arbeitsjahre zusammen bekomme“, sagt Kathrin W. Eine private Absicherung hat die 24-jährige selbstständige Fuhrunternehmerin bislang nicht abgeschlossen: „Ich weiß heute doch gar nicht, was das Geld in 40 Jahren wert ist.“

"Wenn dabei keine Rendite rauskommt, ist zumindest die Einzahlung garantiert“

BWL-Student Philipp (23) hat sich dagegen schon früh mit dem Thema beschäftigt: 50 Euro zahlt er monatlich für seine private Altersvorsorge ein, „selbst wenn dabei keine Rendite rauskommt, ist zumindest die Einzahlung garantiert“.

„Wir müssen noch viel offensiver über die Möglichkeiten der Altersvorsorge informieren“, sagt Förster mit Blick auf die alarmierenden Zahlen. Mehr als 100 Beratungsgespräche zum Thema Rente und Zusatzversorgung führen die 22 Mitarbeiter der Deutschen Rentenversicherung derzeit am Tag, Tendenz steigend.